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Körperbild- und Körperschemastörung – Wenn das Selbstbild leidet

Menschen deren Vorstellung und Erfahrung vom eigenem Körper beeinträchtigt wurde, haben Orientierungsschwierigkeiten im Leben.

Die Eigenwahrnehmung spielt für den Menschen eine große Rolle im Umgang mit seinem Selbst und den Interaktionen mit seiner Umwelt. Mit seinem Körper kann er die Welt formen und gestalten, somit am sozialem Leben teilnehmen und Beiträge leisten, was wiederum ihn formt und gestaltet. Ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Identität ist demzufolge der körperliche Aspekt – das Körperkonzept, welches sich in

  • die kognitiv-emotionale Haltung zum eigenem Körper, das Körperbild, welches durch soziokulturell-ästhetische Wunschvorstellungen beeinflusst wird; und
  • das unterbewusst-physiologische Konstrukt aus Körpererleben, Körperbewusstsein und Körperinformationen – genannt Körperschema – unterteilen lässt.

Von außen erfährt man schon sehr früh, wer man ist und was man kann. Berührungen, Bewegung, Hautwahrnehmung, visuelle, akustische, vestibüläre (den Gleichgewichtssinn betreffende), sprich: propriozeptive Wahrnehmungen (Wahrnehmung, die durch aus dem Körper stammende Informationen resultiert) werden schon in den ersten Lebensmonaten in das Körpergedächtnis abgespeichert. Aufgabe der sozialen Partner ist es hierbei, die Signale und sich dahinter verbergende physische und psychische Bedürfnisse wahrzunehmen und ausreichend zu befriedigen. Ungenügende Akzeptanz und unvollständige Bedürfnisbefriedigung prägen den Menschen. Botschaften der Ablehnung, Abwertung und Schwäche werden in das Bewusstsein integriert, welche der Eigenbewertung und dem Eigenerleben nachhaltig schaden.

Körperdissoziation und psychische Bewältigungsstrategien

Dissoziative Erscheinungen können Misshandlungsfolgen sein: Die psychische Dissoziation (Abspaltung) beschreibt die Störung des gewöhnlich harmonischen Zusammenwirkens von Bewusstseinsinhalten. Es kommt zur Abspaltung von Gefühlen, Körper- und Umweltwahrnehmung, der Erinnerung und sogar der Identität. Dabei wird die Interaktion verschiedener Gehirnareale untereinander unterbrochen und Bewusstseinsflutung unterbunden – ein wichtiger Schutzmechanismus beim Erleben schwerer körperlicher Misshandlung. Das Gefühl für sich selber geht verloren, die eigene Existenz wirkt unreal, Zeit wird zum leeren Term, „das Leben unter einer Käseglocke“ und die Realität verschwimmt (Depersonalisation). Durch das abgespaltene Körpergefühl können körpereigene Signale nicht vollständig wahrgenommen oder richtig gedeutet werden. Der Körper wird zum Feind und die Identität bröckelt. Die Folge ist eine verstärkte Abhängigkeit von äußeren Signalen, Bewertungen und Zwängen.

Essstörungen und Selbstverletzung können die Folgen sein

Für Betroffene des reduzierten oder abgespaltenen Körpergefühls führt Selbstverletzung und wahnhaft-zwanghaft kontrollierendes Verhalten wie bei Essstörungen (beispielsweise Magersucht) oft zu vorübergehender Linderung und stellt außerdem eine Selbstbestrafung dar. Selbstverletzung beendet oder mildert oft dissoziative Zustände und hilft ein Identitätsgefühl zurück zu erlangen. Betroffenen der Borderline Symptomatik, Menschen, denen unter anderem stetige Reizüberflutung droht, erlangen durch Selbstverletzung eine Emotionsmilderung. Mitunter können sich „Skills“ – Präventivmaßnahmen bei Selbstverletzung – zur Wiederherstellung eines vollständigen Körpergefühls als hilfreich erweisen.