Wer wenig Eigenkapital hat, kommt schnell in die Versuchung, ein Schnäppchenhaus zu erwerben. Eine solche Ruine kann zum finanziellen Alptraum werden.
Ständiger Ärger mit Vermietern, zu wenig Platz für die Familie oder Haustiere, die kaum noch geduldet werden lassen immer mehr Menschen darüber nachdenken, Eigentum zu erwerben. Die Banken und Bausparkassen rühren kräftig die Werbetrommel und suggerieren, dass dies quasi für jedermann möglich ist. Ist jedoch nur ein Verdienst und kein oder wenig Eigenkapital vorhanden, sieht die Sache in der Realität schon ganz anders aus. Das Traumhaus rückt scheinbar in weite Ferne. Gäbe es nicht noch Annoncen mancher Immobilienmakler, in denen mit Häusern für Handwerker, Individualisten oder naturverbundene Menschen. Diese Häuser sind erstaunlich preisgünstig und manchmal sogar ohne Maklerprovision erhältlich. Doch was steckt dahinter und worauf sollten Käufer solcher Häuser achten?
Immobilienanzeigen in Wort und Bild
Schnäppchenhäuser werden gern mit Phrasen wie „Ideal für Handwerker“, „Hier können Sie sich verwirklichen“ oder auch „Für Individualisten geeignet“ beworben. Manchmal wird von einem gewissen Renovierungsstau gesprochen. Gleichzeitig verfügen solche Häuser oft über so genannte Ausbaureserven, die mehr Wohnraum versprechen, in die Kalkulation des Kaufpreises jedoch nicht einbezogen werden. Fotos, wenn sie denn vorhanden sind, zeigen häufig ein schönes Grundstück oder die noch verbliebenen ansehnlichen Räumlichkeiten. Vorzüge, wie Garage oder Carport, Terrasse, Gartenhaus oder ein eventuell vorhandener Kamin werden hier natürlich besonders hervorgehoben. Nur selten wird in solchen Anzeigen offen darüber gesprochen, dass und wie viel renoviert beziehungsweise sogar saniert werden muss.
Besichtigung eines Schnäppchenhauses
Häuser, die so heruntergekommen sind, dass sie sich auf normalem Wege kaum noch veräußern lassen, bekommen oft eine Verkaufsrenovierung. Das bedeutet, dass Wände im Schnell- und Billigverfahren gestrichen oder tapeziert werden. Marode Fußboden werden mit billigstem Belag versehen, alles was möglich ist wird gereinigt und der Garten im Hauruckverfahren ansehnlich hergerichtet. Wie bei allen Dingen im Leben „isst das Auge mit“. Menschen, die auf der Suche nach ihrem neuen zu Hause sind, betrachten jedes Haus, das sie besichtigen, zunächst danach, wie sie sich dort einrichten können. Wenn die Grundbedingungen wie zum Beispiel die Raumverteilung und die Größe der Räume den Vorstellungen entsprechen, werden gravierende Mängel oft übersehen. Makler sind zwar verpflichtet, offensichtliche und bekannte Mängel anzusprechen, doch sie haben ihren eigenen Jargon. Das was effektiv an Arbeit und finanziellem Einsatz notwendig ist, wird auf ein Minimum heruntergespielt. Stattdessen wird immer wieder auf Vorzüge und Möglichkeiten hingewiesen.
Auf welche Faktoren sollte beim Hauskauf geachtet werden?
Es gibt einige Faktoren, die vor dem Erwerb einer Immobilie gründlich bedacht werden sollten. Einige der Dinge, die später mehr kosten können als möglicher Weise veranschlagt sind die Fenster, das Dach, die Heizungsanlage und die Elektroinstallationen. Auch feuchte Wände können ein Problem darstellen, zumal diese während der Besichtigung oftmals nicht erkennbar sind. Um ein solches Haus zu kaufen, sind neben den üblichen Erwerbskosten, also Kaufpreis, Maklercourtage, Notargebühren und Grunderwerbssteuer weitere Kosten zu bedenken. Fenster, Heizkörper oder Elektroinstallationen, die ausgetauscht werden müssen, kosten nicht nur Material, sondern möglicher Weise auch Arbeitslohn für Handwerker, wenn man nicht in der Lage ist, selbst Hand anzulegen. Daneben ist auch zu bedenken, dass das Haus während der Renovierungszeit eventuell noch nicht bewohnbar ist. Zusätzlich zur notwendiger Weise aufgenommenen Hypothek ist also weiterhin Miete zu zahlen. Hat der Käufer sich die Renovierung vorgenommen, kommen dabei häufig weitere Stellen zu Tage, die dringend der Erneuerung bedürfen und damit ebenfalls das Budget belasten.
Das Wagnis Schnäppchenhaus
Es muss nicht grundverkehrt sein, ein Schnäppchenhaus zu kaufen. Wer sich darüber im Klaren ist, welches finanzielle, zeitliche und auch nervliche Wagnis er eingeht, kann aus einem solchen Haus tatsächlich sein Traumhaus machen. Handwerkliches Geschick sollte in jedem Fall vorhanden sein. Körperliche und seelische Belastbarkeit sowie genügend freie Zeit sind ebenfalls notwendig. Für die benötigten Materialien und Handwerkerleistungen sollten in jedem Fall Kostenvoranschläge eingeholt und Vergleiche angestellt werden. Freie Wochenenden und Urlaube werden für längere Zeit der Vergangenheit angehören und Anschaffungen, die nicht unbedingt notwendig sind, müssen auf eine lange Warteliste geschoben werden. Um zumindest die weitere Mietzahlung der bisherigen Wohnung oder des bisherigen Hauses so gering wie möglich zu halten, ist eine genaue Planung der Reihenfolge der Renovierungsarbeiten ein Muss. Neben Bad und Küche sollten also mindestens zwei Räume so schnell wie möglich in einen bewohnbaren Zustand versetzt werden.