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Idealer Korkenzieher gesucht

Wenn Sie nicht gerade eine Weinflasche mit Dreh- oder Glasverschluss vor sich haben, benötigen Sie für das Öffnen der Flasche einen Korkenzieher, der den Korken, ohne allzu großen Kraftaufwand und natürlich ohne Korken und Flasche zu beschädigen, herauszieht. Das Angebot an allen nur erdenklichen Korkenziehern und Methoden ist riesig, aber vielleicht gibt es ein optimales Gerät für das Öffnen einer Weinflasche? Um es vorweg zu nehmen: Den idealen Korkenzieher gibt es nicht, aber einigen Kriterien für einen guten kann man durchaus auf die Schliche kommen.

Reger Erfindergeist bei den Korkenziehern

Die ersten Korkenzieher aus Metall wurden ursprünglich von Büchsenmachern hergestellt; doch bereits 1795 meldete der Engländer Samuel Henshall ein erstes Patent an. Von der Vielzahl möglicher Konstruktionen für Korkenzieher zeugt, dass allein bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts über 300 Patente auf Korkenzieher erteilt wurden, deren Ziel es ist, die anstrengende Arbeit des Korkenziehens auf ein angenehmes Maß zu reduzieren. Die Sammlungen in Museen, Haushaltswarengeschäften und Weinhandlungen zeugen (auch heute noch) von regem Erfindergeist auf diesem Gebiet.

Der einfachste Korkenzieher

Wenn Sie schon einmal probiert haben, mit einem einfachen Korkenzieher, der aus nicht mehr als einer Metallschraube und einem Griff, vielleicht sogar dekorativ aus Weinrebenwurzel, besteht, eine Weinflasche zu öffnen, dann wissen Sie, dass dies manchmal doch erhebliche Kraft erfordert: Man könnte mit dem gleichen Aufwand gut einen schweren Koffer heben. Der Korken wird beim Verschließen der Flasche nämlich von einem Vierbacken-Korkschloss extrem stark zusammen gequetscht und dann in den Flaschenhals geschoben. Die darauf folgende Ausdehnung des Korkens sorgt für die nötige Dichtung im Flaschenhals, der Korken „sitzt“. So müssen Sie beim Herausziehen zunächst die nicht unerhebliche Haftreibung am Flaschenhals überwinden, dann kann der Korken mit stetig nachlassender Kraft aus der Flasche gezogen werden, wobei nur noch gegen die (wesentlich kleinere) Gleitreibung gearbeitet werden muss.

Allerdings lässt sich auch mit diesem äußerst simplen Korkenzieher die Mühe etwas verringern, wenn man beim Herausziehen des Korkens eine leichte Drehbewegung vornimmt. Warum? Hier spielen zwei physikalische Sachverhalte eine Rolle: Einerseits kann der Korken beim Drehen, ähnlich wie auf einer schiefen Ebene, mit einer geringeren Zugkraft nach oben befördert werden. Und andererseits – und dies ist der Hauptvorteil des Tricks – macht sich die Hebelwirkung des Griffs bemerkbar. Der Hebelarm des Korkenziehers (einige Zentimeter, je nach Modell) ist nämlich immer wesentlich länger als der Radius des Korkens, der knapp 1 cm bei genormten Flaschen beträgt. Man erreicht also eine beachtliche Kraftminderung durch diese Übersetzung. Auf jeden Fall ausprobieren!

Bei vielen Korkenziehern ist das Hebelprinzip im Spiel

Die meisten Korkenzieher nutzen das Hebelprinzip, jedoch in den unterschiedlichsten Varianten. Der bekannteste Vertreter ist das Kellnerbesteck, auch Kellnermesser genannt, das in ähnlicher Form auch an einigen Ausführungen des Schweizermessers zu finden ist. Der Prototyp geht auf ein Patent aus dem Jahr 1883 von Carl Weinke zurück. Beim Kellnermesser wird die Spirale in den Korken gedreht, das ausklappbare Ende des Griffs an den Flaschenhals gesetzt und mit dem längeren Hebelstück des Griffs der Korken aus der Flasche gezogen. Je größer das Verhältnis der Hebelarme ist, desto leichter lässt sich der Korken ziehen. Ähnlich sind auch Flügel-Korkenzieher konstruiert, bei denen zwei am Korkenzieher angebrachte Flügel, teilweise über ein spezielles Abrollrädchen, etwa 20 cm nach unten auf die Flasche gedrückt werden. Gleichzeitig hebt sich der Korken. Vollendete Prachtexemplare bei der Ausnutzung des Hebelprinzips sind Scharnier- oder Gelenkheber, bei denen nach dem Scherenschnabelprinzip (Nürnberger Schere) ein mehrfacher Hebel äußerst trickreich zum Einsatz kommt. Der Korkenzieher ist auch unter dem Namen „Zig-Zag“ bekannt.

Glockenkorkenzieher und Druckluft beim Aeropull

Eine Konstruktion mit Schraubgewinden ist der Glockenkorkenzieher, übrigens mein Lieblingsstück. Die in den oberen Teil eingelassene lange Schraube befördert den Korken aus der Weinflasche. Sie bestimmt das Übersetzungsverhältnis und erinnert in ihrem schneckenförmigen Aussehen an die Archimedische Schraube, die nach dem gleichen Prinzip schon vor Christi Geburt zur Wasserförderung in Bergbau und Landwirtschaft verwendet wurde. Man kann sie sich als aufgewickelte schiefe Ebene vorstellen. Je nach Drehsinn befördert diese Schraube den Korken nach oben oder nach unten. Die Kraftersparnis bei einer solchen Schraube ist umso größer, je kleiner ihre Ganghöhe, das ist der Abstand zweier Schraubenwindungen, und je größer ihr Umfang ist.

Auf einem ganz anderen Prinzip beruhen Druckluft-Korkenzieher, auch Aeropull genannt. Dabei wird eine hohle Nadel ganz durch den Korken hindurch gestochen, eine kleine Luftpumpe erzeugt in der Luftblase über dem Wein einen Überdruck, der sanft und ohne Kraftaufwand den Korken heben (soll) Tatsächlich scheint das Prinzip nicht immer zu funktionieren. Sitzt der Korken fest, muss bei dieser Methode in der Flasche ein großer Überdruck erzeugt werden. Bei falscher Anwendung wird sich der Korken noch nicht einmal lockern oder es kann ihnen die Weinflasche „um die Ohren fliegen“.

Gute Korkenzieher haben eine Seele

Glaubt man Weinkennern, so braucht ein guter Korkenzieher vor allem aber eine „Seele“. Der untere Teil des Korkenziehers ist nicht schraubenförmig, sondern schlängelt sich wie eine Wendel. Man kann also in der Mitte durchsehen, die unsichtbare Seele des Geräts eben. In die Seele eines Korkenziehers sollte mindestens ein Streichholz hineinpassen. Der Vorteil zeigt sich vor allem bei äußerst festsitzenden Korken. Oft kann sich die Schraube im Korkmaterial nur unzureichend festkrallen, beim Ziehen bricht sie heraus, das Korkmaterial ist zerbröselt oder der Korken bricht ganz ab. Und die Weinflasche ist immer noch verschlossen. Eine geschlängelte, möglichst weit geschwungene Wendel kommt immer mit dem Korken aus der Flasche, da sie auch in harten und festen Korken weitaus besser haftet.

Fazit: Einen absolut idealen Korkenzieher gibt es also wirklich nicht, aber wie gesagt: Hinweise! Und das Gleiche gilt natürlich auch für Wein-, Sekt- und Champagnergläser. Aber auch dort gibt es Hinweise, die einen Fehlkauf verhindern.