Menschen, die eine bestimmte Genveränderung in sich tragen, können nach dem Genuss von Kaffee oder Tee Angstreaktionen zeigen.
Kaffee ist in Deutschland immer noch das beliebteste Getränk. Nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes wurden 2017 1,3 Milliarden Tassen des schwarzen Goldes von den Deutschen getrunken. Das macht pro Kopf 150 Liter übers Jahr verteilt.
Die meisten Menschen lieben Getränke wie Kaffee, Tee, Cola und auch Kakao nicht nur wegen ihres aromatischen Geschmacks. Die anregende Wirkung steht ebenso im Vordergrund. Die Tasse Kaffee am Morgen nach einer zu kurzen Nacht kann wahre Wunder bewirken. Und für Patienten mit niedrigem Blutdruck ist ein starker Kaffee oder Espresso schon beinahe lebensnotwendig. Das Koffein bringt ihren Kreislauf wenigstens kurzfristig etwas in Schwung.
Aber gerade diese, für einige Menschen angenehm aufputschende Wirkung, macht anderen Menschen zu schaffen. Der Genuss von koffeinhaltigen Getränken verursacht bei ihnen Herzrasen, Unruhezustände, Schweißausbrüche und Einschlafprobleme. Es gibt sogar Menschen, bei denen Koffein Angstsymptome hervorruft.
Deshalb verzichten viele Patienten mit Angsterkrankungen ganz auf den Konsum von koffeinhaltigen Getränken oder schränken den Genuss ein. Würzburger Wissenschaftler fanden heraus, dass die Stärke der Angstsymptome auch von der Häufigkeit des Kaffeekonsums abhängt.
Veränderungen in den Genen sind die Ursache
Genetische Veränderungen sind schuld daran, dass einige Menschen mit Angstsymptomen auf den Konsum von Kaffee oder Tee reagieren. Eine Variante im Gen des Adenosin-A2A-Rezeptors hat eine wesentliche Funktion bei diesem Prozess. Der Botenstoff Adenosin dockt im Normalfall an diesen Rezeptor an und löst eine entspannende Reaktion aus. Durch die Veränderung des Rezeptor-Gens, wird das Adenosin vom Koffein verdrängt und die beruhigende Wirkung entfällt.
Wissenschaftler der Universitätsklinik Würzburg und der Universität Bristol stellten weiterhin fest, dass die Genveränderung sowohl auf dem väterlichen als auch auf dem mütterlichen Chromosom vorhanden sein muss. Probanden reagierten dann auf eine mittlere Dosis Koffein mit Angstsymptomen. Der Effekt ist allerdings nur vorübergehend und verschwindet nach einigen Stunden vollständig.
Die Dosierung des Koffeins macht den Unterschied
Angstreaktionen waren im Versuch nur zu beobachten, wenn die Versuchspersonen 150 Milligramm Koffein zu sich nahmen. Das entspricht etwa zwei Tassen Kaffee. Bei geringeren Dosierungen (50 Milligramm) traten bei keiner Versuchsperson Angstsymptome auf. Verstärkte Symptome waren bei einer Dosis von 400 Milligramm bei allen Versuchspersonen zu beobachten. Die genetische Variation zeigt also nur bei mittlerer Dosierung eine angstauslösende Reaktion.
Mäßiger aber regelmäßiger Kaffeegenuss wirkt abschwächend
Die beobachteten Angstsymptome müssen nicht bleibender Art sein. Die Studien haben gezeigt, dass bei regelmäßigem Konsum einer mittleren oder hohen Dosis Koffein, die Wirkungen des genetischen Effekts schwächer werden. Die anlagebedingte Unverträglichkeit kann also durch stufenweise Erhöhung der Koffeindosis quasi abtrainiert werden.
Die Genvariante steht in Beziehung zu Angsterkrankungen
Die Genveränderung, die zu Angstsymptomen nach dem Konsum von Kaffee oder Tee führt, wurde vor einigen Jahren von Wissenschaftlern auch als genetischer Risikofaktor für das Entstehen von Angsterkrankungen bestimmt. Allerdings müssen hier mehrere angstauslösende Faktoren zusammenkommen, um eine echte Angsterkrankung hervorzurufen. Der Genuss von Koffein alleine reicht da bei Weitem nicht aus.
Zurzeit laufen auch noch weitere Studien, um die komplexen Wechselbeziehungen zwischen Koffein und anderen Substanzen, die indirekt auf den Adenosin-A2A-Rezeptor wirken, zu untersuchen.