Mit der Ausbreitung der Epidemie von Haiti in die USA steigt die Panik vor Cholera. Was sollte man über diese Infektionskrankheit wissen?
Cholera ist keine neue Krankheit. Sie ist ein ständiger Begleiter von Menschen in Entwicklungsländern. In Afrika sterben Tausende von Menschen jährlich an Cholera, was aber von der Öffentlichkeit kaum registriert wird. Choleraepidemien kommen häufig vor, nur sind sie offensichtlich für die Allgemeinheit nicht interessant, wenn sie nicht mit Naturkatastrophen verbunden sind, sondern einfach nur Teil der allgemeinen Lebensumstände sind. In Zentralafrika wütet zurzeit eine Choleraepidemie und im Vergleich zu den ständigen Todesopfern auf dem afrikanischen Kontinent erscheinen die Zahlen der Erkrankten und Toten in Haiti durchaus niedrig. Wie auch immer, die Presseberichte über die Ausbreitung der Epidemie von Haiti in die USA lösen allgemeine Panik aus. Panik bei den Unwissenden. Was für eine Krankheit ist Cholera und wie gefährlich ist sie wirklich? Was muss man über die Krankheit wissen, um mitreden zu können und sich gleichzeitig selbst zu schützen?
Vorkommen und Übertragung von Cholera
Cholera oder Gallenbrechdurchfall ist eine bakterielle Infektionskrankheit des Dünndarms, die durch das Bakterium Vibrio Cholerae ausgelöst wird. Die Krankheit kommt häufig in armen Ländern vor, in denen Trink- und Abwassersysteme nicht getrennt sind. Die Krankheitserreger sind in Fäkalien. Wenn keine Wasserwerke und Klärsysteme vorhanden sind, gelangen die Fäkalien in das Trinkwasser und können damit ganze Epidemien auslösen. Auch Fische und andere aus dem verunreinigten Wasser gewonnene Nahrungsmittel können die Krankheit übertragen. Es wird für möglich gehalten, dass Cholera direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, jedoch passiert dies in den seltensten Fällen, da ein Mensch wirklich direkt mit den infektiösen Flüssigkeiten, also in erster Linie mit den Fäkalien, des Kranken in Berührung kommen muss, um sich anzustecken. Cholera ist weit verbreitet in Afrika, Fernost und Süd- und Mittelamerika.
Symptome und Beschwerden bei Cholera
Ein großes Problem ist, dass bei etwa 75% der Cholerakranken meist zunächst gar keine Symptome auftreten. Sie wirken körperlich ganz gesund und haben aber natürlich die Krankheitserreger in ihren Fäkalien und können somit die Krankheit übertragen.
Generell hat Cholera eine Inkubationszeit von 3 bis 4 Tagen. Danach verläuft die Krankheit in der Regel in drei Phasen:
- Phase 1 des Reiswasserstuhls: Der Patient hat Brechdurchfall und sehr dünnflüssigen Stuhl, der mit Schleimflocken durchsetzt ist. Selten kann es in dieser Phase auch zu Schmerzen im Bauch kommen.
- Phase 2 der Exsikkose: Auf Grund von Exsikkose (Flüssigkeitsmangel) kommt es meist zu Untertemperatur und auch das Gesicht des Patienten verändert sich. Der ganze Gesichtsausdruck ist verändert und es kommt zu eingefallenen Wangen und die Nase wirkt meist extrem spitz.
- Phase 3 der allgemeinen Körperreaktionen: Der ganze Körper reagiert auf die Infektion mit Fieber, Verwirrtheit, Benommenheit, Koma und Hautreaktionen. Häufig kommt es zu Komplikationen mit Lungenentzündung und anderen opportunistischen Erkrankungen.
Angeblich sind Menschen mit Blutgruppe 0 gefährdeter, an Cholera zu erkranken als Menschen mit anderen Blutgruppen. Die Diagnose bei Cholera erfolgt durch Testen des Stuhls oder des Erbrochenen des Patienten, denn so können die Krankheitserreger festgestellt werden.
Behandlung und Impfung
Das größte Problem bei der Krankheit ist der extreme Flüssigkeitsverlust. Daher ist der wichtigste Teil der Behandlung die Zufuhr von Flüssigkeit, Zucker und Salzen, was am besten intravenös geschieht, sodass der ohnehin schon belastete Magen-Darm-Trakt nicht noch mehr angestrengt wird. In Entwicklungsländern erfolgt die Aufnahme meist immer noch oral, was aber durchaus auch wirksam ist. Die WHO empfiehlt in all ihren Broschüren eine Salz- und Glukoselösung in Wasser, die ebenfalls oral verabreicht wird und aus folgenden Komponenten besteht:
- Glukose 20g/l (Traubenzucker)
- Natriumkarbonat 2,5 g/l (ein Salz der Kohlensäure)
- Natriumchlorid 3,5 g/l (Kochsalz)
- Kaliumchlorid 1,5 g/l (Kaliumsalz der Salzsäure)
In besonders schweren Fällen werden auch Antibiotika zur Behandlung eingesetzt. Grundsätzlich ist Cholera leicht zu behandeln. Wird keine Behandlung durchgeführt, beträgt die Sterblichkeit bei Ausbruch der Krankheit zwischen 20 und 70%.
Seit 2003 gibt es eine Schluckimpfung gegen Cholera, die empfohlen wird, wenn man in Choleragebiete fährt. Eine weißliche Flüssigkeit muss zweimal getrunken werden, dann ist die Impfung für 6 Monate bis 2 Jahre wirksam. Ein guter Nebeneffekt der Impfung ist, dass sie auch guten Schutz gegen normalen Reisedurchfall liefert. Vorsicht vor der alten, intramuskulären Impfung, da sie nach Angaben von Ärzten als wirkungslos beurteilt wird.
Geschichte von Cholera
Die ersten bekannten Cholerafälle traten um 600 vor Christus in Indien auf. Um 1831 gelangte die Krankheit erstmals durch russische Truppen nach Europa. Mehrere große Choleraepidemien in ganz Europa waren die Folge. Erst 1892 war die letzte Choleraepidemie in Deutschland. Bekannte große Choleraepidemien waren 1991 in Peru, 2007 im Irak und 2008 in Simbabwe.
Cholera ist heute in den meisten Ländern Europas meldepflichtig!