Honig, Jod und Silber wirken antibakteriell und sind zur Wundbahandlung und Desinfektion geeignet. Eine wissenschaftliche Studie deckt die Wirkung auf.
Die antibakterielle Wirkung von Honig, Silber und Jod ist seit Jahrtausenden bekannt und wird bei der Behandlung von Wunden zur Infektionsprävention genutzt. Doch bisher sind die Aussagen der wissenschaftlichen Literatur widersprüchlich bezüglich der Effizienz dieser Substanzen. Deshalb führten Claire E. Bradschaw und ihr Team von der Sheffield Hallam Universität eine Versuchsreihe durch, um im Labor die antibiotische Wirkung der „Hausmittel“ auf bekannte Wundpathogene zu untersuchen.
Wunden bieten ideale Bedingungen für bakterielles Wachstum
Bereits seit längerem ist bewiesen, dass die Heilung schneller vonstatten geht, wenn eine Wunde feucht gehalten wird. Ein feuchtes Milieu bietet jedoch gleichzeitig ideale Wachstumsbedingungen für Bakterien. Jede offene Wunde wird durch Mikroorganismen kontaminiert. Normalerweise führen aber nur große Bakterienzahlen und Biofilme zu Heilungsverzögerungen und Infektionen. Während Antibiotika nach wie vor als die beste Therapiemethode für bakterielle Infektionen angesehen werden, bereiten Antibiotika-resistente Mikroorganismen zunehmend Probleme bei der Behandlung. Eine zusätzliche Herausforderung stellt die Tatsache dar, dass vor allem chronische Wunden meist von einer Vielzahl verschiedener Erreger besiedelt sind. Moderne Verbände halten die Wunde feucht und bilden gleichzeitig eine physikalische Barriere gegen Infektionen. Es gibt allerdings bislang wenige wissenschaftliche Studien, die die Effizienz von Wundbehadlungsmethoden im klinischen Einsatz vergleichen.
Wissenschaftler der Universität Sheffield testeten daher die antibakterielle Wirkung von Honig-, Silber- und Jod-haltigen Verbänden auf die Bakterien Escherichia coli, Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa. Diese Keime sind häufig auf offenen Wunden zu finden und führen zu Entzündungen unterschiedlicher Intensität. Als Wunden-Simulationen im Labor dienten den Forschern Plastikschälchen (Petrischalen), auf die ein Nähr-Agar für Mikroorganismen und darauf eine Suspension der jeweiligen Bakterien aufgetragen wurde. Kleine Streifen der Testverbände, auf die Keim-Filme aufgelegt, sollten die antibakterielle Wirkung zeigen. Nach 24 Stunden verglichen die Wissenschaftler die Bakterienzahlen unter und neben den Verbandstücken.
Jod desinfiziert perfekt, Honig und Silber offenbaren Schwächen im Test
Molekulares Jod tötet Bakterien, Pilze und sogar Viren, indem es in die Zellen eindringt und Proteine sowie das Erbgut schädigt. Trotzdem ist die Verwendung von Jod in letzter Zeit zurückgegangen, da angenommen wird, dass es auch auf menschliche Zellen toxisch wirkt. Zudem kann eine lange andauernde Behandlung offener Wunden mit Jod dazu führen, dass die Chemikalie in den Körper aufgenommen und in der Schilddrüse abgelagert wird, was eine Schilddrüsen-Unterfunktion nach sich ziehen kann. In der Studie konnte das Element seinen Ruf rechtfertigen: Von allen untersuchten Wirkstoffen zeigt Jod die stärkste anti-mikrobielle Wirkung.
Silber (Ag0) entfaltet seine Wirkung erst dadurch, dass das Metall durch Wundsekrete ionisiert wird. Die so entstandenen, positiv geladenen Teilchen (Ag+), binden dann an die Membranen von Bakterien, dringen schließlich in die Zellen ein und töten diese. Doch auch für menschliches Gewebe scheint Silber giftig zu sein. Trotzdem steigerte sich die Verwendung von Silber-haltigen Wundverbänden seit 1996 um 200%. Grund dafür ist nicht zuletzt die hohe Zuverlässigkeit als Desinfektionsmittel: Da Silber, anders als Antibiotika, mehrere Komponenten der Krankheitserreger gleichzeitig angreift, ist eine Resistenzbildung kaum möglich. Vor allem bei der Heilung chronischer Wunden greifen Mediziner häufig auf Verbände zurück, die das Edelmetall enthalten. Im Laborversuch konnte Silber seine Wirkung nicht entfalten. Da der im Testverfahren verwendete Agar nicht alle Inhaltsstoffe von Wundsekreten enthielt, vermuten die Wissenschaftler, dass die Ionisierung der Silbermoleküle unterblieben war. Weitere Tests bestätigten diese Annahme.
Honig wirkt Keim-tötend aufgrund seiner hohen Osmolarität. Diese physikalisch-chemische Eigenschaft führt dazu, dass die Erreger Wasser verlieren und absterben. Das saure Milieu (pH 3 – 4) von Honig führt außerdem dazu, dass sich die meisten Bakterien nicht mehr teilen können. Aber selbst wenn Honig soweit verdünnt vorliegt, dass die Osmolarität keine Rolle mehr spielt, verliert er die Wirkung nicht. Diese Effizienz konnte die Studie jedoch nur teilweise bestätigen. Vor allem die Bakterien des Stamms P. aeroginosa überlebten die Behandlung teilweise. Vermutlich variiert die Wirksamkeit je nach Honigsorte. Auch wird unter Wissenschaftlern kontrovers diskutiert, ob Honig sogar als Bakterienquelle fungieren kann und somit das Infektionsrisiko offerner Wunden steigert.
Gerade durch die fortschreitenden Antibiotika-Resistenzen verschiedener Keime gewinnen Alternativen bei der Infektionsbehandlung immer mehr an Bedeutung. Weitere Untersuchungen sind jedoch nötig, um effiziente Wirkstoffkombinationen für den klinischen Einsatz zu entwickeln.