Nur wenige werdende Mütter denken über Wochenbett-Depressionen nach. Aber oft genug leiden Frauen an Verstimmungen nach der Entbindung.
Verliebt, verlobt, verheiratet. Das einzige, was noch zum vollkommenen Glück fehlt, ist der süße Nachwuchs. Neun Monate werden bestimmt von Hoffnung, Bangen und grenzenloser Vorfreude. Und dann ist es endlich soweit: Das Wunschkind ist da. Wunderschön und gesund. Verwandte und Freude gratulieren überschwänglich, bringen Geschenke, und beäugen entzückt den neuen Erdenbürger.
Der Baby-Blues beginnt
Alle scheinen überglücklich, nur mit der Mutter stimmt etwas nicht. Das überwältigende Gefühl der Mutterliebe, von dem immer alle geschwärmt haben, bleibt aus. Mindestens die Hälfte aller Wöchnerinnen durchlebt in den ersten Stunden nach der Entbindung depressive Verstimmungen. Hebammen sprechen dabei von „Heultagen“, die aber in den meisten Fällen schnell wieder vorbeigehen.
Postpartale Depression
Bei etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Mütter hält die nachgeburtliche Depression Monate an. Sie machen es der Mutter fast unmöglich, mit dem Baby, dem Partner und der neuen Situation zurechtzukommen. Sie fühlen sich leer, ausgebrannt, und oft fehlt ihnen sogar die Kraft, ihr Kind zu lieben. Schwere Formen der Verstimmung sind die Postpartale Depression und die Wochenbett-Psychose.
Damit beginnt ein Teufelskreis. Denn welche Gesellschaft akzeptiert schon eine Frau, die ihr Kind nicht annehmen kann? Und schon fühlt sich die Mutter noch mehr als Versagerin. Obwohl der „Baby-Blues“ längst keine Seltenheit mehr ist, scheint er immer noch den Status eines Tabuthemas zu haben. Denn auch dem Partner und dem Rest der Familie fällt es oft schwer, einzugestehen, dass eine Krankheit vorliegt. Auch wenn das kein Einzelschicksal ist, werden die meisten Frauen nach der Entlassung aus der Klinik mit ihren seelischen Problemen ziemlich allein gelassen und müssen sich selbst um Hilfe kümmern.
Nützliche Hilfe für die Wöchnerinnen
Hierbei kann es nützlich sein, sich mit anderen Müttern und Vätern, beispielsweise aus dem Geburtsvorbereitungskurs, auszutauschen. So können sie sich gegenseitig die Sicherheit geben, dass ihre Anfangsschwierigkeiten zwar beängstigend, aber dennoch ganz natürlich sind. Frauen können lernen, ihre hohen Ansprüche an sich selbst herunter zuschrauben, ohne sich dabei als schlechte Mutter zu fühlen. Außerdem können sich die Frauen in Beratungsstellen, Stillgruppen und Krabbelgruppen Unterstützung suchen.
Können die seelischen Probleme nicht durch das soziale Umfeld oder den Wiedereinstieg in das Berufsleben gebessert werden, könnte professionelle Hilfe durch einen Psychotherapeuten sinnvoll sein. Frauen mit schwersten Depressionen und Psychosen sind dagegen in einer Klinik besser aufgehoben. Der Aufenthalt dauert oft nur ein paar Wochen.
Es gibt ein paar einfache Tricks, wie Mütter ihren Alltag wesentlich erleichtern können
Als allererstes sollten sie kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie mal nur an sich denken. Denn den stressigen Alltag können sie nur meistern, wenn sie genug Kraftreserven haben. Um der körperlichen Erschöpfung vorzubeugen, sollten junge Mütter viel Vitamine und Mineralstoffe zu sich nehmen. Gegen Anspannungen helfen meist kleine Streicheleinheiten oder Massagen vom Partner. Mütter sollten sich auch mal etwas gönnen. Zum Beispiel einen Friseurbesuch oder einen Einkaufsbummel. Sie sollten an die frische Luft gehen. Laufen, Fahrrad fahren, schwimmen und andere körperliche Aktivitäten steigern die Stimmung und helfen, Stress abzubauen. Auch die Familie sollte miteinbezogen werden. Es ist keinesfalls eine Schande, Hilfsangebote anzunehmen. Außerdem ist es für die meisten Großeltern ein Vergnügen, auf den süßen Enkel aufzupassen.
Paare sollten eine Elternzeit einführen, in der sie nur für sich alleine sind. Essen gehen oder ein Kinobesuch sind wie ein Kurzurlaub. Bei einem Glas Wein kann man mal über andere Dinge reden als den Nachwuchs. Die Pflege der Beziehung stärkt den Zusammenhalt und die Mutter fühlt sich mit ihren Problemen und Gefühlen nicht allein gelassen.
Mit viel liebevoller Unterstützung und Ruhe können sie die schwierige Zeit meistern und ihnen wird klar, dass Mütter auch nur Menschen sind, die Fehler machen und Angst haben dürfen.