Tipps für die Planung einer Pilgerreise auf dem Camino de Santiago.
Der Jakobsweg ist ein Phänomen, das stetig wächst. Gerade in Zeiten der europäischen und weltweiten Finanzkrise suchen viele Menschen eine Rückbesinnung und Halt durch eine Auszeit. Eine der ältesten Kulturrouten und Pilgerwege der Welt zu erwandern, ist eine Möglichkeit, sich für einige Zeit der Hektik des Alltags zu entziehen.
Wann ist die beste Zeit für eine Reise auf dem Jakobsweg?
Es gibt unzählige Veröffentlichungen und persönliche Erfahrungsberichte vom und zum Jakobsweg. Dennoch treten bei Interessenten immer wieder Zweifel auf, wenn es um eine Planung einer Pilgerreise geht. Abgesehen von der persönlichen zeitlichen Disponibilität spielt das Klima eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wer sich für den spanischen Camino Frances entscheidet, muss daran denken, dass sich die Klimaverhältnisse der zu durchwandernden Regionen in Navarra, La Rioja, Kastilien und Galicien sehr stark unterscheiden. Man muss auf alles vorbereitet sein. In den Pyrenäen kann es selbst im späten Frühjahr noch schneien, in Kastilien kann es sehr heiß und trocken werden und in Galicien ist von Regenperioden, Bergkälte bis mildem Atlantikklima alles möglich. Trotz aller Information trifft man erstaunlicherweise immer wieder auf Pilger, die weder mit ausreichendem Sonnenschutz noch genügend warmer Kleidung ausgerüstet sind und von den Wetterbedingungen überrascht werden. Dies kann bisweilen zu lebensgefährlichen Situationen führen, beispielsweise durch Unterkühlung oder im anderen Extrem gefährliche Sonnenbrände.
Pilgern heißt, jedem Wetter trotzen
Wer es zeitlich einrichten kann, fährt mit einer Reise im späten Frühjahr (Mitte April bis Ende Juni) oder im frühen Herbst (Anfang September bis Mitte Oktober) am besten. Dies gilt zumindest für den spanischen Camino Frances. Auf Wetterkapriolen muss man auch in dieser Zeit gefasst sein. Doch ist die Wahrscheinlichkeit auf angenehmes Wanderwetter in diesen Zeiten höher als im Winter oder Hochsommer. Ganz abgesehen davon, dass der Sommer sehr belebt ist und die Herbergen meistens voll sind. Bei Schnee und Eiseskälte zu wandern, kann nur hartgesottenen und trainierten Wanderern empfohlen werden.
Wo ist der Jakobsweg am besten strukturiert?
Es gibt viele Jakobswege in Europa und auch zahlreiche Varianten in Spanien. Die Via de Plata führt beispielsweise von Sevilla über Astorga und gliedert sich dann in den Camino Frances ein. Der portugiesische Weg führt über Porto und Tui. Der englische Weg verläuft entlang der baskischen Küste, etc. Der bekannteste Jakobsweg ist der spanische Camino Frances, der in St. Jean Pied de Port in den französischen Pyrenäen beginnt, und in 800 Kilometern über den Ibaneta- Pass und Roncesvalles durch die Navarra, La Rioja und Kastilien führt, bis er in Galicien in Santiago de Compostela endet. Es gibt auch noch die Aragonesische Variante, die am Somport Pass beginnt und über Jaca verläuft. In Puente la Reina vereinigen sich diese beiden Routen. Erfahrungsgemäß trifft man am Camino Frances auf die meisten Pilger und die größte Anzahl an Herbergen. Auch zeichnet sich diese Strecke durch eine besondere Stimmung aus. Dieser Weg setzt Energien frei – fordert und entschädigt gleichermaßen. Es gibt auch kritische Stimmen, denen der Weg mittlerweile zu voll ist.
Gründe pro Camino Frances
Wer Begegnungen mit Menschen sucht, wird auf diesem Weg sicher mehr Freunde und Kontakte aus aller Welt finden als anderswo. Der Camino de Santiago ist nicht nur ein Weg der religiösen Symbolik, er ist vor allem ein Treffpunkt der Kulturen, Sprachen und Traditionen.
Auf den anderen Strecken ist man oftmals alleine unterwegs und vermisst bisweilen das Jakobspilger-Feeling, das den Camino Frances so begehrt macht. Dazu kommen landschaftliche und kulturelle Eindrücke, die nirgendwo so vielfältig und unterschiedlich sind. Möglicherweise gehen hier die Ansichten auseinander. Die Autorin kennt fast alle Jakobswege, auch die französische Via Podiensis, die sicher alle ihre Vorzüge haben. Das Synonym für die Magie des Jakobsweges ist für sie aber ohne Zweifel der Camino Frances. Strukturell hat sich hier, nicht zuletzt seit Hape Kerkelings bisweilen kritischem Zustandsbericht der Herbergen, Strassen und Gastronomiebetriebe, einiges verbessert. Vernachlässigte Unterkünfte, unfreundliche Herbergsväter oder Wucherpreise in abgelegenen Supermärkten und Pilgerausbeutung gibt es trotzdem immer noch. In manchen Gegenden hat man es einzig auf den schnellen Euro mit den naiven pelegrinos abgesehen. Die meisten Klagen kommen in dieser Hinsicht vom Streckenabschnitt in Kastilien und von Santiago de Compostela.
Vorbereitung und Ausstattung für eine Reise auf dem Jakobsweg
Der Tipp der Autorin: so wenig Gewicht wie möglich tragen. Mehr als 10-11 Kilogramm Rucksackgewicht sind niemandem zu empfehlen. Auch wenn mancher Fußpilger stolz darauf ist, dass der Rucksack 20 kg wiegt und er/sie ihn die ganze Zeit trug, ist so viel Gewicht auf den Schultern weder klug noch gesund. Vor der Reise macht es Sinn, sich ganz genau zu überlegen, was wirklich unbedingt notwendig ist. Moderne Wanderkleidung ist heutzutage leicht und auch wärmende Funktionsjacken sind mittlerweile schon Federgewichte. Unterwäsche zum Wechseln ist klar, ein Regencape, das auch den Rucksack abdeckt, fundamental. Waschcreme und Hygieneartikel kann man in kleinen Dosen mitnehmen und unterwegs immer neu kaufen. Als Handtuch empfiehlt sich ein leichtes und vor allem schnelltrocknendes Material. Am wichtigsten sind gute Wanderstiefel und nahtfreie Socken. Am besten schon eingelaufene, um Blasen und Druckstellen zu vermeiden. Wer den Weg blasenfrei übersteht, weiß, was dies wert ist und so mancher musste schon vorzeitig aussteigen, nur weil die Schuhe nicht ideal und die Füße wund waren. Ein Notizbuch für seine täglichen Aufzeichnungen ist eine wertvolle Motivationshilfe. Ein leichter Schlafsack ist Pflicht für die Pilgerherbergen. Zelt und Isomatte sind nur für den Sommer hilfreich und dann auch oft notwendig, weil die Herbergen schon früh belegt sind. Am besten läuft man schon einige Tage zuvor mit dem bepackten Rucksack Probe. Ein breitkrempiger Hut und ein leichtes Langarmhemd und – hose sind die beste Prävention gegen Sonnenbrand. Die Pilgerreise zum Bräunen zu benutzen ist nicht unbedingt eine gute Idee und kann schnell zu gesundheitlichen Problemen führen.
Auch mit bester Vorbereitung gibt es keine Garantie für einen erfolgreichen Weg. Aber wenigstens kann man sich dann nicht vorwerfen, man hätte nicht alles getan. Jede Pilgerreise hat ihre Eigendynamik und das ist das Spannende an diesem Weg der Erkenntnis.
Informationen zum Jakobsweg gibt es in Unmengen und in allen Sprachen. Für die deutschsprachigen Pilgerinteressenten sind die Jakobsbruderschaften gute Ansprechpartner. Diese stellen auch gegen eine gering Gebühr den Pilgerpass aus, der einen Jakobspilger ausweist und der für die Übernachtungen in den Herbergen notwendig ist. Auch ist dieser Pass, der zum Stempeln der jeweiligen Etappen vorgelegt wird, der Nachweis für die Ausstellung der Pilgerurkunde „Compostela“. In Santiago de Compostela erhalten die Pilger diese Urkunde im Pilgerbüro als Belohnung für all die Strapazen und Mühen.