Jungen in der Pubertät sind nur nach außen cool, im Inneren sehnen sie sich nach Liebe und Akzeptanz.
Gestern noch waren sie lieb und anschmiegsam. Bei aufgeschürften Knien oder Ärger mit den Freunden suchten sie Trost in einer Umarmung von Mama oder Papa. Der abendliche Kuss beim Zubettbringen durfte nicht fehlen.
Und jetzt? Die Hose in den Kniekehlen, die Haare voller Gel verlassen Jugendliche das Haus, die den Eltern fremd geworden sind. Coole Sprüche sind in, die Eltern sind out.
Was ist passiert? Aus den kleinen Sonnenscheinchen von einst sind Jungen im Alter zwischen 11 und 13 Jahren geworden. Die Pubertät fängt an und mit ihr eine harte Zeit für Eltern und für ihre Söhne.
Sichtbare Zeichen
Für die Jungen beginnt eine körperliche Veränderung, der sie sich meist noch nicht gewachsen fühlen. Nicht nur dass die Hoden und der Penis wachsen und erste Haare sprießen, auch leidige Pickel zeigen sich auf den bislang kindlichen Gesichtern. Zudem ruft dass Geschlechtshormon Testosteron ein Chaos im Gefühlsleben hervor, dem die Heranwachsenden hilflos gegenüber stehen.
„Ein Junge weint doch nicht!“
Während der Pubertät orientiert sich der Jugendliche komplett neu. Alles verändert sich, nichts ist mehr so, wie die Kinder es kannten. Das macht Angst, es verunsichert.
Doch gerade diese Gefühle darf ein pubertierender Junge nicht zeigen. Denn in dieser Zeit ist nichts wichtiger, als von Gleichaltrigen akzeptiert zu werden. Und in einer Clique herrschen harte Gesetze.
Daher versuchen Jungen ihre Unsicherheit, ihre weiche Seite nicht zu zeigen. Oftmals wird diese durch aggressives Verhalten, durch Mobbing von Mitschülern mitunter aber auch durch Rückzug in die Isolation verborgen.
Wenig Verständnis für „Coole Typen“
Es ist schwer, in dieser Zeit wirklich an die Jugendlichen heranzukommen. Da an unseren Schulen weibliche Lehrkräfte überwiegen, und diese in der Regel – von löblichen Ausnahmen abgesehen – sehr viel mehr Verständnis für die Probleme der Mädchen zeigen, haben es die Jungen doppelt schwer. Sie kämpfen gegen sich und gegen das Unverständnis ihrer Umgebung. Dabei bräuchten sie so dringend Hilfe und Unterstützung, um sich selbst in ihrer Besonderheit annehmen zu lernen.
Zwei Seelen in der Brust
Auch die Eltern stehen ihrem pubertierenden Sohn oft hilflos gegenüber. Jeder Versuch eines Gespräches wird im Keim erstickt, eine zweite Trotzphase scheint anzubrechen.
Doch diese Vermutung ist falsch. Die Pubertät hat nichts mit Trotz zu tun. Vielmehr ist es für die Jungen wichtig, sich selbst zu finden und sich von den Eltern abzunabeln. Da in ihnen die Sehnsucht nach Nähe und Akzeptanz mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit konkurriert, ist es logisch, dass dieser Konflikt nach außen – meist auf die Eltern – übertragen wird.
Liebe und Akzeptanz
Den Eltern bleibt nichts, als diese Spannung zu ertragen. Auch wenn es widersprüchlich erscheint, helfen Mutter und Vater gerade durch Auseinandersetzungen ihrem Sohn bei der Selbstfindung .Denn auch ein noch so trotziger, rüpelhafter 15-Jähriger ist in seinem Inneren ein Kind, das sich nach Liebe sehnt.
Seinem Teenager zu zeigen, dass man ihn mit all seinen Widersprüchlichkeiten liebt und er mit seinen guten und schlechten Seiten als genau der Mensch akzeptiert wird, der er ist, ist das Beste, was Eltern ihrem Kind für sein weiteres Leben mitgeben können.