Merkfähigkeit, Konzentration, Namensgedächtnis trainieren
Die Anforderungen an unser Gedächtnis und Erinnerungsvermögen werden immer höher. Ob im Beruf oder im Privatleben – ein gut funktionierender Kopf ist Gold wert.
„Ach, hallo, Frau … eh …!“ Verdammt, ich kenn die Frau doch irgendwoher? Aber woher? Und wie heißt sie?
Was im Privatleben manchmal nur ein bisschen ärgerlich ist, kann im Job ausgesprochen nachteilig sein. Wer immer wieder die Namen seiner Kunden durcheinander wirft, spürt früher oder später die Konsequenzen, ob er nun Arzt ist oder Versicherungsvertreter. Menschen, die mit ihrem Namen angesprochen werden, fühlen sich dagegen geschmeichelt und werden Ihnen gewogen sein: „Ach, Sie wissen, wie ich heiße?“
Egal, ob Namens-, Orts- oder Zahlengedächtnis, mit einem gut funktionierenden Kopf ist man klar im Vorteil. Ob Sie jedes Jahr den Hochzeitstag vergessen oder sich einfach keine Telefonnummer merken können, mit ein paar Minuten Training oder Gehirnjogging am Tag wird es wahrscheinlich bald wieder besser klappen mit dem Gedächtnis.
Was ist überhaupt ein schlechtes Gedächtnis?
Jeder vergisst hin oder wieder mal was – das ist völlig normal. Manchmal schwirrt der Kopf geradezu. Zu viele Informationen strömen gleichzeitig auf uns ein. Dann hilft es oft schon, bei einem ausgiebigen Spaziergang zur Ruhe zu kommen, die Gedanken zu ordnen, eine Nacht anständig durchzuschlafen und nach Möglichkeit ein paar Aufgaben zu delegieren.
Wer allerdings den Eindruck gewinnt, dass sein Gedächtnis in erschreckender Weise immer mehr nachlässt, sollte einen Arzt aufsuchen. Ernsthafte Erkrankungen könnten dahinter stecken.
Alzheimer, Korsakow und Amnesie
Morbus Alzheimer und Demenz – nicht nur alte Menschen sind betroffen. Schneller als im normalen Alterungsprozess werden Hirnzellen abgebaut. Mit Bild gebender Diagnostik lässt sich dieser Abbau nachweisen.
Wer jahrelang Alkoholmissbrauch betreibt, also regelmäßig und immer mehr trinkt, tut seinem Gehirn nichts Gutes. Der Betroffene kann mit der Zeit keine neuen Informationen mehr aufnehmen. Er erkennt weder den neuen Nachbarn, den er schon zehnmal im Fahrstuhl getroffen hat, noch weiß er, was es zum Mittagessen gab.
Bei einer Amnesie können Patienten zwar grundsätzlich neue Informationen aufnehmen, sie erinnern sich aber beim besten Willen nicht mehr, wie sie daran gekommen sind.
Beispielhaft: Methoden zur Verbesserung des Gedächtnisses
Ist ein ernster medizinischer Hintergrund auszuschließen und man verlegt nur ständig den Hausschlüssel, helfen Trainingsmethoden. Es gibt eine große Anzahl von Möglichkeiten. Wichtig ist es, zu variieren. Das Prinzip Abwechslung ist dasselbe wie bei einem Besuch im Fitness-Studio: Bei immer gleichen Übungen geht der Reiz im wahrsten Sinne des Wortes verloren. Eine Anpassung, sprich Verbesserung, findet nicht mehr statt.
Nichts gegen Kreuzworträtsel, aber hier wird in der Regel (zum Beispiel wenn man sich im Wartezimmer die Zeit vertreibt) nur das Langzeitgedächtnis trainiert. Man trägt das ein, was man schon lange kennt. Schlägt man jedoch neue Begriffe im Lexikon nach, lernt man dazu.
Bei der Forum-Romanum-Methode heftet man in Gedanken Spickzettel an markante Punkte, etwa Gebäude, die man auf dem Weg zur Arbeit sieht, oder die Möbel im Wohnzimmer. Indem man diese Orte später, etwa wenn man eine Rede halten muss, in einer festgelegten Reihenfolge abschreitet, fallen einem wichtige Stichworte wieder ein.
Lernstrategien helfen, neuen Stoff aufzunehmen. Bekannt geworden ist das MURDER-System. Es steht für Mood (Einstimmung), Understand (Verstehen), Recall (Erinnern), Digest (Ergänzen), Expand (Vertiefen) und Review (Überprüfen). Eine gewisse Arbeitslaune, feste Arbeitszeiten, Rituale, schriftliche Notizen, über Lerninhalte reden, Erkenntnisse anwenden – all das gehört zum erfolgreichen weil mehrkanaligen Lernen.
Eselsbrücken helfen weiter. Einen Einkaufszettel kann man sich merken, indem man sich eine Geschichte dazu ausdenkt. Wer Eier, Schuhbänder, Katzenstreu und Kopierpapier kaufen will, legt sich eine Geschichte oder auch nur ein Bild in der für ihn passenden Reihenfolge zurecht. Er könnte sich eine Katze (Katzenstreu) vorstellen, die mit Schuhbändern das Fell an den Ohren zu Zöpfchen gebunden hat. Als sie, dermaßen schick gemacht, eine Maus fangen will, rutscht sie auf einem Blatt Papier (Kopierpapier) aus, das mit Eigelb (Eier) verschmiert ist. Je alberner die Geschiche, desto leichter kann man sie sich merken.
An Zahlen erinnert man sich leichter, indem man jeder Ziffer ein Symbol zuordnet, das der Ziffer ähnlich ist. So ähnelt eine Zwei einem Schwan, die Fünf den fünf Fingern einer Hand und bei der Neun denkt man an eine Kegelbahn. Mit Hilfe dieser Symbole denkt man sich eine verrückte Geschichte aus, etwa um sich eine wichtige Telefonnummer zu merken.
Und wie ist das nun mit den Namen? Dafür gibt es eine einfache Erklärung. Das visuelle Gedächtnis (man sieht ein Gesicht) und das Sprachgedächtnis (man sucht den dazu passenden Namen) liegen in unterschiedlichen Gehirnhälften. Eine Brücke kann man schaffen, indem man sich eine zusätzliche Information ausdenkt, die zum Namen passt und dazu ein Bild entwickelt. Bei einer Frau Hasenfuß sollte das leicht fallen: Man sieht einen aufheulenden Hasen, dem der Jäger auf den Fuß getreten ist. Frau Jäger, die Steuerberaterin, stellt man sich vor, wie sie mit dem Jagdgewehr auf Steuersünder schießt. Und Herr Rademacher, der neue Bäcker, versucht vielleicht gerade vergeblich, bei einer Reifenpanne ein Ersatzrad aus Brot zu machen.
Nicht übertreiben
Entscheidend ist es, es nicht zu übertreiben mit der Anwendung der Gedächtnisstützen, sonst geraten zumindest die längeren Geschichten durcheinander. Aber für wirklich wichtige Dinge, die schnell abrufbar sein sollten (also ohne erst im Notizbuch nachzuschlagen), sind sie eine großartige Hilfe.