Carin M. (46) litt jahrelang an Depressionen und Schlafstörungen. Medikamente verschlimmerten ihren Zustand. Erst ein Spezialist fand heraus, was ihr fehlte.
Wer Carin M.* im Fitnessstudio auf dem Laufband trainieren sieht, käme niemals auf die Idee, dass diese sportliche, jugendlich wirkende Frau eine regelrechte Ärzteodyssee hinter sich hat. Über zehn Jahre lang litt sie an Migräne, Schlafstörungen, Depressionenund Antriebslosigkeit. Carin M. erinnert sich: „Es begann vor über 10 Jahren mit den Schlafstörungen. Ich wälzte mich Nacht für Nacht im Bett und konnte einfach nicht einschlafen! Ich begann zu grübeln.“ Carin verfiel in eine schwere Depression. Ihr Hausarzt verschrieb ihr Antidepressiva und Schlafmittel. „Die Tabletten machten müde und eine zeitlang konnte ich dann tatsächlich wieder schlafen. Doch dann gewöhnte sich mein Körper an die Tabletten und alles begann von vorne!“
Carin arbeitet nur noch Teilzeit, um sich schonen zu können
Da Carin nachts nicht schlafen konnte, war sie tagsüber fix und fertig. Zu ihren Beschwerden gesellten sich nun Verdauungsprobleme und regelmäßige Migräneanfälle. „Dann entwickelte ich auch noch Panikattacken! Die Ärzte gaben mir Abführmittel und weitere Antidepressiva, doch sie halfen nicht richtig.“ Der Grund für Carins Erkrankungen blieb unbekannt. Die attraktive Kosmetikerin konnte ihre Arbeit nicht mehr bewältigen und wechselte von einer Vollzeit- in eine Halbtagsstelle. Sie wollte sich schonen und mehr auf sich achten. Doch ihre Beschwerden wurden immer schlimmer. Kein Arzt schien ihr helfen zu können.
Im Frühjahr 2006 kam es zu einem traurigen Höhepunkt von Carins Beschwerden. Ihre Schlafstörungen beeinträchtigten nun auch ihre Herzleistung. „Ich hatte ständig Herzklopfen und Atemnot. Eines Tages konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten und bin einfach umgefallen.“ Carin sollte in eine Herzklinik überführt werden. Doch ein guter Freund empfahl ihr, sich vorher noch einmal von einem weiteren Arzt durchchecken zu lassen. „Eigentlich hatte ich keine Lust dazu. Ich war schließlich schon bei genug Ärzten gewesen. Zudem gab er mir die Adresse eines Arztes, der fast 100 Kilometer von meinem Wohnort in Unterfranken entfernt seine Praxis hatte!“ Doch die Alternative wäre die Einweisung in eine Herzklinik gewesen. Carin entschied sich daher doch, diesen Spezialisten aufzusuchen.
Endlich wird die richtige Diagnose gefunden: Histaminose und Serotoninmangel
Diese Entscheidung sollte sie nicht bereuen. „Wie viele Ärzte zuvor nahm auch er mir Blut ab. Doch er ließ es auf ganz andere Dinge untersuchen! Als das Ergebnis vorlag, stellte er als erster die Diagnose, die meine Erkrankungen ausmachte: Histaminose und Serotoninmangel!“
Unter einer Histaminose versteht man, dass der Körper zu viel des Botenstoffes Histamin produziert. Dazu kann es aus den unterschiedlichsten Gründen kommen. Sowohl Entzündungen als auch Stress, allergische Reaktionen oder Medikamente können zuviel Histamin freisetzen. Der Stoff ist zudem auch in verschiedenen vergorenen Lebensmitteln (zum Beispiel Käse, Sauerkraut, Rotwein) enthalten und kann so von außen zugeführt werden. Manche Lebensmittel, wie beispielsweise Alkohol, enthalten nicht nur Histamin, sondern verhindern zusätzlich, dass der Körper diesen Botenstoff abbaut. Die nun entstehende Histaminose führt zu Unverträglichkeiten, die mit allergieartigen Symptomen einhergehen.
Mit einer Diät und Tryptophan gegen die Erkrankung
Auch Carin M. vertrug mittlerweile einige Lebensmittel nicht mehr, darunter Rind, Huhn, Milch und verschiedene Gemüsesorten. Sechs Wochen lang musste sie diese Lebensmittel meiden sowie auf Alkohol verzichten. „Zunächst war das schwer, “ erinnert sie sich, „denn ich musste fast 80 Prozent dessen, was ich sonst gegessen habe, weglassen. Ich führte ein regelrechtes Ernährungstagebuch.“
Der Serotoninmangel, der bei ihr zu Depressionen, Panikattacken und Ein- und Durchschlafstörungen geführt hatte, wurde parallel mit 5-Hydroxy-Tryptophan, dem Vorläufer des Botenstoffes Serotonin, behandelt. Im Laufe der sechswöchigen Therapie konnten somit die Serotoninspeicher wieder aufgefüllt, die Histaminausschüttung gemindert und damit die Unverträglichkeitsreaktionen beseitigt werden.
Beschwerdefrei nach sechs Wochen
„Es ist wie eine totale Körperreinigung gewesen!“, strahlt Carin M. glücklich. „Mein Körper war zuvor vollkommen durcheinander, nur weil zwei Botenstoffe im Gehirn nicht ausgeglichen waren! Jetzt, wo sie wieder im Lot sind, fühle ich mich so jung wie nie, schlafe ohne Schlaftabletten und habe auch keine Panikattacken mehr!“
Leider ist die Histaminose bislang auch unter Ärzten und Heilpraktikern wenig bekannt. Dabei kann eine entsprechende Blut- oder Stuhluntersuchung schnell Auskunft geben. Im Fall von Carin M. wurde die Diagnose erst nach mehr als 10 Jahren gestellt. Ein wahrer Teufelskreis war in dieser Zeit in Gang gekommen, denn die Medikamente, die Carin M. bekam, überdeckten zwar kurzzeitig die Symptome, verstärkten jedoch langfristig die Krankheitsursache. Mit einer zeitlich begrenzten Diät und den richtigen Nahrungsergänzungsmitteln konnte man ihr mittlerweile dauerhaft helfen. Rotwein und Shrimps wird sie auch in Zukunft meiden müssen, aber das macht Carin nichts aus. „Ich fühle mich endlich wieder topfit!“, lacht sie.
* Name von der Redaktion geändert