Marithé und Francois Girbaud gelten als Pioniere der Bearbeitung von Jeansstoff und entwickeln Methoden, die den Wasserverbrauch in der Welt reduzieren.
Umweltbewusstsein ist etwas, dass den Menschen zunehmend wichtiger wird: In den Großstädten werden Zonen eingerichtet, in die nur Autos fahren dürfen, die bestimmte Abgasgrenzwerte unterschreiten. Autos mit Elektroantrieb werden von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel ideologisch unterstützt und mit großem Tamtam in den Medien als Konzept für die Zukunft verkauft. Woher der ganze Strom kommen soll, weiß noch niemand. An die Idee, Kurzstreckenflüge oder Flüge für 45,00 Euro zum Shoppen nach Barcelona zu verbieten, traut sich kein Politiker ran. Um so lobenswerter ist die Kreativität zweier Fashion-Designer zum Thema Wassersparen.
Laserstrahlen als Rezept zur Gestaltung von Jeans und zur Wasserersparnis
Die französischen Designer und Betreiber des Labels M+F Girbaud haben ein Verfahren entwickelt, durch das das industrielle Auswaschen einer Jeans statt mit 150 Litern Wasser mit nur fünf Litern Wasser möglich wird: Sie sind auf die Lasertechnologie ausgewichen. Was demnach früher Stein und Stonewash war, ist heute Licht und Wattwash. Die Oberfläche des Stoffs wird präzise mit Laserstrahlen bearbeitet, die dort die vielfältigsten Verschleißeffekte, Motive oder Reliefs herausarbeiten. Kombiniert man nun lasergestützte Wattwash- mit Textileffekten, ist das Fertigprodukt aus Sicht der Wasserersparnis bei der Herstellung eine Sensation.
Licht statt Säure bei der Behandlung von Jeansstoff
Die Wattwash-Jeans sind zu 97,5 Prozent waterfree und daher weit umweltfreundlicher, als beispielsweise die Behandlung einer Jeans mit Säure, die sich seit dem Jahr 2009 wieder einer größeren Beliebtheit innerhalb der Industrie erfreut. Nur Fachleute erinnern sich dabei daran, dass es Marithé und François Girbaud waren, die schon 1966 mit Wasch- und Schleifmethoden für Denim experimentierten. Die von ihnen angewendeten Verfahren wurden Ende der 1960er Jahre von der Industrie übernommen und seitdem unter dem bekannten Stonewashed-Look angewendet.
Hintergründe zum Werdegang von Marithé und Francois Girbaud
Das Label M+F Girbaud wurde im Jahr 1964 von Marithé und Francois Girbaud gegründet. Marithé kam 1942 in Lyon zur Welt; Francois erblickte das Licht derselben 1945 im französischen Mazamet. Kennengelernt hat sich das spätere Ehepaar 1960. Vier Jahre später begannen sie mit dem Import von Cowboykleidung von Amerika nach Frankreich. Ihr Label beschäftigt sich seitdem mit Jeans in allen Variationen; auch mit der Entwicklung von Methoden, diese zu bearbeiten. 1968 stellten Marithé und Francois ihre erste Kollektion zusammen; im Jahr darauf entwickelten sie ihre erste Markenjeans.
Im Jahr 1972 eröffnete das Ehepaar den Shop „Boutique“ in Les Halles, Paris, aber erst 1986 stellten Marithé und Francois auf der Fashion Week in Paris ihre erste eigene Jeanskollektion vor. Schuhe, Accessoires und Sportswear folgten. Ihr bestlaufender Artikel wurde der knielange Rock in Schwarz mit Raffungen aus der Wash-de-Luxe-Kollektion. 2003 führten sie die Imprägnierung durch Laser-Behandlungen für Jeans ein und seit 2008 werden bei Marithé und François Girbaud natürliche Plastikfasern für die Kollektionen verwendet. Auch heute noch arbeitet das Ehepaar an der Verbesserung der Techniken zur Herstellung ihrer Mode.
Um eine Jeans industriell zu waschen, werden 150 Liter Wasser benötigt
Wie dringend die Entwicklung solcher Anwendungen ist, zeigen einige Zahlen zum Wasserverbrauch, die von einer Düsseldorfer Agentur zusammengestellt worden sind: In Europa wird beispielsweise 50 Prozent des Wassers aus Flüssen industriell genutzt. Um ein Kilo Salat zu produzieren, werden 25 Liter Wasser verbraucht. Für die Herstellung eines Computers (PC) werden 1.500 Liter Wasser gerechnet. Zur Gewinnung eines Kilo Reis sind 4.500 Liter Wasser notwendig. 15.000 Liter werden es, wenn man ein Kilo Fleisch herstellt. Für die Produktion einer Tonne Papier werden 40.000 Liter Wasser verbraucht. Und auf Haiti verdursten Erdbebenopfer.
Dass Wasser wertvoll ist, wird in westlichen Industrienationen fast vergessen
Diese Zahlen vermitteln eine Vorstellung darüber, wie viel Wasser unsere moderne Welt benötigt und aufbereitet werden muss. Wasser aber ist eine Ressource, die die Natur nicht in unbeschränkter Menge zur Verfügung stellt. Inzwischen weiß die Menschheit, dass es Energien mit einem sauberen Potential gibt, deren Nutzung auch dann Vorrang einzuräumen ist, wenn es billigere, aber althergebrachtere und umweltschädliche Fertigungstechniken gibt. Produkte zu verlangen, die diesen Weg gehen, kann zur einer Haltung reifen, die einen umweltbewussten, verantwortungsvollen Weltbürger entstehen lässt und die Industrie zum Umdenken zwingt.
Selbst in China trinken Menschen heute noch Wasser aus Lehmlöchern
Die Civilisations Matter e.V. ist eine Initiative, die die Völker der Erde näher zusammenbringen will. Wer meint, dass der in Berlin ansässige Verein in der heutigen Zeit der Globalisierung überflüssig ist, der droht zu irren. Selbst in Zeiten, in denen auf der Auto China 2010 reihenweise Luxusautoneuheiten vorgestellt werden, haben chinesische Provinzen kein sauberes Trinkwasser. Peking interessiert sich nicht dafür, so dass von Deutschland aus geholfen werden muss. Andererseits leisten sich die Menschen, allein für das industrielle Waschen einer Jeans 150 Liter Wasser zu opfern. Dass es anders geht, zeigen Marithé und François Girbaud.