Wissenschaftler entdecken ein altes Hausmittel wieder
Im 13. Jahrhundert soll Kampfer mit Gold aufgewogen worden sein. Heute bestätigen Forscher Jahrtausende altes Wissen.
Hildegard von Bingen empfahl ihren Nonnen das aus dem Holz des Kampferbaums gewonnene Kampferöl für eine bessere Konzentration während des Gottesdienstes. Bereits im alten China war Kampfer-Salbe das Mittel der Wahl gegen Gicht und Rheuma. Die Araber brachten den Stoff auf ihren Handelswegen als „Kafur“ nach Europa. Das neue Heilmittel verbreitete sich rasant: Im 19. Jahrhundert soll es sogar eine verbreitete Kampfersucht gegeben haben, von der vor allem Menschen in England und den USA befallen waren. Berühmte Künstler wie der französische Schriftsteller Marcel Proust sollen mit Kampfer ihre geistige Leistungsfähigkeit erhöht haben. Da dem Holz auch konservierende Eigenschaften zugeschrieben wurden, bestand so manche Seemanns-Truhe aus Kampfer-Holz.
Verbessert Kampfer die Durchblutung des Gehirns?
Menschen mit niedrigem Blutdruck fühlen sich oft müde und antriebslos, können sich schlecht konzentrieren und leiden manchmal sogar unter Gleichgewichtsstörungen. Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München forschten nach einfachen Hausmitteln gegen zu niedrigen Blutdruck und wurden fündig: in einem Wirkstoff aus Kampfer. Damit bestätigten die Wissenschaftler ein Jahrtausende altes Heilwissen, das dem Kampfer segensreiche Wirkungen zuschreibt.
In der Studie erhöhte sich der Blutdruck der Probanden nach Einnahme des Kampfer-Mittels innerhalb nur weniger Minuten. Zusätzlich verbesserten sich Konzentration und Kurzzeitgedächtnis. Diese Effekte verstärkten sich, je höher der Blutdruck stieg. Worauf dieser Effekt genau basiert, haben die Wissenschaftler noch nicht herausgefunden. Allerdings vermuten sie, dass ein Zusammenhang besteht zu einer chronisch niedrigen Gehirndurchblutung von Hypertonie-Patienten, die durch Kampfer womöglich verbessert werde.
Ätherisches Sauna-Öl für freien Atem
Noch heute wird ätherisches Kampfer-Öl zur Vertreibung von Insekten und Motten benutzt. Auch ist es traditioneller Bestandteil in Kräutermischungen für thailändische Massage-Öle. In der Homöopathie wird Kampfer vor allem bei beginnender Erkältung und gegen niedrigen Blutdruck verschrieben. Allerdings darf Kampfer nicht mit anderen homöopathischen Mitteln eingenommen und auch nicht neben ihnen gelagert werden, da Kampfer die Wirkung der anderen Mittel beeinträchtigen soll. Bekannt ist Kampfer auch aus der Sauna – als würzig-erfrischendes, ätherisches Öl, das den Atem freier fließen lässt.
Bis zu 50 Meter hoher Baum aus Asien
Das ätherische Öl wird aus den Ölzellen gewonnen, die sich im Holz sowie in Spalten und Ritzen der Rinde des Kampferbaumes befinden. Dazu wird das Holz zerkleinert und das ätherische Öl durch Destillation herausgezogen. Auch die glänzenden Blätter des schnellwüchsigen Baumes enthalten das aromatische Öl, was im Wintergarten stets für frische Luft sorgt.
Der immergrüne bis zu 50 Meter hohe Kampferbaum aus der Familie der Lorbeergewächse (Lauraceae) gedeiht vor allem in Ostasien, Ostafrika und Brasilien. Die Pflanze bevorzugt Halbschatten und benötigt in der Wachstumsphase regelmäßig Wasser. Die weißlich-kristalline Kampfermasse löst sich in Alkohol und sehr leicht in Öl, aber nur schlecht in Wasser. Der Kampfer-Stoff soll vor allem schleimlösend, durchblutungsfördernd, atemanregend, schmerzlösend und wärmeregulierend sowie stimulierend auf das Nervensystem wirken. In zu hohen Dosen verabreicht soll Kampfer jedoch zu Übelkeit und Angstzuständen führen, die bis zur Verwirrtheit führen können.