Kinderfüße verändern sich rasant. Worauf sollte man achten, wann muss man eingreifen und wie findet man den richtigen Schuh fürs Kind?
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, was auch beim Thema Füße sehr deutlich wird. Diese wachsen nicht nur rasant in der Länge, sondern verändern auch ihre Form und Funktion mit dem Wachstum. Im besten Falle hin zu einem gesunden und schmerzfreien Fuß, im ungünstigen Falle aber auch hin zu Fehlstellungen. Wichtig ist, im Blick zu haben, welche Veränderungen es gibt und ob sie sich auswachsen. Und behandelnd einzugreifen, wenn es nötig ist.
Mit der richtigen Unterstützung, angepasstem Schuhwerk und ein bisschen Geduld können aus vielen kleinen Kinderfüßen aber auch ganz problemlos große Treter werden.
Plattfüße sind bei Säuglingen normal
Neugeborene haben im Prinzip alle den gleichen Fuß, stellt man ihn auf den Boden, füllt er die gesamte Kontaktfläche aus und bietet so das klassische Bild eines Plattfußes. Um diese Füße muss man sich keinerlei Sorgen machen, das gehört so. Der Säuglingsfuß besitzt viel Fettgewebe und dazu keinerlei Fußgewölbe. Diese entstehen erst mit beginnender Belastung des Fußes, also wenn das Kind anfängt zu laufen. Dann richten sich die Fußknochen aus und die Quer- und Längsgewölbe können sich ausbilden.
Es gibt aber auch angeborene Fußfehlstellungen wie Sichel- oder Klumpfüße, sie werden in der Regel schon bei der ersten Untersuchung des neuen Erdenbürgers entdeckt und sinnvollerweise einer Behandlung zugeführt, da sie in der Regel nicht von allein ausheilen.
Knick-Plattfüße sind bei laufenden Kleinkindern normal
Bis etwa zum dritten Lebensjahr haben Kinderfüße manchmal ungewöhnliche Ausprägungen, sind sehr nach innen gedreht oder nach innen geknickt, manchmal an beiden Beinen in unterschiedlicher Richtung. Besonders der Knickfuß kann gelegentlich ein körpereigener Ausgleich für die O-Beine des Kindes sein, denn auch die Beine durchlaufen eine Entwicklung in der Beinachse, die sich natürlich schlecht von der Fußentwicklung abkoppeln lässt. Auch das ist normal, mit zunehmendem Alter gleichen sich diese Fehlstellungen wieder aus.
Im Schulalter sollten die Fußformen stimmen
Ungefähr zwischen dem achten und zwölften Lebensjahr sollten sich Kinderfüße so weit entwickelt haben, dass die Fußgewölbe deutlich ausgeprägt sind und auch die Knickstellung nicht mehr, oder nur noch wenig, vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, muss man behandelnd eingreifen, damit im späteren Alter keine Schmerzen oder Überlastungen entstehen. Die Füße sind das Fundament des Körpers, Fehler im Fundament wirken sich immer in der Statik aus und bleiben selten folgenlos.
Übungen für den gesunden Fuß
Das Mittel der Wahl, um einen Fuß in seiner Entwicklung zu unterstützen, sind Übungen und die einfachste Übung ist das Barfußlaufen. So oft wie möglich sollten Kinder und auch Erwachsene ohne Schuhe laufen, damit der Fuß muskulär gefordert wird, ein besseres funktionelles Training gibt es nicht. In Barfußparks kann man zum Beispiel bei einem Familienausflug das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.
Zusätzlich helfen gezielte Übungen, die allerdings konsequent und diszipliniert ausgeführt werden müssen, um zu helfen. Gegen einen Spreizfuß hilft es, sich auf den Vorfuß zu stellen und mit diesem das ganze Körpergewicht zu balancieren, dabei ruhig auch ein paar Schritte gehen. Um einem Plattfuß Beine zu machen, hebt man mit den Zehen Gegenstände vom Boden auf oder stellt sich auf das Ende eines Handtuches, so dass die Zehen zum Stoff zeigen und zieht mit den Zehen das Tuch unter den Fuß. Bei einem Knickfuß ist es hilfreich, auf einem Seil, das auf dem Boden liegt, zu balancieren, vorwärts und rückwärts. Die Fußspitze sollte dabei ein klein wenig nach außen zeigen, das Seil läuft unter dem Grundgelenk des großen Zehs und unter der seitlichen Ferse. Und zur Dehnung der Wadenmuskulatur und der Achillessehne stellt man sich auf eine Treppenstufe, der Vorfuß hat Kontakt mit dem Boden, der restliche Fuß nicht. Unbedingt festhalten am Geländer oder an der Wand und dann bei gestreckten Knien die Fersen absinken lassen.
Wenn derartige Übungen dem kindlichen Fuß nicht helfen, kann eine spezielle Behandlung beim Physiotherapeuten angezeigt sein oder auch die sinnvolle Versorgung mit Schuheinlagen, die mit einem Orthopäden und einem Orthopädietechniker besprochen werden sollte.
Welche Schuhe sollten Kinder tragen und wie findet man die richtige Größe?
Grundsätzlich sollten Kinder so spät wie möglich Schuhe tragen. Je öfter sie barfuß laufen, um so mehr Anreiz bekommen die Füße für eine günstige Entwicklung. Schuhe brauchen Kinder demzufolge erst, wenn sie laufen können und dies auf Untergründen tun, wo die Füße vor Kälte und Verletzungen geschützt werden müssen.
Ein Kinderfuß ist sehr elastisch, er passt sich ohne Probleme fast jedem Schuh an, so dass Kinder nicht unbedingt merken, wenn der Schuh nicht passt. Außerdem sind die Schuhgrößen für Kinder, ähnlich wie bei den Erwachsenen auch, nicht einheitlich. Ein Schuh der Größe 24 fällt nicht bei jedem Hersteller gleich groß aus. So nützt das Wissen um die Größe des Kinderfußes nicht viel, wenn man in den Schuhladen geht.
Am Besten stellt sich das Kind abends barfuß auf festeres Papier oder Karton, beide Füße werden mit einem Stift umrandet, vorne gibt man noch circa 1,5 cm zu. Diese Ausschnitte nimmt man mit in den Laden. Alle Schuhe, in die man diese Schablone nicht legen kann, ohne sie zu knicken, scheiden schon mal aus. Alle Schuhe, die dann noch übrig sind, müssen allerdings vom Kind anprobiert werden, um die Weite zu überprüfen. Manchmal wachsen Kinderfüße bis zu drei Größen im Jahr, eine Überprüfung der Passform des Schuhs ist also in kürzeren Abständen sinnvoll.
Alle anderen Aspekte des Kaufs guter Schuhe unterscheiden sich nicht von denen bei Erwachsenen.
Dürfen Kinder getragene Schuhe auftragen?
Im Grunde spricht nichts dagegen, wenn Kleinkinder schon benutzte Schuhe auftragen. Sie tragen sie ohnehin nur für kurze Zeit und da die meisten Kleinkinder nicht sehr schwer sind, verformen sie ihre Schuhe auch nicht besonders. Gute Schuhe können ohne Probleme auch von mehreren Kindern aufgetragen werden. Ab dem Kindergartenalter formen sich die Füße allerdings individuell und das kann Spuren am Schuh hinterlassen. Je schlechter ein Schuh verarbeitet ist, um so eher verformt er sich und um so schlechter kann er nochmal getragen werden. Die Anschaffung eines guten Schuhs kann sich lohnen, wenn die Geschwisterkinder diesen auch noch tragen sollen.