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Island – Insel der Vulkane

Island ist die Insel der Vulkane. Der Ausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 hatte weitreichende Folgen. Nun steigt erneut Rauch über Island auf.

Gut ein Jahr nach dem Ausbruch des Gletschervulkans Eyjafjallajökull steigen am 21. Mai 2011 erneut Rauchwolken über Island auf. Der aktivste Vulkan der Insel, der Grímsvötn, spuckt Asche. Die hohe vulkanische Aktivität der Insel ist bedingt durch deren Entstehungsgeschichte und Lage.

Geographie und Geologie Islands

Island liegt mitten im Nordatlantik und besteht zu 99% aus vulkanischem Gestein. Die Insel verdankt ihre Existenz der Kontinentalnaht zwischen Europa und Nordamerika, dem Mittelatlantischen Rücken. Entlang einer Spreizzone bewegen sich dort die beiden Kontinentalplatten auseinander. An den Plattenrändern steigt Magma nach oben und erkaltet. Diese aktive vulkanische Zone ist mehrere zehner Kilometer breit. Bei der Entstehung von Island vor 17 Millionen Jahren waren neben dem Vulkanismus an den Plattenrändern auch sogenannte Hot Spots beteiligt. Dort werden an lokal begrenzten Stellen Magmablasen aus dem oberen Erdmantel aus ca. 350 km Tiefe nach oben gefördert.

Vulkanismus auf Island

Der Vulkanismus auf Island ist durch dessen Lage auf dem Mittelatlantischen Rücken bedingt. Unter den gut 130 Vulkanen findet man eine enorme Vielfalt unterschiedlicher Typen wie Stratovulkane, Tafelvulkane, Eruptionsspalten, Schildvulkane und Schlackenkegel. Ungefähr 30 aktive Vulkansysteme ziehen sich über die Insel. Jedes besteht aus einem Zentralvulkan mit Nebenkratern oder einem Spaltensystem. Etwa alle sechs bis zehn Jahre kommt es zu einem Ausbruch, wobei die Abstände in den letzten Jahren geringer werden.

Der Vulkanismus bringt den Isländern auch Segen und Komfort. So gibt es in Reykjavík ein Fernwärmenetz, das beinahe sämtliche Häuser mit dem heißen Wasser aus dem Erdinneren beheizt. Aus über 70 Bohrlöchern von bis zu drei Kilometern Tiefe wird 100°C heißes Wasser in Wassertanks gepumpt. Viele Straßen Reyjkjavíks sind so für den kalten Winter mit einer natürlichen „Fußbodenheizung“ ausgestattet.

Islands bekannteste Vulkane

Im Süden und Westen Islands befinden sich unter anderem die Vulkane Hekla, Mýrdalsjökull, Esja, Snæfellsjökull, Havnnadalshnjúkur und Ljósufjöll. Im Norden Islands liegt der Vatnajökull mit den Vulkanen Bárðarbunga und Grímsvötn, der Krafla und Hverfjall. Auch auf den Vestmannaeyjar (Westmännerinseln), südlich vor Island, findet man einige sehr aktive Vulkane.

Ausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010

Das Vulkanmassiv Eyjafjallajökull befindet sich unter dem gleichnamigen Gletscher, der etwa 78 qm vom Süden Islands bedeckt. Seine Caldera hat einen Durchmesser von ca. vier Kilometern und sein Spaltensystem erstreckt sich über eine Fläche von ungefähr 30 km Länge. Seit der Besiedlung Islands im neunten Jahrhundert, wurden lediglich fünf Ausbrüche des Eyjafjallajökull dokumentiert. Im März und April 2010 kam es zu mehreren Spalteneruptionen. Diese produzierten bis zu acht Kilometer hohe feinkörnige Vulkanaschewolken und brachten den Flugverkehr in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas zum erliegen.

Ausbruch des Grímsvötn am 21.05.2011

Der Grímsvötn liegt, zusammen mit anderen Vulkanzentren, unter dem Gletscherschild des Vatnajökull-Gletschers und ist einer der aktivsten Vulkane Islands. Er ist Teil eines Spaltensystems und besitzt zahlreiche Krater und Solfatarenfelder. Der Grímsvötn fördert gasarme und dünnflüssige Magma, die bei Kontakt mit dem Eis unmittelbar erstarrt. So kommt es bei einem Ausbruch nicht zur Entstehung von Lava, sondern nur zum Auswurf von Schlacken und Asche. Bei einer subglazialen Eruption entstehen zudem große Mengen an Schmelzwasser. Dieses bricht durch die Eisbarriere des Gletschers und schießt in einer riesigen Flutwelle (Jokulhlaup = Gletscherlauf) die Hänge hinab.

Der Vulkan Grímsvötn bricht etwa alle 10 Jahre einmal aus. 1783 kommt es durch Eruptionen eines seiner Krater, des Lakagígar (Laki-Krater), zu einer verheerenden Katastrophe. Eine Gletscherspalte von zwölf Kilometern Länge öffnet sich. Zehn Monate lang wird Lava gefördert. Diese erstarrt und bedeckt große Teile des Südens der Insel. Giftige, schwefeldioxidhaltige Gase werden ausgestoßen. Ungefähr 20% der Bevölkerung sterben an den direkten und indirekten Folgen des Ausbruchs. In den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts ereignen sich kleinere Ausbrüche, die mit länger anhaltenden Erdbebenserien in Zusammenhang stehen.

Am 21.05.2011 steigt wieder Rauch über dem Grímsvötn auf. Mehrere kleine Erdbeben begleiten die Eruption. In den ersten Stunden nach dem Ausbruch hängt eine fast 20 Kilometer hohe Dampf- und Aschewolke über dem Gletscher. Die Asche ist gröber und schwerer als die des Eyjafjallajökull. Demzufolge wird sie schneller wieder zu Boden sinken. Die Wolke hat weniger Zeit, sich Richtung Süden zu bewegen. Doch da sich die Ausbruchstelle des Grímsvötn am Rand eines mit Wasser gefüllten Kraters befindet, enthält die Asche viel Feuchtigkeit. Dies stellt eine große Gefahr für den Luftverkehr dar. Gelangt die feuchte Asche in Flugzeugtriebwerke, so verklebt sie und schmilzt schneller, als die des Eyjafjallajökull mit niedrigerem Wassergehalt.

Drei Tage nach dem Ausbruch berichten Zeitungen und Nachrichtenagenturen von Behinderungen des Luftverkehrs. Zahlreiche Flüge nach Nordengland und Schottland werden gestrichen. Die Aschewolken ziehen nach Süden, auf die deutsche Küste zu. Am 25.05. wird der Flugverkehr in Hamburg, Bremen und Berlin eingestellt. Doch die Eruptionen schwächen ab. Prognosen zufolge wird die explosive Phase nach wenigen Tagen enden. Der Vulkan wird dann noch ein bis zwei Wochen lang eine schwache Aktivität zeigen, bis er endgültig wieder zur Ruhe kommt.