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Im Test: Weitwandern durch die Eifel

Schönes und Geheimtipps – Maare, Pfade, Burgen und Fachwerkdörfer. Herbstzeit, Wanderzeit auch in der Eifel. Mehrere Diagonalrouten stehen zur Wahl. Doch welche ist die Schönste durchs Land – der „Eifelsteig“ oder der „Weitwanderweg“?

In der Region zwischen Aachen, Bonn, Koblenz und Trier tut sich seit einigen Jahren was. Die Eifel, traditionell eine eher arme Gegend („Preußisch Sibirien“) setzt notgedrungen verstärkt auf den Tourismus, und damit sind längst nicht mehr nur die Wochenendurlauber gemeint. Radwanderer, Reiter – und speziell Wanderer finden mittlerweile ein dichtes Wege- und Routennetz vor. Für die Rucksackurlauber ist mit dem „Eifelsteig“ seit einem Jahr zwischen dem Wallfahrtsort Kornelimünster bei Aachen im Norden und Trier im Südwesten ein neuer Parcours abgesteckt.

Dabei ist der jüngste unter den deutschen „Top Trails Germany“, entwickelt nach 36 Kriterien und von den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen für eine knappe Million Euro umgesetzt, längst nicht die einzige Route durch das Mittelgebirge. Ein weiterer „Weitwanderweg“ vom Hohen Venn im deutsch-belgischen Grenzgebiet bis nach Bernkastel-Kues an der Mosel nimmt ebenfalls für sich in Anspruch, eine der besten Diagonalverbindungen per Pedes durchs landschaftlich abwechslungsreiche Gelände zu sein. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch die Wege der Jakobspilger ebenso wie alte Handelspfade nachgehbar sind, von den überall auffindbaren Spuren römischer Straßen über die Höhen und Täler der Eifel ganz zu schweigen.

Doch was spricht nun eher für den mit viel Marketinggetöse angekündigten und landespolitisch gewollten „Eifelsteig“, was für den von den beiden ausgewiesenen Wanderfachautoren Christiane Rüffer-Lukowicz und Jochen Rüffer entwickelten „Weitwanderweg“?

Wandern über den Eifelsteig

Einer der größten Pluspunkte der 15 Etappen über 313 Kilometer des „Eifelsteigs“ ist die völlig neue und einheitliche Wegemarkierung mit ausreichenden Hinweisschildern zu Entfernungen, anschließenden Routen und Zielorten. Das ist state-of-the-art. Das Gelb-blau-grüne Logo hat sich in der Region und in der Wanderszene schnell herumgesprochen. Die Route ist zwischen den bekanntesten touristischen Höhepunkten gelegt, und führt zum Beispiel in das bekannte Tuchmacherstädtchen Monschau, die Rureifel mit der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang, zu dem einzigen Kalksinterwasserfall Deutschlands, den Gerolsteiner Dolomiten oder in die idyllischen Täler von Salm und Butzerbach.

Eine bisweilen allerdings mit unnötigen Schlenkern versehene Linienführung ist ärgerlich. Offenbar waren Grundstücksbesitzer – was ihr gutes Recht ist – nicht zu überreden, ihren Privatwald oder ihre Felder für die Wanderer zu öffnen. Zudem, und das ist schlimmer, lassen manche Zielorte den Wanderer nach des Tages Müh und Plag‘ weitgehend anbindungsfrei von jedem öffentlichen Nahverkehr für die Rückfahrt stehen.

Der Weitwanderweg und die unbekannte Eifel

Doch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind beim „Eifelsteig“ berücksichtigt, was auch für die 14 Etappen des „Weitwanderweges“ von Rüffer und Rüffer-Lukowicz gilt. Das Ehepaar – Verfasser einer ganzen Reihe von Wanderführern – hat die Route im Gegensatz zum „Eifelsteig“ entlang der vorhandenen Hauptwanderwege des Eifelvereins (der mit dem schwarzen Keil als Wegmarkierung) und regionalen, wie örtlichen Unterwegen gelegt. Selbst unmarkierte Pfade sind dabei.

Das ist zugleich der größte Unterschied unterwegs zwischen Simonskall bei Aachen und Bernkastel-Kues: Diese Strecken warten eindeutig mit mehr Überraschungen jenseits der bekanntesten Punkte des Mittelgebirges auf. Mit der Ahreifel wurde zudem eine der spektakulärsten Ecken im Südosten des Gebietes hereingenommen. Wer bereit ist, die durchweg im Vergleich zum „Steig“ anstrengenderen Etappen in 14 Tagen zu absolvieren, erlebt mehr Eifel als auf dem jüngeren Konkurrenzangebot.

Das ist eigentlich verwunderlich, wenn man die beiden Strecken auf Basis der Höhenprofile vergleicht. Den „Eifelsteig“ gehen, heißt satte 7740 Meter hoch und 7834 Meter hinunter zu wandern; auf dem „Weitwanderweg“ sind es mit 3636 Metren nach oben und 3689 Metern hinunter jeweils nur ungefähr die Hälfte. Was nach Adam Riese fast bedeuten müsste, dass es irgendwo eine „unsichtbare Eifel“ gibt.

Doch auch der „Weitwanderweg“ hat bei allem Lob für die Wegeerkunder Nachteile, die man Experten ungern nachsieht. So gut wie alle Zeitangaben im vom Kölner Bachem-Verlag herausgegebenen Wanderführer zur Strecke sind ungenau, die Gesamtkilometer fehlen ganz. Die Qualifizierungen der Strecken im Etappenüberblick sind beschönigend bis irreführend. Wenn hier von „einfacher Wanderung ohne nennenswerte Steigungen“ die Rede ist, dann muss stattdessen fast durchweg mit mindestens einer harten Rampe gerechnet werden.

Auf jeden Fall: Rurseen, Vulkaneifel, Lieserpfad

Letztlich aber führen beide Wege zwar nicht nach Rom, aber natürlich über die großen Stauseen der Rureifel, die Maare bei Daun – in der Vulkaneifel – und den Lieserpfad. Diese markanten Ecken der Region scheinen unstrittig zu den schönsten der Eifel zu gehören. Ein sinnvoller gemeinsamer Nenner.

Wer sich nicht festlegen will, und stattdessen zwischen den beiden Varianten wechselt, um seinen persönlichen „dritten Weg“ zu finden, hat an mehreren Stellen dazu Gelegenheit: In Einruhr, Monschau; Blankenheim, Daun und Manderscheid kreuzen sich die Wege. Für beide Routen gilt: Zusätzliches Kartenmaterial neben Wanderführern ist nicht nötig.

Überblick:

Eifelsteig (von Kornelimünster bis Trier); 15 Etappen, 313 Kilometer

Höhenunterschiede: 7740 Meter bergauf, 7835 Meter bergab

Durchschnittliche Etappenlänge: Rund vier bis sechs Stunden reine Gehzeit, gesamt circa 84 Stunden Schwierigkeitsgrad: durchschnittlich

Weitwanderweg – Vom hohen Venn bis zur Vulkaneifel (Simonskall bis Bernkastel Kues); 14 Etappen, rund 307 Kilometer (im Wanderführer keine Kilometerangaben)

Höhenunterschiede: 3636 Meter bergauf, 3689 Meter bergab

Durchschnittliche Etappenlänge: Rund fünf bis sechs Stunden reine Gehzeit, gesamt circa 79 Stunden Schwierigkeitsgrad: durchschnittlich bis überdurchschnittlich (Etappenlänge maximal acht Stunden)

Die schönsten Teiletappen

Eifelsteig: Einruhr-Gemünd mir Rurseen; Blankenheim-Mirbach mit Wacholderheide bei Alendorf; Kloster Himmerod nach Bruch entlang der Salm

Weitwanderweg: Einruhr-Monschau mit Rurseeen und Traumpfad entlang der Rur zum alten Tuchmacherstädtchen; Bad Münstereifel-Altenahr mit Fernblicken bis ins Rheintal und Ahrgebirge, Lieserpfad Manderscheid-Wittlich

Beste Wanderzeit: September, Oktober

Ausrüstung: Gute Profilwanderschuhe, Tourenrucksack, Wanderstöcke, Wanderjacke, Fleecejacke; Trinkvorrat nicht vergessen

Unabdingbar: Sich vor Etappenstart genau über eventuelle nötige ÖPNV-Verbindungen für die Rückfahrt zum Ausgangsort informieren

Übernachtungsmöglichkeiten in fast allen Zielorten vorhanden

Wanderliteratur: Zum „Eifelsteig“ sind mittlerweile eine ganze Reihe von Wanderführern erschienen. Hier berücksichtigt: Ingrid Retterath: Deutschland – Eifelsteig. Outdoor Handbuch Band 226. Stein Verlag 2008 (Neuauflage für Herbst 2009 geplant).

Christiane Rüffer-Lukowicz/Jochen Rüffer: Der Weitwanderweg durch die Eifel – Vom Hohen Venn bis zur Vulkaneifel. J.P. Bachem Verlag 2006.