Wenn der Kapitän seinen Segen geben soll: Bei einer Hochzeit an Bord eines Kreuzfahrtschiffs gibt es einige Klippen zu umschiffen.
Der Sonnenuntergang ist märchenhaft, die Sterne funkeln wie nie und die Wellen schlagen leisen an den Bug. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Paar bei derart geballter Kreuzfahrtromantik den dringenden Wunsch verspürt umgehend in den Hafen der Ehe einzulaufen. Schließlich ist man doch auf offener See und der Kapitän in seiner schicken Uniform greifbar… Um es vorweg zu nehmen: Ganz so einfach ist es nicht. Erst müssen noch einige juristische Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden, damit sich Seemannsbraut und Klabautermann auf den Wogen das Ja-Wort geben dürfen.
Prosaisch aber wahr, die Eheschließung ist ein Vertrag und muss von Rechtswegen von einem Standesbeamten geschlossen werden. Will heißen, Kapitäne dürfen definitiv nicht trauen. Sie tun es trotzdem! Voraussetzung ist aber, dass das Paar schon legal verheiratet ist. Wer Ehering oder Trauschein vorweisen kann, findet sicher die passende Zeremonie.
Opfer für Neptun
Cocktailempfang im Kapitänssalon, romantisches Candlelight Dinner im Separee und beim Captain’s Dinner ein sicherer Platz am Tisch des Kapitäns sind die Zuckerln nach der Hochzeit auf der Astor. Die Trauung auf dem Transocean-Kreuzer selbst ist eher maritim schlicht. Immerhin stehen sämtliche Offiziere in Galauniform stramm, wenn das Brautpaar die Brücke betritt. Nach der Zeremonie bittet das Paar Meergott Neptun mit einem Opfer um Glück. Die frischgebackene Gattin wirft ihren Brautstrauß über die Reling, der Ehemann eine Flasche Wodka.
Ja-Wort nur für Katholiken
Von solcherlei Seemannstraditionen hält man auf den italienischen Costa-Kreuzern wenig. Neptuns Segen ist nicht gefragt und auch der Kapitän hält sich vornehm zurück. Er überlässt das Terrain Bordpfarrer und lieben Gott. In der Schiffskapelle dürfen dann auch ausschließlich Katholiken, die schon kirchlich getraut sind, heiraten. Frei nach dem Motto aller guten Dinge sind drei! Das dritte Ja-Wort ist übrigens kostenlos. Wer Wert auf hübsche Dekoration und einen anschließenden Empfang legt, sollte allerdings das Honeymooner-Package buchen. Für 110 Euro gibt es zusätzlich ein Silber gerahmtes Foto des Brautpaares, ein vom Kapitän unterzeichnetes Hochzeitszertifikat und zwei Bademäntel.
Verbindlich ist’s nur mit dem Standesbeamten im Hafen
Wer das zwar alles schön aber deutlich zu unverbindlich findet, kann einen kleinen Trick anwenden. Solange das Schiff im Hafen liegt, darf in einigen Häfen ein Standesbeamter an Bord eine legale Trauung vornehmen. Angeboten wird diese Variante in Boston, Miami, New York, San Juan, Seattle und Vancouver von NCL – Nowegian Cruise Lines. Nach dem Ja-Wort verlässt der Standesbeamte das Schiff und das Brautpaar sticht zu seinen Flitterwochen in See. Eine professionelle Agentur kümmert sich um sämtliche Formalitäten und um die festlichen Arrangements an Bord.
Auch auf Flüssen kann man sich trauen
Auch in heimatlichen Gefilden muss man bei der Hochzeit nicht auf Wasser verzichten. Freie Theologen nehmen das symbolische Gelübde auch auf Flussschiffen auf Rhein, Main und Neckar ab.
Intimer Geheimtipp für Heiratswillige ist das kleine Flussschiff Serenité. Will ein Brautpaar mit seinen zehn besten Freunden feiern, chartert es das Schiffchen am besten komplett, um den Rest kümmert sich dann die Schiffsleitung. Während der Reise rund um Berlin, Brandenburg, der Mecklenburger Seenplatte, im Elsass, Burgund oder Südfrankreich gibt Kapitän Georg Ebert seinen symbolischen Segen. Auf Wunsch wird ein Standesbeamter organisiert, der in einem Hafen die Trauung vollzieht. Dort findet dann auch ein Empfang mit bis zu 20 Gästen inklusive Fingerfood, Hochzeitstorte und Getränken statt.