Die Brennnessel kann auf eine lange Tradition als Heilpflanze zurückblicken. Heute bewährt sie sich unter anderem bei gutartiger Vergrößerung der Prostata.
Dass die Berührung dieser Pflanze mit Vorsicht zu genießen ist, sie andererseits jedoch viele heilkräftige Stoffe enthält, wussten bereits die Ärzte des frühen Mittelalters. Brennnesseln kamen nicht nur als Gewürz und Gemüse in Schüsseln und Töpfe, sondern vor allem gegen die verschiedensten Beschwerden zur Anwendung. Das »Lorscher Arzneibuch« hat beispielsweise folgende Rezeptur gegen Magenschmerzen parat: »Nimm den oberen samentragenden Teil der Brennnessel und mach‘ daraus eine gut gewürzte Brühe. Am wirksamsten wird sie ohne Pfeffer eingenommen.« Auch gegen »juckenden Kopfgrind« behalf man sich mit der Brennnessel: »Brennnesselsamen weichst du einen Tag und eine Nacht in Wein ein, reibst sie dann und streichst sie mit einer Feder des öfteren auf den Kopf«.
Von anno dazumal bis heute
Die mittelalterlichen Mediziner empfahlen die Nesseln auch bei Zahnschmerzen: »Man kaut die Wurzel der Kleinen Brennnessel und hält den Saft im Munde.« Vielfach praktiziert wurden auch Abreibungen der Haut mit frischen Brennnesseln zur Behandlung von rheumatischen Beschwerden, Ischias und Hexenschuss sowie von Masern oder Scharlach.
Die Brennnessel kann allerdings nicht nur, was ihre medizinische Anwendung anbetrifft, auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon früh hatte man erkannt, dass das in den Brennhaaren enthaltene Nesselgift Haut wie Libido gleichermaßen stark zu reizen vermag. So war das Auspeitschen der erogenen Zonen mit frischem Brennnesselkraut in der Antike, vor allem im alten Rom, eine häufig angewandte Praktik zur Vertiefung amouröser Erfahrungen. Zeitgenössischen Chronisten zufolge sollen die alten Römer zu diesem Zweck sogar eigene Brennnesselorgien gegeben haben. Nicht auszuschließen ist, dass man auf diese Weise die antirheumatische Wirkung des Brennnesselgiftes gleich mit nutzte, die in der Volksmedizin seit Jahrhunderten – in gleicher Art der Anwendung – bekannt ist.
Botanische Eckdaten
Brennnesseln wachsen bevorzugt an Grabenrändern und auf Ödland. Zum Ernten ist die Verwendung von Gartenhandschuhen geboten. Die Blätter streifen Sie am besten von oben nach unten von den Stengeln ab.
- Wissenschaftlicher Name: Urtica dioica, Urtica urens
- Volksnamen: Saunessel, Donnernessel, Hanfnessel, Haarnessel, Nessel, Donnernettel, Große Nedeln, Tissel, Zingel
- Familie: Brennnesselgewächse (Urticacae)
- Blütezeit: Juni bis Oktober
- Sammelzeit: Die Blätter März bis August, Samen im Frühherbst
- Vorkommen: Sowohl die Kleine (Urtica urens) als auch die Große Brennnessel (Urtica dioica) sind in ganz Nordamerika sowie in Europa verbreitet.
- Verwendete Teile: Zu medizinischen Zwecken verwendet werden die frischen oder getrockneten Blätter und die Wurzeln.
Wie uns Brennnessel hilft
Die Nesseln bergen einiges in sich: Neben Sterolen, Lectinen und Polysacchariden, Vitaminen, Mineralsalzen und Flavonoiden auch einen hohen Gehalt an Gerbstoffen und Karotinoiden. Für das charakteristische Brennen sind Ameisensäure und Histamin verantwortlich: Sie stecken in den winzigen Kapseln auf den Blättern und machen die Berührung so unangenehm.
Die Inhaltsstoffe der Brennnessel wirken harntreibend, entwässernd und regen den Stoffwechsel an. Zudem hemmen sie das Enzym Aromatase. Dadurch wird die Umwandelung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron zu Dihydrotestosteron in der Prostata blockiert, ebenso wie die Synthese des so genannten Prostatic Growth Factor (PGF). Dieser Effekt ist der Grund, weshalb sich Extrakte aus den Brennnesselwurzeln bei einer gutartigen, meist altersbedingten Vergrößerung der Prostata bewähren. Sie erhöhen das Füllvolumen der Blase und den Harnfluss und senken damit die Restharnmenge.
Eigenschaften von Brennnessel
- wirkt harntreibend
- regt den Stoffwechsel an
- entwässert und entschlackt
- Risiken und Nebenwirkungen: Bei längerer Anwendung kann es zu leichten Magen-Darm-Beschwerden kommen
- Gegenanzeigen: Bei Wasseransammlungen im Gewebe (Ödemen), die durch eingeschränkte Herz- oder Nierentätigkeit verursacht werden, sind keine längeren Kuren mit Brennnesselpräparaten durchzuführen
Anwendung von Brennnessel
Brennnesselkraut bewährt sich seit langem als Zutat in Teemischungen gegen Gicht, Rheuma, Leber- und Gallebeschwerden sowie zur Entschlackung und Entwässerung des Körpers. Extrakte aus den Wurzeln der Brennnessel werden heute zunehmend in der Behandlung der Beschwerden im Zuge einer gutartigen Vergrößerung der Prostata angewendet. Die hierzu eingesetzten alkoholischen Extrakte aus der Wurzel der Urtica dioica sind bei »Beschwerden beim Wasserlassen infolge einer benignen Prostatahyperplasie Stadium I bis III« offiziell zugelassen.
Der Einsatz von Brennnessel eignet sich als Tee oder Presssaft sowie in Form von Extrakten aus den Wurzeln. Presssäfte und Tees aus Brennnesselblättern sind beliebt zur Durchführung von Frühjahrskuren, um den Körper zu entschlacken und den Stoffwechsel anzuregen.
Im Licht der Wissenschaft
Extrakte aus den getrockneten Wurzeln der Großen (Urtica dioica L.) wie aus der Kleinen Brennnessel (Urtica urens L.) bewähren sich seit Jahren in der Therapie der benignen Prostatahyperplasie (BPH). Sie haben ihre gute Wirksamkeit in zahlreichen klinischen Studien unter Beweis gestellt und laufen nicht zuletzt angesichts ihrer weitaus besseren Verträglichkeit synthetischen Prostatapräparate den Rang ab.
Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker
Empfehlenswerte Präparate mit Brennnessel sind beispielsweise:
- Asendra
- Bazoton uno
- Caelo Brennnesselkraut
- Prostagalen Hvert Dragees
- Prostagutt forte Kapseln (Kombination Sägepalme- und Brennnesselextrakt)
- Rheuma-Hek
- Serless Kapseln
- Urtipret Kapseln