Endlich volljährig und erwachsen. Ab 18 ist man rein rechtlich frei, um über seine künftiges Leben frei zu entscheiden. Selbst wenn sich nicht gleich Grundlegendes ändert, ist es ein wichtiger Schritt.
Für junge Menschen ist die 18 eine magische Zahl. Das Symbol für (endlich!) volljährig, Führerschein, Selbständigkeit und keine Angst mehr vor dem Türsteher an der Disco. Man kann ab sofort frei entscheiden, ob man weiter im warmen Nest sitzen bleiben oder in die weite Welt hinausziehen möchte, sofern man die finanziellen Mittel dazu hat, versteht sich.
Volljährig und nun?
Bei den Eltern trifft schon eher das alte Sprichwort, „Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen“, zu. Jedes Mal wenn die Sprösslinge zum Autoschlüssel greifen, fährt die Mutter in Gedanken mit und kann meist nicht eher schlafen, ehe sie das vertraute Geräusch an der Haustür hört. „Gott sei Dank, wieder heil zuhause“ und schon kann sie entspannt einschlafen. Oder dann die Sorge, wem sie begegnen, ob ihnen hoffentlich alle wohl gesonnen sind und ihnen in der großen, weiten Welt, die manchmal ihre Schattenseiten zeigt, auch nichts geschieht.
Wie Pfeil und Bogen
Der persische Philosoph Khalil Gibran verglich Eltern und Kinder einmal mit Pfeil und Bogen, wobei die Eltern der Bogen sind, der irgendwann einmal den Pfeil abschießen muss. So ist der Lauf der Dinge, auch wenn man die Zeit manchmal gerne zurückdrehen möchte. Dabei ist es eine schöne Erfahrung, wenn die Kinder in die Welt hinausgehen und ihre Ideen in Taten umsetzen, wenn sie losziehen, um ihre Träume zu verwirklichen und ihren Idealen zu folgen. Das gilt auch dann, wenn diese nicht unbedingt den eigenen Vorstellungen vom Leben entsprechen. Am Schönsten ist es natürlich, wenn man das Kind mit Freude gehen lassen kann und geduldig darauf wartet, dass man trotzdem noch als Ratgeber oder sicherer Hafen gebraucht wird. Je freier, der junge Erwachsene, ohne Schuldgefühle gehen kann, umso lieber wird er zurückkommen und die Eltern an seinem neuen spannenden Lebensabschnitt teilhaben lassen.
Abnabelungs-Ritual aus der Hexenschule
Ein schönes „Nabelschnur-Ritual“, das aus dem Hexenkult überliefert ist und das man in den 18. Geburtstag symbolisch einbinden kann, ist für beide ein emotionales Erlebnis mit Symbolkraft. Dazu benötigt man eine cirka vier Meter lange, silberfarbene Schnur oder Geschenkband, eine Schere und einen Platz in der Natur, an dem man ungestört ist. Jeweils ein Ende des Bandes binden sich Mutter und Kind um den Bauch. Dann läuft das Kind in leichtem Jogging-Schritt davon und die Mutter hinterher. Die zwischen beiden gespannte Schnur, wird dann von der Mutter mit der Schere durchtrennt und das Kind läuft alleine weiter, bis zu einem vorher vereinbarten Treffpunkt, der nicht weit entfernt sein muss. Ein kleiner Ruck, der das Loslassen fühlbar macht.
Mit dem Schnitt wird, wie bei der Geburt die Nabelschnur durchtrennt wurde und das Neugeborene selbständig zu atmen begann, eine zweite Abnabelung vollzogen, die den jungen Erwachsenen nun ins Leben entlässt. Für beide ist dies ein emotionaler Moment, den man gleichzeitig für ein erstes entspanntes Gespräch zwischen Erwachsenen nutzen kann.
Es besteht kein Grund zur Trauer, sondern es gibt einen Grund mehr auf diesen geliebten Menschen stolz zu sein und sich auf eine neue Beziehungsvariante zu freuen. Nur ein Vogel, der jederzeit fliegen kann, kommt auch gerne wieder ins „kuschelige“ Nest zurück.