Die Kinderlähmung könnte nach den Pocken die zweite große Infektionskrankheit sein, die weltweit ausgerottet ist. Die Rotary-Clubs trugen dazu viel bei.
In den westlichen Industrienationen ist die Bedrohung durch Kinderlähmung (Poliomyelitis – kurz Polio genannt) seit langem kein Thema mehr. Nicht so in der Dritten Welt. Noch 1985 kam es in damals 125 Ländern zu jährlich rund 350.000 Neuinfektionen. Doch bis heute konnte dank umfassender Impfungen diese Rate auf nur noch 1.500 Neuinfektionen reduziert werden. Nur noch in Afghanistan, Indien, Pakistan sowie Nigeria ist die Bevölkerung akut von Polio-Viren bedroht.
Mit „PolioPlus“ zum Erfolg
Dieser Erfolg ist vor allem privater Initiative zu danken. Seit Jahrzehnten engagiert sich Rotary International mit dem Projekt „PolioPlus“ auf diesem Feld. Rotary ist eine weltweite Vereinigung von 1,2 Millionen Männern und Frauen aller Berufe, die sich in 33.000 Clubs zusammengeschlossen haben. Unter dem Motto „Selbstlos dienen“ verfolgen die Clubs jeweils eigene gemeinnützige Projekte, beteiligen sich aber auch an großen Gemeinschaftsprogrammen wie PolioPlus. In Deutschland gibt es fast 50.000 Rotarierinnen und Rotarier in 980 Clubs.
Bei PolioPlus arbeitet Rotary mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Kinderhilfswerk UNICEF sowie der US-Gesundheitsbehörde CDC zusammen. Diese Global Polio Eradication Initiative (GPEI) arbeitet seit 1988 auf die dauerhafte Unterbrechung der Infektionskette hin. Damit soll die Kinderlähmung nach den Pocken die zweite Krankheit sein, die vom Erdboden verschwinden soll.
Die Schluckimpfung wirkt
Im Kampf gegen die Kinderlähmung begann Rotary 1979 unter Verwendung eigener Spendenmittel zunächst ein auf fünf Jahre angelegtes Projekt zur Verbreitung der Schluckimpfung. Mit seinem weltumspannenden Netz von ehrenamtlichen Helfern unterstützt Rotary seitdem die Bemühungen zur Ausrottung der Kinderlähmung vor Ort. Rotarier helfen bei der Verteilung des Impfstoffs, sie mobilisieren die Bevölkerung und unterstützen die Impfaktionen logistisch.
Bis zur endgültigen Ausrottung des Virus wird Rotary rund 1,2 Milliarden US-Dollar aufgewendet haben, die vielen Arbeitsstunden der bis zu zehn Millionen freiwilligen Helfer nicht mitgerechnet. Die Poliokampagne profitiert außerdem von einer Partnerschaft, die Rotary International mit dem Milliardär Bill Gates und seiner Frau Melinda einging. Die Bill & Melinda Gates Foundation beteiligte sich 2007 mit einer Spende von 200 Mio. US-Dollar an dem Projekt. 2009 kündigte Bill Gates eine weitere Spende über 255 Mio. US-Dollar an, sofern Rotary International seinerseits bis 2012 nochmals 100 Mio. US-Dollar dazu gibt.
Polio ist eine Infektionskrankheit, die zu Verkrüppelung und unter Umständen zum Tode führen kann. Sie trifft hauptsächlich Kinder unter fünf Jahren. Da Polio selbst nicht heilbar ist, sind Verhütungsmaßnahmen der beste Schutz vor dieser Krankheit. Mit einer Impfstoffdosis, die umgerechnet nur 0,60 US-Dollar kostet, kann ein Kind lebenslänglich vor dieser verkrüppelnden Krankheit geschützt werden.