In Deutschland sind rund 100000 Kinder und Jugendliche von Schuppenflechte betroffen. Im Sommer wird ihnen ihre chronische Hauterkrankung besonders bewusst.
Tausende fahren in den Sommerferien an die Seen und ans Meer. Endlich den ganzen Tag nur noch in Badekleidung sein und vergnügt ins kühle Nass springen. Wer eine ausgeprägte Schuppenflechte hat, kann das nicht genießen. Aus Angst vor Ablehnung oder Hänseleien entwickeln die Betroffenen oft ausgeklügelte Vermeidungsstrategien, um ihren von der Schuppenflechte gezeichneten Körper nicht zeigen zu müssen.
Sonne könnte die Beschwerden lindern
Schuppenflechte ist gerade für junge Menschen ein quälender Begleiter. Während andere Kinder und Jugendliche sich in ihrer Haut wie selbstverständlich wohl fühlen und sich unbeschwert im Freibad bewegen, können sich die jungen Psoriasis-Patienten nur schwer überwinden, ihren Körper überhaupt zu zeigen – und dabei kann Sonneneinwirkung die Beschwerden sogar lindern.
Gerade in einer von Verunsicherungen geprägten Zeit wie der Pubertät wächst der Leidensdruck. Erschwerend kommt hinzu, dass Betroffene ein doppelt hohes Risiko für Begleiterkrankungen wie z.B. Morbus Crohn, Diabetes mellitus, Psoriasis-Arthritis oder Fettsucht aufweisen. Die Hautärzte in den PsoNet-Netzwerken setzen sich für die bessere Versorgung gerade auch der jungen Schuppenflechtekranken ein. Die in diesen Versorgungsnetzwerken organisierten Dermatologen behandeln ihre Patienten ganzheitlich, tauschen sich mit Kollegen fachübergreifend über Behandlungsmöglichkeiten aus und können so auch frühzeitig den Zusammenhang zwischen Schuppenflechte und anderen Erkrankungen erkennen.
Das Problem sind die Plaques
Etwa 80 Prozent der Patienten leidet unter Psoriasis vulgaris (vulgaris = gewöhnlich, gemein). Charakteristisch ist der Plaque-Typ (Plaque = Herd), der dabei vorkommt: scharf begrenzte, erhabene rötliche Herde, von großen, silbrig schimmernden Schuppen bedeckt, die sich leicht mit einem Spatel abschaben lassen. Form, Größe, Ausdehnung und Sitz der Herde sind sehr unterschiedlich und können grundsätzlich überall am Körper auftreten. Es gibt aber bevorzugte Körperstellen (sogenannte Prädilektionsstellen), an denen sich besonders häufig Plaques bilden: Knie und Ellbogen, Bereiche um Kreuzbein, Nabel, Gesäßfalten, der behaarte Kopf und die Ohren.
Etwa 20 Prozent der Betroffenen leiden gleichzeitig unter Gelenkbeschwerden (Psoriatische Arthritis).
Symptome entwickeln sich nur dann, wenn bestimmte Provokationsfaktoren („Trigger“) vorkommen. Die können sehr individuell sein und nicht nur den ersten Ausbruch, sondern auch einen erneuten Schub bei bereits bestehender Schuppenflechte auslösen. Typisch für die Psoriasis ist das so genannte Köbner-Phänomen, bei dem Alltagsverletzungen die krankhaften Hautveränderungen zur Folge haben.
Oft sind Hände und Füße betroffen
Ungefähr ein Viertel der an Schuppenflechte Erkrankten bekommt auch Plaques an Handflächen und Fußsohlen, aber auch auf den Oberseiten. Da diese Körperbereiche größeren mechanischen Belastungen ausgesetzt sind, ist hier die äußerste Hornhautschicht dicker als am übrigen Körper. Ein bestimmtes Keratin kommt nur hier vor. Hühneraugen und Schwielen sind bei Psoriatikern häufig anzutreffen.
Bei der palmoplantaren Psoriasis nimmt die Haut stark an Dicke zu (Hyperkeratose), reißt manchmal ein und kann leicht gerötet erscheinen. Gelegentlich bilden sich bei der palmoplantaren Psoriasis kleine, tiefe, gelbliche Pusteln, dann spricht man von palmoplantarer Pustulose. Diese Pusteln sind nicht infektiös und heilen von alleine ab.
Allerdings ist es manchmal schwierig, Psoriasis von palmoplantarer Pustulose zu unterscheiden. Auch eine Verwechslung mit Ekzemen ist möglich, auch wenn Ekzeme wesentlich stärker jucken als Psoriasis.
Der Arzt kann gegen die rissige Haut an den Füßen Hydrocolloidverbände verschreiben, wie sie normalerweise für die Behandlung von Beingeschwüren verwendet werden und die mit einer heilenden Substanz versehen sind. Diese unterstützen den Heilprozess der Läsionen, vermindern den Juckreiz und das Reiben der Schuhe.
Veränderungen an den Nägeln
Hand- und Fußnägel sind Hautanhangsgebilde und somit von dermatologischen Erkrankungen oft mit betroffen. Bei etwa der Hälfte aller Psoriasis-Patienten macht sich die Krankheit auch an den Nägeln bemerkbar. In ein bis fünf Prozent der Fälle aber gibt es keine anderen Symptome als die Nagelveränderungen – und das macht die Zuordnung bzw. die Diagnostik schwierig.
Typisch für Nagelpsoriasis: fleckförmige weißliche Veränderungen (Leukonychie) und punktförmige Nageldefekte (Tüpfelnägel) bis hin zur Dystrophie der Nagelplatte sowie splitterförmige Blutungen und bräunliche Verfärbungen des Nagelbetts. Dieser sogenannte Ölfleck findet sich meist am Rand des Nagels, dort, wo sich die Nagelplatte vom Nagelbett abhebt. Dies ist ein Zeichen dafür, dass sich zu viele nicht ausgewachsene Zellen an die Oberfläche der Haut unter dem Nagel sammeln. Diese Zellen drücken von unten gegen den Nagel, so dass der sich abhebt.
Ein Nagelpilz kann sehr ähnliche Veränderungen hervorrufen. Klinisch ist eine Onchomykose von einer Nagelpsoriasis kaum zu unterscheiden. Erschwert wird die Lage auch dadurch, dass Patienten mit Schuppenflechte stärker gefährdet sind, eine Onchomykose zu bekommen. Das eine schließt also das andere nicht aus.