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Kalte Wickel: wärmeentziehende, -stauende, Essig- u. Quarkwickel

Kalte Wickel enthalten das Wissen von Generationen. Lesen Sie von Aufbau, Wirkung, Anwendungsgebieten, Durchführung und Kontraindikationen kalter Wickel.

Warme und kalte Wickel enthalten das überlieferte Wissen unzählbarer Generationen. Im Mittelalter zur Zeit der Inquisition mussten heilkundige Frauen ob ihrer Verwendung mit dem Leben bezahlen. Durch solch schaurige Bezugspunkte zum Teil in Vergessenheit geraten, erleben sie heute als unterstützende Heilbehandlung eine Renaissance. Wickel entstammen der Hydrotherapie, die den aktivierenden Reiz unterschiedlich temperierten Wassers nutzt.

Kalte Wickel, Kompressen und Packungen

Ein Wickel umschließt ein Körperteil zirkulär. Umschläge oder Kompressen bedecken einen begrenzten Bezirk des Körpers. Packungen sind Breiumschläge, deren Name nach ihrer verwendeten Substanz variiert.

Der Aufbau eines kalten Wickels

Grundsätzlich besteht ein Wickel aus

  1. einem Innentuch. Gut geeignet sind Stofftücher oder -reste, Seide, Baumwoll- oder Geschirrtücher als Trägerstoff.
  2. einem Zwischentuch und einem Außentuch. Beide schützen Kleidung und Liegefläche. Empfehlenswert sind Materialien aus Baumwolle, Wolle oder Frottee.
  3. einer Befestigung, die vor Verrutschen schützt. Das Außentuch, elastische Binden oder Sicherheitsnadeln haben sich bewährt.

Kalte Wickel mit tiefgreifender Wirkung

Der ausgenutzte Temperaturreiz wird in Form von Eis oder kalten Trägermaterialien genutzt. Kalte Wickel werden bei Prellungen, Entzündungen, Zerrungen, Verbrennungen, Hämatomen, (Blutergüssen) Fieber und Gelenksschmerzen angewendet. Kalte Wickel helfen abzuschwellen, hemmen Entzündungen, lindern Schmerzen, entspannen Muskeln und verengen die Blutgefäße, was den lokalen Zellstoffwechsel verlangsamt und die Bakterienaktivität senkt.

Wärme entziehende kalte Wickel als Hausmittel gegen Fieber und Entzündungen

Der anhaltende Kältereiz reguliert die Körpertemperatur, indem dem Körper Wärme entzogen wird. Angewendet werden wärme entziehende kalte Wickel bei Entzündungen mit starken Schmerzen oder als fiebersenkende Maßnahme bei über 39 Grad Celsius Körpertemperatur.

Voraussetzungen für den Gebrauch von wärme entziehenden kalten Wickeln

  1. Bei sensibilitätsgestörten Personen können durch die mangelnde Empfindungsfähigkeit Hautschäden auftreten.
  2. Ein kalter Wickel ist ausschließlich bei guter Durchblutung anzulegen! Das heißt, der Körper sollte gleichmäßig erwärmt sein.

Kalte Wickel zur Fiebersenkung

Der kalte Wickel kann zu diesem Zweck mit oder ohne Essigzugabe durchgeführt werden. Das Grundprinzip des fiebersenkenden kalten Wickels ist der anhaltende Kühlreiz. Bei zu kurzer Kühlung steigt die Körpertemperatur aufgrund der natürlichen Temperatur-Regulationsmechanismen weiter an. Erwärmt sich die kalte Innenschicht auf Körpertemperatur, (nach ca. 20 bis 30 Minuten) ist sie zu erneuern. Der Wickel kann bis zu acht mal pro Tag wiederholt werden. Bei Schüttelfrost ist ein warmer Wickel anzulegen.

Kalte Wadenwickel – mit Hydrotherapie Fieber senken

Das Innentuch wird nach dem Eintauchen in kaltes Wasser nur wenig ausgewrungen, damit ein anhaltender Kältereiz entsteht. (siehe „Kneipp-Anwendungen“)

Kalte Essigwickel – Apfelessig verstärkt die fiebersenkende Wirkung

Zur Steigerung der fiebersenkenden Wirkung des kalten Wickels ist Apfelessig anzuraten. Das Wissen über seine desinfizierende, Lymphe anregende und infolgedessen entgiftende sowie entschlackende Wirkung reicht bis zur Kultur der alten Ägypter.

Durchführung: ein Teil Apfelessig wird mit derselben Menge Wasser verdünnt. Das Innentuch eingetaucht und leicht ausgewrungen. Es sollte triefend nass sein. Beide Waden des Fiebernden werden vom Knöchel bis zur Kniekehle zirkulär umwickelt. (Bettschutz unterlegen!) Der Wickel wird mit Anlegen des Zwischen- und Außentuches vervollständigt. Wichtig: Die Beine nicht zudecken! Hierdurch wird die Verdunstung behindert und die Wirkung des kalten Wickels gemindert.

Kalte Essigsocken – die Schnellanwendung

In die zu gleichen Teilen verdünnte Apfelessig-Wasserlösung Baumwollsocken eintauchen und dem Fiebernden anziehen. Als zweite Schicht werden darüber Wollsocken gezogen. Die Essigsocken werden bis zum Trocknen der Innensocken belassen.

Wichtig bei fiebersenkenden Wickeln:

  1. bei allgemeinem Kältegefühl des Fiebernden sollte der kalte Wickel abgenommen werden.
  2. während der Anwendung mehrmals Temperaturkontrollen durchführen. Sinkt das Fieber zu rasch, geht dies mit einer erhöhten Kreislaufbelastung einher. Hält der Körper dieser Überlastung nicht stand, muss der Wickel abgenommen werden.
  3. die Haut im Bereich des Wickels sollte rosig sein. Verfärbt sie sich weißlich oder treten Schmerzen auf, besteht die Gefahr einer Mangeldurchblutung. Der Wickel sollte umgehend entfernt werden.

Fieber kann von Kopfschmerzen begleitet sein. Anleitungen für die natürliche Behandlung bei Kopfschmerz finden Sie in dem Artikel „Kopfschmerzen natürlich behandeln“.

Coolbags (kalte Gelkissen) für Prellungen, Verstauchungen, Zerrungen

Sie dürfen nicht direkt auf die Haut gelegt werden. Es könnten Erfrierungen entstehen. Vorbereitend werden die Gelkissen im Kühl- oder Gefrierfach temperiert. Haben sie den gewünschten Kältegrad erreicht, werden sie mit Stoff beispielsweise einem Polsterbezug umhüllt und 15 – 20 Minuten lokal aufgelegt. In Regionen mit wenig Körperfett wie den Gelenken muss die Verweildauer auf 10 Minuten reduziert werden. Regelmäßige Hautkontrollen durchführen!

Kalte Quarkkompresse für verschiedene Beschwerden

Quark als kalter Wickel unterstützt die Abschwellung, hemmt Entzündungen und stillt Schmerzen. Er zieht Schadstoffe an und übertrifft in der Kühlwirkung sogar Eis. Einfach mal ausprobieren.

Das Innentuch wird mit kaltem, aber nicht eiskaltem, Topfen ca. 0,5 cm dick bestrichen und die Enden eingeschlagen. Darüber kommt eine ausgebreitete Kompresse oder ein Blatt Küchenrolle. Der kalte Wickel wird mit der durchlässigen Seite auf die gewünschte Körperstelle gelegt. Über dem Zwischentuch kann der kalte Wickel mit einer elastischen Binde oder einem Handtuch fixiert werden. Der kalte Quarkwickel bleibt bis zur Erwärmung ca. 10-15 Minuten lokal liegen. Die Behandlung kann mehrfach wiederholt werden.

Anzuwenden bei Gelenksentzündungen, Prellungen, Zerrungen, Halsschmerzen, Sonnenbrand, Ekzemen, Juckreiz, Blutergüssen und Mastitis (Brustdrüsenentzündung).

Kalte Wickel zur Wärmestauung

Wirksam ist ein kurzfristiger Kältereiz, der durch den geringen Wärmeentzug den Körper zur Erwärmung anregt. Dieses Resultat geht mit einer räumlichen Durchblutungssteigerung, erhöhter Sauerstoffversorgung und Aktivierung körpereigener Abwehrkräfte einher. Nebeneffekte sind beschleunigte Atmung und Entspannung der Muskulatur. Anwendung findet der kalte Wickel zur Wärmestauung bei lokalen chronisch-rheumatischen Erkrankungen wie Arthrose (Gelenksabnutzung). Gleichzeitig wirkt diese Art des kalten Wickels beruhigend und Schlaf fördernd und verringert funktionelle Schwächen in Magen, Darm und Leber. Kontraindikationen sind akute Entzündungen.

Die Dauer der Anwendung reicht von einer halben Stunde bis zu mehreren Stunden und bei Bedarf über Nacht.

Durchführung:

Das Innentuch nach dem Eintauchen in kaltes Wasser stark auswringen, auflegen und mit Zwischen- und Außentuch vervollständigen. Der kalte Wickel zur Wärmestauung sollte nicht wiederholt werden. Die Kreislaufbelastung wäre zu hoch. Tritt die erhoffte Erwärmung nicht ein, kann sie mit einer Wärmflasche vorangetrieben werden.