Eine Definition von Hochbegabung, die typischen Merkmale hochbegabter Kinder, und wie wichtig es ist, sie zu identifizieren, um Entwicklungsstörungen etc. zu verhindern.
Während bei manchen Kindern eine besondere intellektuelle Begabung leicht zu erkennen ist, sind sich andere Eltern unsicher, ob die Merkmale, die ihr Kind zeigt, möglicherweise auf eine Hochbegabung schließen lassen.
Definition von Hochbegabung
Hochbegabung wird meist definiert als ein Abschneiden in den oberen 2% eines standardisierten Intelligenztests; in den meisten Tests charakterisiert dies einen IQ (Intelligenzquotienten) von 130 oder höher. In Deutschland gibt es somit statistisch 300,000 hochbegabte und 1.2 Millionen überdurchschnittlich begabte Kinder (IQ 115-130). Nur ein Bruchteil von ihnen sind auch als solche identifiziert.
Begabung kann den logisch-mathematischen, den sprachlichen, den musikalischen, den bildnerisch-künsterischen, den sportlichen oder den sozialen Bereich – manchmal auch mehrere dieser Bereiche gleichzeitig – betreffen.
Warum Hochbegabte identifizieren?
Vielerorts herrscht die Ansicht, Hochbegabung sei doch ganz einfach zu erkennen (z.B. anhand guter Schulnoten) oder (genauso verbreitet und genauso falsch) man müsse Hochbegabte doch gar nicht finden, denn diese Kinder seien ohnehin von der Natur bevorzugt worden – warum also extra fördern?
Studien haben bewiesen, dass beide Behauptungen nicht haltbar sind. Im Hochbegabungsmodell von Joseph Renzulli müssen drei Faktoren zusammenkommen, damit Hochbegabung sichtbar wird: überdurchschnittliche Fähigkeiten, Kreativität, und Motivation. Fehlt einer dieser Faktoren zeitweise, vor allem Motivation, so scheint das Kind nicht hochbegabt, kann es aber dennoch sein.
Es gilt sich zu vergegenwärtigen, dass hochbegabte Kinder genauso weit vom Norm-IQ entfernt sind wie geistig behinderte Kinder (man denke sich etwa einen Jungen mit IQ 70, bei Norm-IQ 100), und, genau wie diese, spezielle, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Unterstützung und Lerntechniken brauchen. Erhalten sie diese nicht, so kann es zu Entwicklungs- und Persönlichkeitsstörungen kommen, zu Depressionen und sozialer Isolation. Auch Fälle von (z.T. sehr frühem) Selbstmord sind bei Hochbegabten häufiger als bei anderen Gleichaltrigen.
Merkmale hochbegabter Kinder
- Merkmale, die gehäuft bei hochbegabten Kindern auftreten, können sein:
- Sehr hohes Detailwissen in einzelnen Bereichen
- Schnelles Merken von Fakten
- Breites Interessenspektrum
- Erfassen von Ursache-Wirkungs-Beziehungen
- Bevorzugen unabhängiges Arbeiten, gerne auch allein
- Ungewöhnlich großer Wortschatz, erfassen leicht Sprachfeinheiten
- Ungewöhnlicher Sinn für Humor
- Kritisches Denken, unabhängiges Bewerten
- Streben nach Perfektion, sehr selbstkritisch
- Oft sensibler als andere, auch mit irrationalen Ängsten
- Finden für Probleme eigene, kreative Lösungen
- Von innen heraus motiviert, äußere Motivatoren kaum ausschlaggebend
- Gelangweilt von Routine
- Wollen „Bestimmer“ sein
- Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn
- Ungewöhnlich großes Interesse an Erwachsenen- (Umwelt, Politik, Religion) und abstrakten Themen (Gerechtigkeit, Gut-Böse, Tod)
- Starke Verhaltensauffälligkeiten kombiniert mit einem oder mehreren der anderen Merkmale.
Keinesfalls sollte man aufgrund des Vorhandenseins oder Fehlens dieser Merkmale Hochbegabung sicher annehmen oder ausschließen. Sollte der begründete Verdacht bestehen, dass ein Kind hochbegabt ist, so sollte mit ihm/ihr ein ausführlicher Intelligenztest bei einem qualifizierten Psychologen gemacht werden. Eine Liste solcher Psychologen gibt es bei der Begabungsspychologischen Beratungsstelle der Universität München.