Trauer, Trauerarbeit und Gefühlswelt beim Verlust eines Menschen. Für Jugendliche ist der Tod noch weit entfernt und doch kann er sie jeden Moment einholen. Was folgt ist eine schwierige Zeit, in der Teenager Hilfe und Beistand brauchen.
Der Tod und das Leben sind die Elemente, die alle Menschen miteinander verbindet. Niemand kann dem Lebensende entgehen. Viele Jugendlichen denken darüber nicht nach, doch für manche kommt die erschreckende Einsicht, sobald Großeltern die Welt verlassen oder die eigenen Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Hilflosigkeit ist dann der Normalzustand.
Die Zeit heilt nicht alle Wunden
Jeder Mensch, der stirbt, hinterlässt irgendwo ein Loch. Gerade Jugendliche brauchen ihre heile Welt in der sie aufgefangen werden und die ihnen vertraut ist. Stirbt ein Mensch, dann wird er aus der heilen Welt des Teenagers gerissen und hinterlässt gerade hier ein großes Loch. In der Seele des Jugendlichen entsteht dadurch eine tiefe Wunde, die nicht geschlossen werden kann. Der Jugendliche wird mit Beistand dazu in der Lage sein, das Ereignis zu bewältigen, aber die Narbe wird für immer vorhanden sein.
Oft genug verändern sich die Sprösslinge nach dem Ereignis. Sie werden stumm, verstecken sich in ihrem Zimmer oder sind selten im Haus. Viele lassen sich nichts anmerken und in einigen schlummern viele Gefühle, die sie nach außen hin verbergen. Egal wie ein Jugendlicher in einer solchen Situation erscheint, die Tragödie ging nicht spurlos an ihm vorbei. Und oft genug sind die Eltern oder nahen Verwandten keine Hilfe für die Halbwüchsigen, denn diese sind gerade selbst mit der Trauer beschäftigt.
Was geht in einem Teenager vor?
Viele Eltern schleppen ihren Nachwuchs mit auf die Beerdigung. Die Ausrede dafür ist, dass das Kind hierdurch einen Abschluss hat. In den meisten Fällen stimmt das aber nicht und die Trauer endet nicht mit der Beerdigung, sondern beginnt erst ab diesem Zeitpunkt.
Während der Trauer durchläuft ein Jugendlicher verschiedene Phasen, die noch schwerer ertragen werden als im Erwachsenenalter, da der Heranwachsende sich ohnehin schon in einer verwirrenden Lebensphase befindet.
Zunächst ist ein Schock vorhanden. Jugendliche neigen dazu, diesen nicht einzugestehen. Sie streiten ab, dass ihnen der Tod des Menschen in irgendeiner Weise etwas ausmacht. Was hiernach folgt, ist eine Ambivalenz der Gefühle. Die Emotionen werden widersprüchlich. Wut, Ärger und Zorn gesellen sich neben Scham und einem Schuldgefühl. Oft ist die Widersprüchlichkeit beängstigend für das Umfeld und Ratlosigkeit macht sich breit. Neben der Dankbarkeit, die von den Jugendlichen empfunden wird, kommt es zu Schuldzuweisungen, die von den Beschuldigten nicht nachvollzogen werden können.
Nach dieser Phase erscheinen die Jugendlichen oftmals nachdenklich und einige wirken depressiv. Angst hat sich nun ausgebreitet. Die Teenager machen sich Vorwürfe, vieles unausgesprochen gelassen zu haben oder Streitigkeiten nicht aus dem Weg geräumt zu haben. Viele wissen nicht, ob sie ohne diesen Menschen noch weiterleben können oder wollen. Je näher der Verstorbene den Jugendlichen stand, desto problematischer wird die Beziehung nach dem Tod, denn die Jugendlichen neigen dazu, nur noch an den Verstorbenen zu denken, was aber wiederrum auch seine guten Seiten hat.
Wie kann den Jugendlichen geholfen werden?
„Ich kann dich verstehen“, sollte niemand sagen. Auch wenn selbst getrauert wird, ist die Trauer des Jugendlichen anders, denn er stand in einer anderen Beziehung zum Verstorbenen. Auch Abschwächen ist keine Lösung und hilft dem Jugendlichen nicht weiter.
Wenn der Jugendliche an den Verstorbenen denkt, ist dies sehr heilsam, denn dann beginnt er den Tod zu verarbeiten. Eltern, Angehörige und Freunde sollten den Teenager darin bestärken, auch wenn er ständig an die Person denkt. Was hat der Jugendliche gefühlt, als die Person gestorben ist? Wie hat der Jugendliche die Beerdigung erlebt? Welche gemeinsamen Zeiten waren schön? Welche Erinnerungen hat der Jugendliche an den Verstorbenen? Viele Fragen sollten geklärt werden, Erinnerungen sollten ausgetauscht werden. „Schreiben“ sie die Geschichte mit dem Teenager zu Ende, schließen sie sie ab. Wenn die Geschichte nie abgeschlossen wird, findet keine Heilung der tiefen Wunden statt.
In Gedanken wird der Verstorbene für immer da sein
Der Tote wird im Lebensweg des Jugendlichen immer wieder auftauchen und einen Platz einnehmen. Nicht zuletzt teilte der Sprössling mit diesem Menschen einen Teil seines Lebens. Auf diese Weise wird er vielleicht später seinen Kindern davon erzählen, wie es mit diesem Menschen war, vielleicht wird er sich erinnern, dass er den gleichen Fehler gemacht hat wie jetzt seine Kinder oder Enkel. Das, was er vom Verstorbenen gelernt hat, wird ihn begleiten und er wird davon sehr viel weitergeben.
Was bei den meisten Menschen zurückbleibt, ist keine Wehmut. Ist die Trauer gut verarbeitet worden, dann bleibt in der Seele des Jugendlichen die Dankbarkeit an einen Menschen, der einen wichtigen Platz im jungen Leben eingenommen hat. Und schließlich Leben Menschen dadurch weiter, dass sie nicht vergessen werden.