X

Top ten der Heilpflanzen: Rosskastanie

Rosskastanie dient heute vor allem zur Behandlung von Venenerkrankungen – eine Anwendung, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann.

»Die Türken nennens Roßcastanien, darumb daß sie den keichenden Rossen sehr behülfflich sind.« notierte Matthiolus im Jahre 1565 über die aus Konstantinopel zunächst nach Wien eingeführte Pflanze. Denn im mitteleuropäischen Raum heimisch wurde der heute weit verbreitete und bekannte Baum erst im 16. Jahrhundert. Dass dessen Früchte allerdings nicht nur den »Rossen« helfen, sondern auch dem Menschen, wusste man bereits zu dieser Zeit.

Die Rosskastanie – Von anno dazumal bis heute

Matthiolus und mit ihm andere Verfasser medizinischen Schriftwerks empfahlen Rosskastanie gegen »Blutspeyen, Bauchflüsse« und die »rote Ruhr« sowie als »bewehret zu allerley stopffung«. Die Volksmedizin setzte sie dagegen vor allem gegen Blutergüsse, krampfartige Menstruationsbeschwerden und Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft ein. Weiterhin nutzte man sie bei Durchblutungsstörungen, Neuralgien, rheumatischen Erkrankungen sowie zur Verbesserung des Haarwuchses. Seit langem traditionell angewendet werden Rosskastaniensamen auch bei Venenleiden, wie unter anderem Krampfadern, Venenentzündungen und Hämorrhoiden. Eine, wie heute durch pharmakologische Untersuchungen und klinische Studien hinreichend belegt, vollauf berechtigte Indikation.

Botanische Eckdaten

Die Rosskastanie ist ein bis zu 35 Meter hoher, sommergrüner Baum mit großer, regelmäßiger Krone – klassischer Schattenspender in bayerischen Biergärten. Die Laubblätter sind 5- bis 7-fach gefiedert. Die hübschen weißen, gelb- oder rötlichen Blüten sitzen in kegelförmigen, steil aufrechten Rispen. Die gelbgrünen, kugeligen Früchte sind mit weichen Stacheln besetzt und enthalten glänzend braune Samen mit einem großen, hellen Nabelfleck.

  • Wissenschaftlicher Name: Aesculus hippocastanum L.
  • Volksnamen: Judenkastanie, Gichtbaum, Vixirinde, Judenkest, Saukastanie
  • Familie: Rosskastaniengewächse (Hippocastanaceae)
  • Blütezeit: Mai und Juni
  • Sammelzeit: September und Oktober
  • Vorkommen: Rosskastanien sind in ganz Europa, ferner in Kleinasien, Nordindien und dem Kaukasus beheimatet.
  • Verwendete Teile: Zu medizinischen Zwecken verwendet werden die Samen.

Wie uns Rosskastanie hilft

Verantwortlich für die Wirkung der Rosskastanie sind Triterpensaponine, allen voran Aescin. Dieses besitzt antiexsudative und entzündungshemmende Effekte. Zudem entfaltet es ausgeprägte antioxidative Aktivitäten – kann also die schädlichen Wirkungen freier Radikale mindern. Damit nicht genug: Enzyme, die an der oxidativen Blutgefäßschädigung beteiligt sind, unter anderem Xanthinoxidase und Myeloperoxidase, werden durch Aescin gehemmt. Das stoppt die vermehrte Bildung von Sauerstoffradikalen und verhindert so die Schädigung der Gefäßwände. Daneben besitzt Aescin eine im Labor und durch Studien nachgewiesene vorbeugende Wirksamkeit gegen Wasseransammlungen, so genannte Ödeme.

Eigenschaften von Rosskastanie:

  • wirkt entzündungshemmend
  • hat antioxidative Eigenschaften
  • schützt die Blutgefäße
  • beugt Ödemen vor
  • Risiken und Nebenwirkungen: Mitunter können bei der Einnahme von Rosskastanienextrakten Juckreiz, Übelkeit und Magenbeschwerden auftreten. Diese Symptome verschwinden nach dem Absetzen der Extrakte.
  • Gegenanzeigen: Bei Erkrankungen der Niere oder Leber sollten Zubereitungen mit Rosskastanie nicht ohne ärztlichen Rat angewendet werden. Das gilt auch bei gleichzeitiger Behandlung mit Medikamenten zur Hemmung der Blutgerinnung.

Anwendung von Rosskastanie

Dass die Rosskastanie schon so lange gegen Venenerkrankungen angewendet wird, hat sich durch pharmakologische Untersuchungen und klinische Studien als vollauf berechtigt erwiesen. Entsprechend werden die Extrakte zur Therapie von Beschwerden, die durch eine Erkrankung der Beinvenen verursacht sind – wie Schmerzen und Schweregefühle in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz und Beinschwellungen – angewendet.

Rosskastanienpräparate sind erhältlich als Kapseln, Tabletten oder Dragees zur inneren Anwendung sowie als Creme, Gel, Lotion, Badezusatz zur äußeren Anwendung.

Im Licht der Wissenschaft

Extrakte aus den getrockneten Samen der Rosskastanie besitzen mit ihrer im Vergleich zur Kompressionstherapie besseren Compliance einen gesicherten Stellenwert als Venentherapeutikum zur Behandlung der chronischen Veneninsuffizienz (CVI). Der Nachweis ihrer Wirksamkeit und Unbedenklichkeit wurde in zahlreichen Untersuchungen und randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudien erbracht. Dabei wurde bei Patienten mit CVI eine deutliche Besserung der Symptome nachgewiesen: Signifikante Verringerung der transkapillären Filtration und des Beinvolumens sowie deutlich reduzierte Beinödeme.

Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker

Präparate, die Zubereitungen oder Extrakte aus Rosskastanie enthalten, sind beispielsweise:

  • Aescusan
  • Essaven Kapsel
  • Noricaven retard
  • Pascovenol classic Dragees
  • Rephastan Salbe
  • Venen-Fluid
  • Venopas Tropfen
  • Venoplant retard S