Schwierige Diagnose von Virusinfektionen der Leber nach Reisen. Hepatitis-Infektionen sind bei Touristen häufig. Eine frühzeitige Therapie ist wichtig, damit es zu keiner Schädigung der Leber kommt. Die Symptome einer Leberentzündung.
Urlaubssouvenirs erfreuen Familie und Freunde nur dann, wenn es sich um exotische Dinge handelt, die sie verwenden oder ins Regal stellen können. Krankheiten als Mitbringsel vom Sommerurlaub sind – natürlich – unerwünscht und aus mehreren Gründen gefährlich:
- Nicht jeder Arzt ist Spezialist – oft fehlt die korrekte Diagnose.
- Nicht jede Krankheit wartet mit eindeutigen Symptomen auf – so wird etwa eine Hepatitis C selten im gut heilbaren Akutzustand erkannt.
Infektion mit Hepatitis auf Reisen
Die Zahlen sind erschreckend: Sieben von zehn Touristen bringen eine Infektion vom Urlaub in den Tropen mit nach Hause. Die überwiegende Mehrzahl beschränkt sich zwar auf rasch verschwindende Fieber- oder Durchfallerkrankungen. Doch auch unsere Leber reagiert auf Viren, die aufgrund mangelnder Hygiene in tropischen Ländern unseren an europäische Mindeststandards gewohnten Körper leicht befallen können.
Abseits der Touristenpfade lernt man fremde Länder und ihre Kultur besser kennen – das ist klar. Das Risiko, sich dabei auf „hygienische Abenteuer“ einzulassen, und eine Infektion einzufangen, steigt allerdings ebenso an. Zwar ist auch der Cluburlauber zum Beispiel vor Virusentzündungen der Leber nicht gefeit. Dem Hauptrisiko unterliegt jedoch der „unkonventionelle“ Rucksack-Tourist, der ein Hepatitis A-Risiko von rund 25 Prozent – pro 1000 Touristen pro Jahr – trägt.
Hepatitis A – Mangelnde Hygiene als Ursache
Mangelnde Hygiene ist zumeist die Ursache für eine Hepatitis A, die oral/fäkal übertragen wird. Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Infektion zu erkranken, liegt bei dieser hoch ansteckenden Form bei 70 Prozent! Die gute Nachricht: Es kommt zu keiner dauerhaften Schädigung der Leber, da die A-Form nie chronisch wird, sondern zumeist wieder abheilt. Eine Impfung beugt vor. „Um eine Hepatitis zu diagnostizieren, bedarf es einer blutfachlichen Analyse der Syntheseparameter“, erklärt Professor Dr. Edward Penner von der Universitätsklinik am Allgemeinen Krankenhaus in Wien, Abteilung Gastro- und Hepatologie. „Denn Symptome wie Erbrechen und Müdigkeit allein lassen viele Schlüsse zu.“
Hepatitis B – Übertragung durch Blut und Körperflüssigkeiten
Die enorme Zahl der Virusträger weltweit bedeutet, dass die durch Blut beziehungsweise Körperflüssigkeiten weitergegebene Hepatitis B-Virusinfektion besonders bei Urlaub in tropischen Ländern aktuell ist. Alle Aktivitäten, die mit Sex, Drogen oder exotischen Piercing- und Tattoostudios zu tun haben, erhöhen das Infektionsrisiko massiv. Die Diagnose ist insofern schwierig, als die Inkubationszeit lang ist und der Patient zuerst einmal jene Fachärzte aufsucht, die er bei seinen Symptomen (Ausschläge, Gelenks- und Muskelschmerzen) für zuständig hält. Dabei wird bei jedem zehnten Patienten die Hepatitis übersehen. Die Konsequenzen der daraufhin auftretenden chronischen Erkrankung sind vom Betroffenen zu tragen.
Hepatitis C – zunächst ohne Symptome
Auch die akute Hepatitis C zeigt zunächst keine Symptome und wird daher äußerst selten diagnostiziert. Die Übertragung erfolgt wie bei der Hepatitis B vor allem durch Blut oder Körperflüssigkeiten. Das Problem in der ärztlichen Praxis: Oft interpretieren Ärzte erhöhte Leberwerte mit zu hohem Alkoholkonsum und übersehen die Leberentzündung. Mindestens ein Prozent der österreichischen Bevölkerung ist Virusträger. Ist die Hepatitis C einmal chronisch geworden, kann sie nicht mehr völlig geheilt werden, auch nicht – wie die akute Form – mit Interferonen (das sind Proteine, die eine Virusausbreitung innerhalb der Zellen hemmen).
Hepatitis E – für Schwangere besonders gefährlich
Die Hepatitis E – sie ähnelt der A- Form – wird aufgrund mangelnder Hygiene übertragen. Wer aus Afrika, Asien oder Südamerika mit spezifischen Symptomen heimkehrt, kann durchaus vom E-Virus befallen sein. Diese Form ist für schwangere Frauen besonders gefährlich.
Typische Symptome einer Hepatitis-InfektionProfessor Penner beschreibt den „typischen Fall“ einer Hepatitis-Infektion: Der aus den Tropen heimgekehrte Urlauber hat Fieber und erhält für ein paar Tage Antibiotika. Ein Monat später stellt sich heraus, dass der Patient ein hepatitisches Bild zeigt: Die gelbliche Hautfarbe und deutlicher noch die gelben Augen (Skleren) sind ein klarer Hinweis darauf.
Eine umfassende Diagnose ist bei Hepatitis-Infektionen das oberste Gebot. Die Leberwerte gliedern sich in die Bestimmung von vier Enzymen und den Farbstoff der Galle, das Bilirubin. Diese zeigen an, ob die Leber ihre Funktionen wahrnehmen kann oder ob – und in welchen Bereichen – sie möglicherweise beeinträchtigt ist. Der Körper braucht Enzyme, unter anderem um die Stoffwechselleistung der Leber zu gewährleisten. Geschädigte Leberzellen führen zu erhöhtem Enzymaufkommen im Blutserum. Je höher der Enzymanstieg, desto größer ist die Schädigung der Leberzellen. Je nachdem, welche Enzyme erhöht sind, kann der Facharzt auf die Art der Erkrankung schließen.
Diagnose durch Experten für Hepatologie oder Tropenmedizin
„Als Hepatologe muss man erhöhten Leberwerten gegenüber vor allem eines tun, nämlich konkret nachschauen “, betont Professor Penner. „Natürlich kennt mancher Patient aus dem Internet oder vom Arzt selbst die Normwerte und ängstigt sich womöglich, wenn sein Gamma GT kurzfristig verrückt spielt. Erst ein genauer Vergleich verschiedener Werte, eine fachmännische Bewertung und Gewichtung der möglicherweise aus der Norm geratenen Einzelwerte führen jedoch zu einem Ergebnis!“ Bei unklaren Symptomen nach einer Reise in südliche Länder sollte daher immer unbedingt ein Tropenmediziner oder Hepatologe aufgesucht werden.