Wann und gegen welche Infektionen sollte ein Kleinkind geimpft sein? Experten raten zur Schutzimpfung von Säuglingen ab dem Ende des zweiten Lebensmonats. Andere empfehlen, dem Immunsystem zunächst mal die Chance zur Entwicklung zu geben.
In Deutschland gibt es keine Impfpflicht. Eltern entscheiden völlig frei, wann und wogegen ihr Kind geimpft werden soll. Dennoch veröffentlicht die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut im Sommer eines jeden Jahres ihre Empfehlungen zur Impfung von Babies, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Das erklärte Ziel ist der Schutz des Patienten vor bestimmten Krankheiten. Darüber hinaus sollen durch möglichst hohe Impfquoten die Krankheitserreger zunächst regional und dann im Idealfall auch weltweit ausgerottet werden. So wurde beispielsweise die Kinderlähmung (Poliomeylitis) innerhalb Europas im Jahr 2002 besiegt.
Der Impfkalender der STIKO: 31 Impfdosen bis zum 14. Lebensmonat
Der Großteil der Kinderärzte hält sich daher an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission und rät den Eltern, ihre Babies möglichst ab dem Ende des zweiten Lebensmonats mit den Standardimpfungen für Säuglinge zu versehen. Dazu zählen die Diphterie, der Keuchhusten (Pertussis), der Wundstarrkrampf (Tetanus), Haemophilius influenzae Typ B (Hib), die Kinderlähmung (Poliomyelitis), Hepatitis B (HB) sowie die Pneumokokken. Diese sieben Impfungen werden jeweils nach einem Abstand von mindestens vier Wochen ein zweites und drittes Mal wiederholt. Eine vierte Immunisierung soll dann zwischen dem elften und 14. Lebensmonat erfolgen. Dabei – so die Empfehlung der STIKO – wird dann auch erstmals gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) sowie gegen Varizellen geimpft. Zwischen dem 15. und 23 Lebensmonat wären auch diese beiden Impfungen erneut aufzufrischen und unter Umständen sogar noch durch eine Schutzimpfung gegen Meningokokken zu ergänzen.
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt weiter, die Impfungen gegen Diphterie, Tetanus und Keuchhusten einmal im Alter zwischen fünf und sechs sowie zwischen dem neunten und 17. Lebensjahr auffrischen zu lassen. Danach reicht eine Erneuerung der Impfung alle zehn Jahre völlig aus. Ebenfalls wird eine einmalige Auffrischung gegen Kinderlähmung und Hepatitis B im Alter zwischen neun und 17 Jahren empfohlen.
Kritik an zu frühen Schutzimpfungen: Gestörte Ausprägung des Immunsystems
Durch die Impfung soll im Immunsystem die Produktion spezieller Antikörper gegen die jeweiligen Krankheitserreger ausgelöst werden. Eine ausgereifte und gesunde Immunabwehr des Körpers erkennt also den geimpften Stoff als „Gegner“ und regt dann die entsprechende Antikörperproduktion an. Kritiker behaupten nun, dass bei einem Baby diese Erkennungsfähigkeit noch gar nicht ausreichend entwickelt ist, das Neugeborene müsse sich diese Kompetenz erst erwerben. Während der Stillzeit erhalte der Säugling die notwendigen Antikörper über die Muttermilch. In den ersten zwölf bis 18 Lebensmonaten erlerne das Baby allmählich das Erkennen körperfremder Substanzen und Keime in der familiären Umgebung. Durch die noch nicht ausgereifte Erkennungsfähigkeit müsse also das unreife Immunsystem mehrfach mit höheren Impfdosen zu einer Antwort regelrecht gezwungen werden. Das störe eine natürliche und altersgerechte Ausbildung der immunologischen Funktionen.
Allergien und andere chronische Krankheiten als Spätfolge der Impfung?
Die Kritiker gehen noch weiter: Zwar habe man bisher die gefährlichen Kinderkrankheiten durch die bisherige Impfpraxis recht gut im Griff beziehungsweise sei sie zum Teil sogar fast ganz losgeworden. Neurodermitis, Asthma und Heuschnupfen, aber auch Autoimmunkrankheiten wie Darmerkrankungen, Rheuma, Diabetes und Schilddrüsenentzündungen würden jedoch gleichzeitig immer früher und häufiger auftreten.
Die Entscheidung liegt bei den Eltern
Wann und wogegen ein Baby und Kleinkind geimpft wird, bleibt letztlich die Entscheidung der Eltern. Dabei ist es ratsam, den Kinderarzt recht gründlich zu befragen, ob ein sechs Wochen alter Säugling auch bereits eine 6- oder 7-fache Impfung verkraftet, ob diese tatsächlich nur Vorteile hat oder welche Nebenwirkungen und Spätfolgen zu erwarten sind. Darüber hinaus kann es auch hilfreich sein, sich eine zweite, vielleicht gegensätzliche Meinung, beispielsweise bei einem anthroposophischen Arzt, einzuholen.