Kein Geld für Borreliosekranke

Kein Geld für die Forschung und Behandlung von chronischer Borreliose: Fehldiagnosen, Unwissen und Ignoranz führen häufig zu jahrelangen Fehlbehandlungen.

Menschen mit chronischer Borreliose oder Spätborreliose haben nicht selten jahrelange und jahrzehntelange Fehlbehandlungen hinter sich. Sie wurden häufig auf Multiple Sklerose, Schilddrüsenerkrankungen, Arthritis oder psychische Erkrankungen behandelt, bis es zur richtigen Diagnose kam. Endlich eine Diagnose zu haben, bedeutet für viele Borreliosekranke jedoch noch lange kein Aufatmen. Obwohl die Zahl infizierter Zecken und Menschen stetig steigt, sind Ärzte weiterhin uninformiert.

Selbst in Universitätskliniken darf mit angemessenem Wissen und ausreichender Behandlung nicht gerechnet werden, wenn die Borreliose chronisch ist. Differenzierte Aussagen von Ärzten darf der Kranke nicht erwarten, zwischen „jetzt nehmen Sie ein paar Wochen Antibiotika, dann ist alles wieder gut“ und „bei Ihren Symptomen ist sowieso schon alles zu spät, machen Sie sich keine Hoffnungen mehr“, pendeln die Stellungnahmen der Schulmediziner hin und her. Die Schwarz-Weiß-Malerei irritiert den Kranken zusätzlich, Grautöne und Mediziner, die sich auskennen, scheint es nicht zu geben. Ohne die Selbsthilfeorganisationen und das Internet wäre der Kranke trotz Diagnosestellung weiterhin aufgeschmissen und ohne adäquate Behandlung.

Mangelnde Forschung, Anerkennung und Behandlung bei Borreliose

Während in die Forschung von Infektionskrankheiten wie Aids, Hepatitis und EHEC große Summen fließen, wird die Borreliose weiterhin weitgehend ignoriert, obwohl der Erreger schon seit über 30 Jahren bekannt ist. So gibt es z.B. keine Impfungen, keine sensiblen, aussagekräftigen Testverfahren und keine offiziellen Langzeitstudien auf das Ansprechen von Langzeitantibiose bei chronischer Borreliose, geschweige denn Forschungen für humanere und wirksamere Therapien. Die wenigen Borreliosespezialisten, die es in Deutschland gibt, sind überlaufen und haben Ärger mit den Krankenkassen, wenn Sie Langzeitantibiosen verordnen, um ihren Patienten zu helfen.

Patienten- und Ärztevereinigungen kämpfen um die Anerkennung der Krankheit und um Forschungsgelder. Patienten müssen auch heute noch Renten und Behindertenausweise vor Gericht einklagen, wenn sie arbeitsunfähig geworden sind und weitere Einschränkungen haben. Immerhin besteht heute in einigen Ländern inzwischen Meldepflicht nach dem Bundesseuchengesetz, eine bundesweite Meldepflicht wird gefordert.

Durchseuchung mit Borreliose

Während das Robert Koch-Institut und das Nationale Referenzzentrum weiterhin die Durchseuchungsrate von vor 17 Jahren veröffentlicht, geben die Krankenkassen inzwischen Durchseuchungsraten zwischen 0,37 % (DAK) und 0,9% (Techniker Krankenkasse) ihrer Versicherten in  bekannt. Diese Zahlen beziehen sich jedoch lediglich auf Neuinfektionen, die ein Erythema migrans entwickelten. Schätzungen zufolge entwickeln jedoch nur etwa die Hälfte aller Infizierten eine solche Wanderröte als Erstsymptom einer Neuinfektion. Nach den Hochrechnungen des Deutschen Borreliosebundes seien das alleine 743.000 Neuerkrankungen in Deutschland.

Studien zur Langzeitantibiose bei chronischer Borreliose

Eine Studie von Dr.med. Klemann und Dr.med. Huismans mit 105 Patienten mit chronischer Borreliose, bei denen unter anderem durch Hautbiopsien Borrelienerreger nachgewiesen werden konnten und die zuvor nach den Leitlinien der IDSA ohne Erfolg behandelt wurden und weiter unter jahrelangen Beschwerden litten, ergab, dass je nach Beschwerdebild Langzeitantibiosen von 6 Monaten bis mehreren Jahren bei 38,8% zu einer vollständigen Remission, bei 56,7% zu einer deutlichen Verbesserung der Erkrankung führten und bei lediglich 5,5% sprach auch die Langzeitantibiose nicht an. Die Patienten litten vor der Langzeitantibiose zwischen 1 und 40 Jahren an Borreliose. Trotz großer Erfolge der Borreliosespezialisten müssen Patienten bei Langzeitantibiosen oft in die eigene Tasche greifen, da Krankenkassen nicht bereit sind, diese zu finanzieren.

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