Wieso müssen homosexuelle Paare nach wie vor in so vielen Punkten Zugeständnisse machen? Und welche Rolle spielen Kirche und Gesellschaft dabei?
Im Christentum sehen sich Homosexuelle immer noch stark mit Vorurteilen und Ablehnung konfrontiert. Bis ins 19. Jahrhundert galt Homosexualität als Straftat und wurde in einem Atemzug mit Sodomie genannt und genau wie diese auch zuerst mit dem Feuertod und später dann mit dem Zuchthaus bestraft. Ab der Strafrechtsreform 1969 waren nur noch homosexuelle Handlungen männlicher Jugendliche unter 18 Jahren strafbar; das Schutzalter für heterosexuelle und lesbische Beziehungen hingegen lag bei 14 Jahren. Erst ab 1989 werden homosexuelle Beziehungen nicht mehr anders behandelt. Doch ist dem tatsächlich so? Nach wie vor sehen sich gleichgeschlechtliche Paare mit dem Vorwurf des „Widernatürlichen“ und der Sünde konfrontiert.
Auf welche Problemen treffen Homosexuelle in Kirche und Gesellschaft?
Immer noch berufen sich viele Menschen auf die Bibel um ihre Ablehnung von Homosexualität zu rechtfertigen, da im Alten Testament homosexuelle Beziehungen scharf verurteilt werden. Allerdings wird hier auch lediglich die männliche Homosexualität erwähnt; in Römerbrief 1 wird Gott selbst für diese „Verirrung“ angegeben; Jesus selbst hat sich zu diesem Thema nie geäußert. Doch die Berufung auf die Bibel birgt einige Tücken, so findet sich in Levitikus 18 zwar durchaus ein Zeugnis der Ablehnung der Homosexualität, allerdings wird an gleicher Stelle verboten mit einer Frau zu schlafen während sie ihre Tage hat; dieses Verbot wurde jedoch nicht ins alltägliche Leben übernommen. Wieso also nimmt man eins der Verbote an und ignoriert das andere?
Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft
Die Kriterien für die gleichgeschlechtlich eingetragene Lebenspartnerschaft sind fast die gleichen wie für die Ehe, aber dennoch sind sie nicht gleichgestellt. Einer der Unterschiede ist zum Beispielt, dass man von Partnerschaft und nicht von Ehe spricht, demnach spricht man auch nicht von Scheidung, sondern von Aufhebung. Mittlerweile ist es homosexuellen Paaren zwar gestattet ihre Partnerschaft offiziell eintragen zu lassen, aber dennoch kann man nicht von Gleichberechtigung sprechen, auch wenn die Betonung der Menschenwürde inzwischen dazu geführt hat, dass man ihnen zumindest in einigen Punkten entgegenkommt.
Homosexualität in der Kirche
Homosexuelle Pfarrer oder Pfarrerinnen dürfen ihre Sexualität nur dann ausleben, wenn sie dies „verantwortungsbewusst“ tun und ihre Gemeinde einverstanden ist. Sie müssen sich also vor ihrer Gemeinde rechtfertigen und sich deren Einverständnis einholen, während das bei heterosexuellen Pfarrern und Pfarrerinnen eine persönliche Entscheidung ist und sie niemanden um Erlaubnis bitten müssen. Einerseits kann man so argumentieren, dass man ihnen diese Freiheit ja durchaus einräumt, aber die Zugeständnisse die sie machen müssen lassen doch die Frage aufkommen ob das nicht eine Verletzung ihrer Menschenwürde ist.
Homosexuelle Paare und Kinder
Es ist homosexuellen Paaren nicht gestattet Kinder zu adoptieren mit der Begründung, dass wenn sie keine Kinder kriegen können, dann sollen sie auch keine haben. Hier findet sich wieder ein logischer Denkfehler, denn diese Regel gilt nur für homosexuelle Paare, heterosexuelle Paare die rein biologisch nicht dazu in der Lage sind Kinder zu bekommen dürfen schließlich durchaus Kinder adoptieren. Dieses Verbot gilt jedoch nur für die gemeinschaftliche Adoption; ein Elternteil allein kann ein Kind adoptieren wenn der Partner einverstanden ist, außerdem ist es kein Problem wenn ein Kind aus einer früheren heterosexuellen Beziehung in eine homosexuelle Partnerschaft gebracht wird.
Bei der Adoptionsfrage geht es nicht primär um die Interessen der Eltern, sondern um die des Kindes. Wenn ein Kind von einem der Partner einer homosexuellen Beziehung adoptiert werden soll müssen die Folgen für das Kind ganz genau abgeschätzt werden. Während es also kein Problem darstellt ein Kind aus einer vorangegangenen heterosexuellen Beziehung in eine homosexuelle Beziehung zu bringen müssen die Folgen bei einer Adoption genau abgewägt werden; doch wenn es für das eine Kind keine Gefahr bedeutet, weshalb gelten dann bei der Adoptionsfrage andere Regeln? Und aus welchem Grund erlaubt man es zwar einem einzelnen Elternteil aber keinen homosexuellen Paaren Kinder zu adoptieren? Für Kinder ist es doch nur förderlich in einer intakten Familie mit zwei Elternteilen aufzuwachsen, doch in dem man die gemeinschaftliche Adoption verbietet enthält man dem Kind genau diese Familie vor; es lebt zwar in einer Gemeinschaft mit beiden Partnern, doch ganz offiziell ist nur einer der Partner tatsächlich Elternteil.
Angst vor der Homosexualität
Nach wie vor fühlen sich viele Menschen unwohl in der Gegenwart von Homosexuellen oder wenn sie auch nur mit dem Thema konfrontiert werden. Diese Angst kann aber nur durch personale Begegnung überwunden werden, denn mit Argumenten kann man an dieser Stelle nicht viel ausrichten; dabei spielt es keine Rolle ob sie gläubiger oder rationaler Art sind. Viele Menschen sind immer noch der Meinung, dass es zwischen Homosexuellen keine echte Liebe gäbe, da sie eben unter dem Verdikt der Sünde steht. Allerdings widerspricht diese Behauptung den persönlichen Erfahrungen der Betroffenen.
Bei der homosexuellen Orientierung handelt es sich nicht um eine Fehlleitung der natürlichen heterosexuellen Orientierung, sondern um ein eigenes unveränderliches Persönlichkeitsmerkmal und ist deshalb ebenso zu würdigen wie die heterosexuelle Orientierung, dennoch sehen sich Homosexuelle oft mit Misstrauen konfrontiert, da in den Köpfen vieler Menschen nach wie vor die Idee vorhanden ist, dass es sich um eine Fehlleitung oder eine simple Entscheidungsfrage handelt.