Es wird der Versuch unternommen, nachzufragen, was Liebe eigentlich ist und wie man sie finden kann.
In dem ersten Text über Liebe hat der Autor versucht, darzulegen, wie „Liebe“ verstanden werden kann und dass mehr hinter dem Wort verborgen ist als eine einfache Zuneigung oder Sympathie. Betrachtet man die Schlussbemerkung des vorherigen Textes, so stellt sich die Frage, ob „Liebe“ egoistisch sein kann.
Ist es also Egoismus, wenn man sich zu einem anderen Menschen sehr stark hingezogen fühlt? Im Weiteren verbleibe ich bei der Liebe, die zwischen Menschen existieren kann. Außen vor bleibt die Liebe zu Tieren, Gegenständen oder Zuständen.
Die Liebe als abstrakte Definition?
Ist es einem Menschen gelungen, einen anderen an sich zu binden, so besteht eine Beziehung, eine Partnerschaft. Die meisten Menschen verlangen nach Sicherheit in solch einer Beziehung. Das heißt, dass sie stets unbewusst oder auch bewusst von Furcht gejagt werden. Die Angst vor Unsicherheit ist ein ständiger Begleiter. Liebt er mich noch? Ist sie treu? Wo steuert diese Beziehung nur hin? Wie kann ich ihn für mich gewinnen? All diese Fragen meinen im letzten Ende nur das eine: Unsicherheit und Verlustangst. Wer nach der Sicherheit sucht, wird die Unsicherheit herausfordern. Wenn Menschen meinen, dass sie jemand anderen lieben, dann wünschen sie sich eine Geborgenheit und Sicherheit in dieser Beziehung. Doch ist dies tatsächlich Liebe? Oder ist es doch eine Form des Egoismus, des Ich-zentrierten Denkens? Der denkende Mensch neigt dazu, sämtliche Begebenheiten erklären zu wollen. Solange etwas sinnvoll erscheint, ist es nützlich. So auch in der Liebe. In wohl keinem anderen Bereich wie in jenem existieren so viele abstrakte Vorstellungen und Begriffe; „wahre Liebe“ „Liebe auf den ersten Blick“ und „lebenslange Liebe“ sind da nur einige Beispiele. Diese Begriffe gilt es nicht abzuwerten. Vielmehr sollte danach gefragt werden, wie dieses Denken darüber entsteht. Woher weiß ein Mensch, dass es „wahre Liebe“ ist, die er gefunden hat? Doch wohl nur, weil er in seinem Kopf eine Strichliste führt, die ihm genug Beweise liefert, damit er sagen kann, er habe wahre Liebe gefunden. Genau wenn die Bedingungen a, b und c erfüllt sind, dann spürt man „wahre Liebe“. Ist dem wirklich so? Kann man Liebe definieren?
Wie kann man sich der Liebe nähern?
Versucht man sich der Liebe auf dem gedanklichen Weg zu nähern, so scheint dies in eine Sackgasse zu führen, da man sich im Kreise zu drehen beginnt. Der Mensch ist nicht allwissend, er hat nur ein sehr bedingtes Wissen, und dieses nutzt er, um sich die Welt zu erklären. Die verschiedensten Theorien werden dabei entwickelt, und doch ist jede unvollkommen. Denkt man über „Liebe“ nach, so beruft man sich auf eigens gemachte Erfahrungen und gesammeltes Wissen. Diese sind aber begrenzt und veraltet, nicht real, da sie eben nur Gedanken sind. Was nützt es also, wenn man sich ein Bild von Liebe entwirft, das nur auf Erfahrungen und veralteten Vorstellungen beruht? Um es kurz zu sagen: es nützt rein gar nichts. Es ist nutzlos, da man früher oder später enttäuscht wird, nämlich dann, wenn die Realität nicht mehr mit der eigenen Vorstellung übereinstimmt. Auf dem Weg des Denkens scheint die Liebe also nicht zu finden zu sein. Wie dann?
Sich der Liebe nähern
Damit man sich dem Begriff „Liebe“ in einer Weise nähern kann, die es erlaubt tiefer hinter dieses Wort zu blicken, ist es wichtig, die Schale zu leeren. Mit dieser Aussage ist gemeint, sein Wissen zu vergessen und einfach zu beobachten. Es scheint angebracht, die Liebe von allen Vorstellungen, Definitionen und Erklärungen frei zu machen. Vor allem scheint es wichtig, das dualistische Denken abzulegen, welches versucht zu erklären, was Liebe sein sollte und was sie nicht sein sollte. Jeder Mensch kann sich nur selbst der Liebe nähern. Kein Buch, kein Wissen und keine Autorität kann erklären, wer liebt und wie Liebe funktioniert. Erfahrungen veralten, Wissen schwindet und Erinnerungen verblassen. Nur wer frei ist von bestimmten Vorstellungen, wie Liebe zu funktionieren hat, kann einen Schritt auf dem Weg zur Erkenntnis tun.
Frage an einen selbst
Wie im ersten Text erwähnt, ist es, um über Liebe reden zu können, notwendig, an einen Menschen zu denken, der fühlen und denken kann, denn Liebe ist, solange man über sie spricht, nur ein Gedanke. Wie steht es um den einzelnen Menschen?
Was ist Ihnen am liebsten?
Lieben Sie jemanden? Wenn ja, warum? Lieben Sie einen Menschen, weil er ein Mensch ist, oder lieben Sie ihn, weil er etwas hat, das Sie so sehr fasziniert? Lieben Sie ihn, weil er Ihr Leben bereichert? Was verstehen Sie unter Liebe?
Abschließende Bemerkungen
Der Autor ist bemüht, weitere Texte zu verfassen, die sich diesem komplexen Thema widmen. Leider braucht dies etwas Zeit, da auch er nur ein Mensch ist. Er bittet um Verzeihung, sollte jemand auf den dritten Teil warten. Dieser wird sicher bald erscheinen.
Hinweis
In vielen Gesprächen, die sich um das Thema „Partnerschaft“ gedreht haben, ist es auffällig, dass Enttäuschungen die häufigsten Probleme sind. Eine mutige These: Enttäuschungen sind das einzige Problem. Jedes Mal, wenn ein Mensch nicht so handelt, wie man es selbst erwartet, wird man ent-täuscht, eine Täuschung wird genommen. Doch kann man diesem Menschen dafür eine Schuld zu sprechen?