Die Arzneimittelkommission berichtet über einen Hepatitis-Fall in Verbindung mit Umckaloabo: Über unerwünschte Leber-Wirkungen liegen 19 UAW-Berichte vor.
Möchte man selbst in Selbstmedikation ein Erkältungssymptom wie Husten behandeln, bieten unsere Apotheken viele alternative Behandlungsmethoden an; hier gibt es viele pflanzliche und nahrungsergänzende Präparate wie zum Beispiel das rezeptfreie Medikament Umckaloabo aus dem Wurzelextrakt der Kapland-Pelargonie. Vielen Menschen gilt die Phytotherapie mit pflanzlichen Heilmitteln als sanfte Medizin, doch berichtet am Juli die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) über unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) in Verbindung mit Umckaloabo: Ein 40-jähriger Mann nahm „wegen eines grippalen Infekts mit Husten für einen kurzen Zeitraum Umckaloabo®“ ein – knapp zwei Wochen später litt der Mann an Schmerzen im Oberbauch und Gelbsucht (Ikterus). Dem deutschen Spontanmeldesystem sind mittlerweile 19 UAW-Verdachtsberichte an der Leber bekannt.
Wurzelextrakte der Kapland-Pelargonie sind traditionelle pflanzliche Heilmittel
Wurzelextrakte der afrikanischen Kapland-Pelargonie (lateinisch Pelargonium sidoides) gelten als traditionelles Heilmittel der Zulu, aus Afrika kommen eine Reihe von vielversprechenden Phytotherapeutika – zum Beispiel aus dem „Apothekenbaum Afrikas“ Baobab. Umckaloabo ist zugelassen als rezeptfreies pflanzliches Arzneimittel zur Therapie der akuten Bronchitis (Entzündung der Bronchialschleimhaut) bei Erwachsenen und Kindern ab einem Jahr – angeboten wird der Wurzelextrakt in Form von Filmtabletten und als flüssiger „Pelargonium sidoides-Wurzeln-Auszug“. Vermutlich wirkt der Wurzelextrakt über die Stimulierung von Abwehrmechanismen, so soll es zum Beispiel unsere natürlichen Killerzellen zum Killen von Viren anregen, auch wird über antibakterielle Eigenschaften berichtet – laut AkdÄ ist nach einem Cochrane Review die „klinische Relevanz dieser Effekte“ allerdings noch unklar.
Der 40-jährige Mann erkrankte an medikamentös-toxischer Hepatitis
Nachdem der Mann wegen seiner Erkältung mit Husten Umckaloabo eingenommen hatte, klagte er etwa zwei Wochen später an Schmerzen im Oberbauch und litt unter Gelbsucht: Um eine unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) feststellen zu können, müssen die Ärzte nun erst einmal andere Ursachen ausschließen. Der Mann hatte keine bekannten Vor- oder Grunderkrankungen und nahm auch keine anderen Medikamente als Dauermedikation ein. Es gab auch keinen Hinweis auf einen Lebertumor, keinen Nachweis einer viralen Infektion mit Hepatitis-Viren – auch Alkoholabhängigkeit oder Drogenmissbrauch konnte ausgeschlossen werden. Die histologische Gewebeuntersuchung der Leber ergab den Befund einer medikamentös-toxischen Hepatitis (Leberentzündung) mit einer Gallestauung. Da andere Ursachen ausgeschlossen werden konnten, „wurde die Hepatitis auf die Einnahme von Umckaloabo® zurückgeführt.“
Auch pflanzliche Präparate können manchmal Nebenwirkungen haben
Schaut man auf den Beipackzettel von Umckaloabo, wird man darauf hingewiesen, dass bei „1 oder weniger von 10.000 Behandelten“ auch „Erhöhungen der Leberwerte beobachtet“ werden. Bei einer Selbstmedikation mit pflanzlichen Präparaten sollte man darauf achten: Auch Apotheker und Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA) achten darauf, ob man als Patient an Vorerkrankungen leidet, oder andere Medikamente andauernd als Dauermedikation einnimmt. Hier gibt es Leitlinien der Bundesapothekerkammer zur Qualitätssicherung, für Husten zum Beispiel die Arbeitshilfe „Information und Beratung im Rahmen der Selbstmedikation am Beispiel der Eigendiagnose Husten“. Laut Arzneimittelkommission sollte man zum Beispiel Umckaloabo nicht einnehmen, wenn „schwere Leber- und Nierenerkrankungen“ als Grunderkrankungen vorliegen, man zu Blutungen neigt oder gerinnungshemmende Medikamente einnimmt.
Stiftung Warentest hält die Umckaloabo-Flüssigkeit als mit „Einschränkung geeignet“
Da es bisher nur wenige klinische Studien über Umckaloabo gibt, sind nach Stiftung Warentest die Umckaloabo-Tropfen zur Behandlung von akuter Bronchitis bisher nur mit „Einschränkung geeignet“. Gerade bei „sanften“ pflanzlichen Heilmitteln gibt es bisher oft nur wenige Untersuchungen, so schreiben die beiden Apothekerinnen Elke Wolf und Bettina Neuse-Schwarz im „OTC-Spezial – Beratungswissen Husten“ der Pharmazeutischen Zeitung: „Sowohl für chemisch-synthetische Expektoranzien als auch für die meisten Phytotherapeutika gibt es keinen evidenzbasierten Nachweis ihrer Wirksamkeit, der den modernen Anforderungen genügen würde. Das gilt für akuten und auch für chronischen Husten.“