Kaugummis schmecken gut. Doch ihre Entsorgung ist ein Problem. Kleiner Ratgeber zur Behandlung von verklebten Textilien, Haaren oder Autositzen.
Es gibt Orte, da schaut man lieber nicht so genau hin. Und man sollte auch die Finger davon lassen. Zum Beispiel von Sitzbänken in U-Bahnen oder Bussen, von Kinositzen oder Restauranttischen. Hier geht es klebrig zu. In den dunklen Winkeln öffentlicher Orte, entledigt sich der kauende Mensch nämlich gern eines langweilig gewordenen Objektes: dem Kaugummi. Hier werden die ausgesaugten Gummimassen, wenn sie ihren Geschmack verloren haben, zu Hunderten, Tausenden, ja Millionen entsorgt. Jeder Deutsche kaut statistisch pro Jahr etwa 100 Kaugummis – da kommt einiges zusammen.
Um das klebrige Zeug aus dem öffentlichen Raum wieder zu entfernen, geben deutsche Kommunen jährlich etwa 900 Millionen Euro aus. Denn ist die Masse einmal fest und zäh geworden, lässt sie sich nur mit Muskelkraft und viel Chemie wieder entfernen.
Da heute Kaugummi vornehmlich aus synthetischen Stoffen besteht, ist die Entsorgung auch nicht ganz umweltfreundlich. Eigentlich gehört das Zeug in den Sondermüll. Deshalb enthält die Verpackung von Wrigley’s unter anderem eine Anleitung zum Recycling. Ein Mund, ein Pfeil und eine Hand. Doch, wer hält sich schon daran? Und wer prüft das Ganze?
Der Designer Marcus Sonntag hat in seiner Diplomarbeit das Thema Kaugummi und Recycling wissenschaftlich beackert. Demnach kleben in Deutschland bis zu 80 ausgespuckte Kaugummis auf einem Quadratmeter Straße. Am häufigsten klebt es übrigens in Kinos, an Imbissbuden und um Bushaltestellen inklusive Papierkörbe herum. Die Menschen seien zwar gewillt, das Zeug ordentlich zu entsorgen, treffen aber nicht. Die richtige Verwendung des Aluminiumpapiers bei Streifenkaugummi kann da immerhin ein wenig Abhilfe schaffen. Den Kaugummi in das Papier einwickeln und dann ab damit in die Tonne – so bleibt das Stück beim Wurf nicht am Finger kleben, sondern löst sich schneller.
Wie entfernt man Kaugummi aus Textilien oder Hunden?
Wenn Kaugummi in der Kleidung klebt, wird die Entsorgung zum häuslichen Problem. Dann müssen Lösungen, wenn nicht gar Lösungsmittel her. Am besten das betroffene Kleidungsstück für rund eine Stunde ins Gefrierfach legen. Dann wird die Kaumasse hart und lässt sich vom Textil besser abkratzen. Am einfachsten geht das mit der stumpfen Seite eines Messers. Anschließend Fleckenentferner auf die Stelle auftragen und das Kleidungsstück wie gewohnt waschen. Auch Nagellackentferner und Benzin sollen Wunder wirken. Achten Sie auf die Farbechtheit ihres Kleidungsstückes und waschen Sie es nach der Behandlung getrennt.
Sollten größere Flächen wie Teppiche, Autositze oder das Wohnzimmersofa betroffen sein, empfehlen erfahrene Kaugummientsorger Eisspray aus der Apotheke. Das sonst bei Sportverletzungen verwendete Kühlspray lässt Kaugummi erhärten und besser beseitigen. Unangenehm wird es, wenn ein ausgespucktes Kaugummi im Fell ihres Hundes oder gar im eigenen Haar landet. Am einfachsten ist es, die Haarsträhne abzuschneiden. Wer nicht so rabiat zur Sache gehen will, kann es mit dem Einbalsamieren versuchen. Ein wenig Fett, wie zum Beispiel Erdnussbutter, Salatöl, fettende Hautcreme oder Ähnliches verwenden. Die fettige Substanz hierzu gründlich in den Kaugummi einkneten. Anschließend lässt sich dieser durch vorsichtiges Auskämmen einfach entfernen. Hinterher sollte das Fett wieder mit Haarshampoo aus den Haaren ausgewaschen werden.
Kaugummi verschluckt – was nun?
Kaugummis verlieren nach wenigen Minuten ihren Geschmack und verwöhnte Gaumen verlangen oft schnell Nachschub. Eine bewusst auf Nachhaltigkeit in der Ernährung achtende Konsumentin schlägt vor, das gute Stück über Nacht in einer Zuckerdose aufzubewahren. Am nächsten Morgen schmeckt der Kaugummi wieder wie neu. Übrigens stellen verschluckte Kaugummis trotz der synthetischen Rohstoffe kein Gesundheitsrisiko dar. Der Körper scheide die vollkommen wertlose Substanz normalerweise nach wenigen Tagen wieder komplett aus. Nur bei Kleinkindern bestehe bei übermäßigem Genuss die Gefahr von Darmverstopfungen.
Politisch korrekter Kaugummi aus dem Regenwald
Eine einfache wie gesunde Lösung für das lästige Kaugummiproblem wäre eine Rückbesinnung auf natürliche Inhaltsstoffe. Auf der Halbinsel Yucatan in Mexiko wird der kerngesunde „Chicza Rainforest Gum“ in alter Tradition von Maya-Indianern hergestellt. Die Maya haben die beruhigende Wirkung des steten Kauens von Kaugummi schon früh erkannt. Der Rohstoff für den Kaugummi wurde schon vor 2000 Jahren aus Chicle, dem milchigweißen Saft des Breiapfelbaums, gewonnen. Bis heute heisst Kaugummi in Mexico und vielen lateinamerikanischen Ländern Chicle.
Heute bekommt die künstlich gewordene Welt der Kaugummis mit dem ersten biologisch abbaubaren Kaugummi aus Mexiko endlich wieder eine natürliche Alternative. Mehr als 2000 sogenannte „Chicleros“ bauen auf 1,3 Millionen Hektar Regenwald Chicozapote-Saft für den Bio-Kaugummi ab. Aus Sicht der „Chiclero Gemeinschaft“, die den Maya in Mexiko angehören, ist das Beste am biologischen Kaugummi, dass er sich innerhalb weniger Wochen auflösen kann. Die Inhaltsstoffe können auch kompostiert werden. Eine gesunde und umweltfreundliche Alternative für deutsche Kommunen, die mit der Entsorgung des klebrigen Kaugummis so viel Mühe haben.