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Klarträumen als schöpferische Lebenshilfe

Im Klartraum oder „luziden Traum“ lässt sich die Traumwelt gestalten. Das Klarträumen eröffnet im nächtlichen Schlummer ungeahnte Handlungsmöglichkeiten und kreative Spielräume, die uns am Tag oft verschlossen bleiben.

Wieder ist er ihr begegnet, der Frau, die bisher ungekannte Sehnsüchte und Leidenschaften in ihm weckt. Aber wie jedes mal bleibt er stehen, rührt sich nicht vom Fleck und bringt kein einziges Wort heraus, so dass er sich fragt, ob sie ihn überhaupt bemerkt hat. Doch bevor alles wie bisher verläuft und er schließlich völlig frustriert weggeht, hält er plötzlich inne, schaut auf seine Hände und lächelt: es ist ein Traum! Ohne zu zögern, aber ganz entspannt, geht er auf die Frau seiner Sehnsüchte zu …

Zu schön um wahr zu sein? Nein, die Technik des Klarträumens macht es tatsächlich möglich, dass Menschen deutlich anders handeln als sie es normalerweise tun. Und dieses Phänomen ist so faszinierend, dass sogar Wissenschaftler den Klartraum zum Gegenstand ihrer Forschung machen. Eines steht inzwischen jedenfalls fest: Das Klarträumen lässt sich trainieren.

Was versteht man unter Klarträumen?

Unter Klarträumen versteht man Träume, in denen sich der Träumer bewusst ist, dass er träumt. Dies gibt ihm die Möglichkeit, den Traum willentlich zu gestalten und in das Traumgeschehen einzugreifen. Eine andere Bezeichnung für den Klartraum ist „luzider Traum“. Das Wort „luzide“ , welches aus dem Lateinischen stammt, bedeutet: hell, klar, durchsichtig, und beschreibt vor allem die geistige Klarheit, die der Träumer im Klartraum hat.

Welche Anwendungsmöglichkeiten bietet das Klarträumen?

– Erfahrung von ungelebtem Leben, Sehnsüchten und unerfüllbaren Wünschen

– Gewinnen von Problemlösungen und Erkenntnissen für persönliche Fragestellungen

– Selbsthilfe und Therapie bei Angst- und Alpträumen

– Spirituelle und religiöse Erlebnisse

Gibt es auch Risiken beim Klarträumen?

Wenig förderlich für die seelische Gesundheit ist es, wenn das Klarträumen in erster Linie dafür benutzt wird, vor der Wirklichkeit des eigenen Lebens zu fliehen und sich den konkreten Problemen nicht zu stellen. Schlimmstenfalls kann dies zu einem Suchtverhalten mit Realitätsverlust führen. Generell haben nächtliche Träume die Funktion, im Menschen ein seelisches Gleichgewicht herzustellen. Die inneren Bilder stellen eine Verbindung zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten dar und geben uns damit einen Einblick in das persönliche seelische Erleben. Von daher ist es nicht erstrebenswert, sämtliche Träume unter bewusste Kontrolle zu bekommen, so wie es beim Klarträumen der Fall ist. Es bleibt neben dem Klarträumen immer auch sinnvoll, seine eigenen Träume ohne bewusstes Eingreifen geschehen zu lassen.

Wie kann man das Klarträumen erlernen?

Wer eine gute Traumerinnerung hat, lernt das Klarträumen in der Regel leichter. Die Erinnerung an die eigenen Träume, kann man stärken, indem man nach dem Aufwachen mit geschlossenen Augen liegen bleibt und sich Bilder, Eindrücke und Gefühle der vergangenen Nacht kommen lässt. Auch wenn diese noch so kurz und bruchstückhaft sind, schreibt man diese in ein Traumtagebuch. Hilfreich ist es auch, sich beim Einschlafen innerlich den Satz zu sagen „Ich behalte meinen Traum!“

Die gängigste Methode, das Klarträumen zu erlernen, bildet die Reflexionstechnik. Dabei fragt man sich mehrmals am Tag, ob man jetzt gerade träumt oder wach ist – solange, bis die Frage derart selbstverständlich geworden ist, dass man sie sich auch im Traum stellt. Eine zusätzliche Möglichkeit ist es, sich eine Handlung im Traum vorzunehmen, etwa seine Hände anzuschauen. Wenn man sich dann außerdem die Frage stellt „Wache ich oder träume ich?“ ist es sehr wahrscheinlich, dass man sich über seinen Traumzustand bewusst wird. Das Erlernen des Klarträumens braucht Geduld. Entscheidend bleibt das regelmäßige Training, ähnlich, wie beim Erlernen einer Sprache oder eines Musikinstrumentes.

Was untersucht die Traumforschung zum Thema Klartraum?

Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen von Klarträumen gehen in die siebziger Jahre zurück. Als einer der ersten Forscher gilt Stephen LaBerge, er wurde seinerzeit noch als Außenseiter belächelt. Mittlerweile hat sich die Traumforschung zum Thema Klartraum im Schlaflabor etabliert. Am bekanntesten sind heute Forschungsprojekte im Zusammenhang der Therapie bei Angst und Alpträumen.