Leichte bis mittelschwere Depressionen können auch mit Johanniskrautpräparaten behandelt werden. Die Pflanze ist nebenwirkungsarm und gut verträglich.
Depressionen haben sich in den westlichen Industrienationen fast zu einer Volkskrankheit entwickelt. Auch hier in Deutschland gibt es Millionen Menschen, die schon einmal eine depressive Phase gehabt haben beziehungsweise regelmäßig davon betroffen sind. Die Erkrankung zieht sich durch alle Altersgruppen und ist unabhängig von der sozialen Stellung oder dem Geschlecht. Schätzungen besagen, dass inzwischen 50 Prozent der Bundesbürger entweder direkt selbst erkrankt oder aber als Angehöriger, Freund oder Bekannter schon einmal mit dieser Erkrankung in Kontakt gekommen sind.
Depressionen – oft unerkannt und unbehandelt
Ein Problem ist jedoch, dass Depressionen bei den Betroffenen lange Zeit unentdeckt beziehungsweise undiagnostiziert und damit unbehandelt bleiben. Dies liegt größtenteils daran, dass es für die meisten Leidenden schwer ist, zu dieser Erkrankung einen Zugang zu bekommen beziehungsweise überhaupt einzusehen, dass sie Depressionen haben. Das Wort Depression hat hier in Deutschland leider noch einen eher negativen Beigeschmack. Es ist eine Erkrankung, die man eigentlich nicht haben „darf“, die oft als ein Zeichen von Schwäche angesehen wird. Insbesondere ist es für Männer sehr schwer, damit offen umzugehen. Der traurige Selbstmord des Nationaltorwarts Robert Enke im Jahr 2009, welcher eine große Betroffenheitswelle auslöste, hat jedoch dazu beigetragen, dass das Land sich mit dieser Erkrankung näher befasste und sie ein wenig mehr aus ihrem Schattendasein heraustreten konnte.
Antidepressiva: Bei leichten bis mittelschweren Depressionen wirkt Johanniskraut ebenso gut wie synthetische Präparate
Antidepressiva sehen viele Betroffene als den allerletzten Ausweg, denn auch diese Medikamentengruppe hat einen eher negativen Beigeschmack, da sie unter dem Oberbegriff Psychopharmaka steht, einem Begriff, der bei vielen ein unangemessenes Reaktionsmuster auslöst. Ein weiterer Grund sind die möglichen Nebenwirkungen, vor denen man sich scheut, dabei haben Antidepressiva genauso viel oder wenig Nebenwirkungen wie andere Medikamentengruppen auch.
Eine weitaus bessere Akzeptanz hat Johanniskraut, eine Pflanze, die in standarisierter, hochdosierter Medikamentenform tatsächlich bei leichten bis mittelschweren Depressionen hilft. Dies wurde in zahlreichen Studien an tausenden Probanden eindeutig bewiesen und ist auch in schulmedizinischen Kreisen akzeptiert und anerkannt.
Johanniskraut hilft insbesondere bei folgender Symptomatik
- Schlafstörungen, besonders mit frühmorgendlichem Erwachen
- nervöse Angst-, Erregungs- und Spannungszustände
- nervöse Erschöpfung, z.B. durch Überarbeitung
- Johanniskraut aktiviert den inneren Antrieb, baut Spannungen und Ängste ab und stärkt die seelische Widerstandsfähigkeit und hellt die Stimmung auf
Oftmals ist ein bestimmter Stoff für die Wirkung zuständig. Bei Johanniskraut ist jedoch nur der Gesamtextrakt heilkräftig. Dabei spielt der sekundäre Pflanzenstoff Rutin eine zentrale Rolle, der offenbar den Hauptwirkstoff Hyperforin erst aktiviert. Johanniskrautpräparate ohne Rutin sind daher wirkungslos. Wichtig ist auch, dass der Rutingehalt bei zwei Prozent pro Tablette oder Kapsel liegen muss, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Präparate aus der Drogerie oder dem Supermarkt sind oft zu gering dosiert. Die Tagesdosis bei leichten bis mittelschweren Depressionen sollte zwischen 900 und 1.300 mg Hyperforin liegen, der Rutingehalt bei zwei Prozent. Mit Präparaten aus der Apotheke ist man in diesem Falle besser beraten. Der im ersten Moment höher erscheinende Preis wird meist durch eine nur einmal am Tage einzunehmende Dosierung wieder ausgeglichen.
Johanniskraut: Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Johanniskraut ist im Allgemeinen sehr gut verträglich. Fakt ist jedoch, jedes Präparat, das eine Wirkung hat, kann auch Nebenwirkungen beinhalten und bei einer hohen Dosierung auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamentengruppen auslösen.
Eine nicht selten eintretende Nebenwirkung bei hoher Dosierung ist eine erhöhte UV-Lichtempfindlichkeit der Haut. Ausgiebige Sonnenbäder oder Solariumbesuche sollten daher unter der Einnahme vermieden werden.
Johanniskraut kann die Wirkung folgender Medikamente abschwächen:
- Herzmittel mit dem Wirkstoff Digoxin
- Immunsuppressiva
- Virostatika gegen HIV
- Asthmamittel mit dem Wirkstoff Theophyllin
- Gerinnungshemmer (Wirkstoffe Phenprocoumon und Warfarin)
- einige Antidepressiva
- Hormonpräparate insbesondere niedrig dosierte Ovulationshemmer
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Betroffene sollten deshalb vor Beginn einer hochdosierten Therapie mit Johanniskraut Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt halten.
Der Wirkungseintritt von Johanniskraut erfolgt nicht ad hoc, sondern wird erst nach zwei bis vier Wochen erreicht. Dies ist jedoch bei vielen synthetischen Antidepressiva ebenso. Wer die Tendenz hat, insbesondere im Winter eine depressive Phase zu bekommen, sollte daher rechtzeitig, also im Spätsommer vorbeugend mit der Einnahme von Johanniskraut beginnen.