Der Kropf ausgelöst durch Jodmangel ist in Deutschland eine Volkskrankheit, die etwa jeden dritten Bundesbürger mehr oder weniger betrifft. Die krankhafte Schilddrüsenvergrößerung, medizinisch Struma genannt, wird in 90 % der Fälle von Jodmangel verursacht. Der Jodmangel kommt daher, dass Deutschlands Ackerböden besonders jodarm sind, also haben auch die landwirtschaftlichen Erzeugnisse einen niedrigen Jodgehalt.
Warum ist Deutschland ein Jodmangel-Gebiet?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine Jodaufnahme von 180 bis 200 Mikrogramm für einen Erwachsenen. Diese Menge wird von vielen Personen selbst bei abwechslungsreicher Ernährung nicht erreicht, denn Jod ist in Getreide, Gemüse und Obst nur in Spuren vorhanden. Der Grund für die Misere liegt 15.000 Jahre zurück in der letzten Eiszeit. Als die Gletscher schmolzen, wusch das abfließende Wasser einen großen Teil der im Fels gelagerten Jodsalze heraus und spülte sie ins Meer. Hier gelangte das Jod in Fische und Meeresfrüchte, welche auch heute noch die einzigen, natürlichen Nahrungsquellen sind, die relativ viel Jod enthalten.
Struma: Im Süden mehr Kröpfe als im Norden?
Hartnäckig hält sich die Meinung, dass der Kropf in Norddeutschland weniger häufig sei als im Süden der Republik. Diese Aussage ist mittlerweile nicht mehr haltbar. Obwohl die norddeutschen Böden weniger an Jod verarmt sind und Seefisch in greifbarer Nähe zu sein scheint, treten Schilddrüsenerkrankungen in den Regionen Deutschlands gleich häufig auf. Das liegt vor allem daran, dass durch die Mobilität der Menschen regionale Ernährungsgewohnheiten kaum noch eine Rolle spielen. Wer von München nach Hamburg umzieht, ernährt sich danach nicht unbedingt anders und die Supermärkte bieten in allen Landesteilen das identische Sortiment an.
Jod – unverzichtbar für die Schilddrüse
Wenn Mediziner davon sprechen, dass der Mensch Jod braucht, so sind die Salze der Jodwasserstoffsäure gemeint, die Jodide. Elementares Jod ist eine tiefviolette, kristalline Verbindung, die bei Raumtemperatur purpurfarbene Joddämpfe abgibt. In dieser Form ist Jod für den Menschen nicht bekömmlich, man verwendet es jedoch in der Medizin in gelöster Form als Antiseptikum. Die Jodide, als Natrium- oder Kalium-Jodid, werden vom Menschen mit der Nahrung aufgenommen und gelangen über das Blut zur Schilddrüse. Diese bildet daraus verschiedene Hormone, die zahlreiche Stoffwechselvorgänge steuern. Dauerhafter Jodmangel macht krank und führt zu zahlreichen Symptomen wie Kropf, Beeinträchtigung der Herz- und Kreislauffunktion und Störungen der Verdauung.
Jodmangel vorbeugen
Die richtige Ernährung bei Jodmangel sollte Eier, Obst, Milch, Fleisch und Fisch enthalten. Auch hat es sich mittlerweile herumgesprochen, dass man mit Jodsalz Jodmangel vorbeugen kann. In Deutschland wird, anders als in Österreich und der Schweiz, Kochsalz nicht generell mit Jodiden angereichert, weshalb man selbst darauf achten muss, jodhaltiges Salz zu verwenden. Doch weder eine ausgewogene Ernährung noch die Verwendung von Jodsalz reichen in der Regel aus, um den Tagesbedarf an Jod zu decken, weshalb die Einnahme von Jodtabletten notwendig sein kann.
Wer Jodtabletten einnehmen möchte, sollte sich zuerst mit seinem Arzt beraten. Das gilt insbesondere für Schwangere, stillende Mütter, Kinder und Jugendliche. Diese Gruppen haben einen erhöhten Jodbedarf.