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Kaufzwang und Kosum zur Vorspiegelung von Glück

Shopping ist ein zunehmend beliebtes Hobby, doch lässt sich Glück erkaufen? Experten warnen vor den Folgen exzessiven Konsums.

Die Botschaft, die uns tagtäglich über diverse Werbespots vermittelt wird, ist simpel: „Mach dich locker und geh shoppen. Vergiss doch einfach den ganzen Stress mit Schule und Arbeit und erfreu dich an deinem neuen Handy, dessen Apps keine Wünsche offen lassen. Vorerst. Denn der Markt wächst und mit ihm die Palette an Produkten, die man unbedingt braucht, um beliebt, anerkannt und glücklich zu sein“.

Wertschätzung versus Prestige

„Ich kaufe, also bin ich“, titelte der Standard am 14. Juli 2010. Und diese Maxime nehmen sich immer mehr Menschen zu Herzen und zum Anlass, aus dem Kaufakt Glücksgefühle abzuleiten. In einer Gesellschaft, die einerseits den stetigen Verlust konservativer Werte anprangert, scheint es paradoxer Weise im Trend zu liegen, den Verlust ideeller Werte durch die exzessive Anschaffung materieller Güter zu kompensieren. Laut dem österreichischen AK-Konsumforscher Karl Kollmann ist bereits jeder vierte Österreicher kaufsuchtgefährdet – ein Anstieg um 400 Prozent seit 2009.

Shoppen als universelle Therapie

Minderwertigkeitsgefühle, innere Leere und der Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung verleiten zu Impulskäufen und verschaffen dem Konsumenten durch den Erwerb von Prestigeobjekten einen kurzen Kick der Befriedigung. Eine bedenkliche Strategie, Glücksgefühle zu erzeugen, die mit erheblichen finanziellen und psychischen Risiken einhergeht. Die Kehrseite der Medaille offenbart sich deutlich mit dem Kontrollverlust über das Kaufverhalten.

Nach dem Aufstiegt kommt der Fall

Finanzielle Probleme bis hin zu Anhäufung gewaltiger Schuldenberge und die damit verbundenen Schuldgefühle über das ausufernde Shoppen sind nur ein Aspekt der negativen Konsequenzen. Auch das Glücksgefühl über eine glanzvolle Neuanschaffung schwindet rasch und hinterlässt einen schlechten Nachgeschmack. Tatsache ist, dass die Anhäufung materieller Güter nicht unbedingt ein Mehr an Abwechslung, Spaß und Gestaltungsmöglichkeiten mit sich bringt, sondern in der Regel zu Überreizung führt und schlussendlich zur Belastung wird. Deutlich zeigt sich dies beispielsweise bei mit Spielzeug überfüllten Kinderzimmern: Die Menge an Gegenständen und die damit verbundenen Reizüberflutung behindert die Kinder im kreativen und intensiven Spiel und lässt die eigentliche Nutzungsdauer der einzelnen Spielsachen auf einen kurzen Zeitraum sinken.

Weniger ist mehr: Downsourcing

Ordnung ist das halbe Leben. So ärgerlich diese Binsenweisheit auch sein mag, ein Körnchen Wahrheit enthält sie doch. Experten und Coaches raten zu einer simplen Vorgehensweise. Fragen Sie sich: Brauche ich das eigentlich? Hat mir dieser Gegenstand in letzter Zeit Freude bereitet? Wenn die Antwort „nein“ lautet, sollte der betreffende Gegenstand entfernt werden und letztendlich nur diejenigen Dinge behalten werden, die man wirklich braucht, schätzt und gern hat. Auf diese Weise lässt sich unbedeutender Ballast entfernten und der Blick schärft sich langsam wieder für die wirklich wichtigen Dinge. Denn eigentlich kann alles so einfach sein.