Alte Handys müssen nicht im Schrank verstauben. Sie enthalten wertvolle Rohstoffe, die recycelbar sind. Dies ist in vielerlei Hinsicht gut für die Umwelt.
Ein zersprungenes Display, defekte Tasten oder ein kaputter Akku: Irgendwann hat jedes Handy ausgedient. In den meisten Fällen lohnt die Reparatur kaum. Häufig werden auch funktionstüchtige Handys gegen neuere Modelle ausgetauscht weil sie technisch überholt sind oder der Vertragsanbieter ein neues Gerät bereitstellt. Ein Wiederverkauf der ausrangierten Telefone ist oft nicht die Mühe wert. Etwa 83 Millionen solcher alten Handys haben die Deutschen laut Berechnungen des IT-Branchenverbands Bitkom in ihren Schubladen und Schränken liegen. Doch die alten Geräte sind wertvoller als man denkt. Sie können recycelt werden und so die Umwelt schonen.
Warum sollte man alte Handys recyceln?
Handys enthalten Schwermetalle und andere Schadstoffe, die eine spezielle Entsorgung erfordern. Darum gehören sie nicht in den Hausmüll, sondern gelten laut Gesetz als Elektroschrott. Das Recycling von Handys erfordert jedoch ein anderes Verfahren als es dieser Schrottsammlung normalerweise zuteil wird. Denn nicht nur schädliche Produkte sind in den Altgeräten enthalten, sondern auch wertvolle Rohstoffe, die für die Herstellung von neuen Geräten noch einmal verwendet werden können. Eine derartige Wiederverwertung verringert nicht nur den Müllberg, sondern macht auch den neuen Abbau kostbarer Rohstoffe unnötig. Manche von ihnen sind sehr selten und kommen nur in wenigen Regionen vor. So auch das Roherz Coltan, aus dem das Metall Tantal gewonnen wird. Dieses wird für die Herstellung von Platinen benötigt, die in Handys und Laptops enthalten sind. Coltan wird vor allem im Kongo sowie in Ruanda und Uganda abgebaut. Dadurch werden die Lebensräume der dort beheimateten Berggorillas zerstört. Der Abbau erfolgt häufig unter menschenunwürdigen Bedingungen – auch Kinder riskieren in den teils illegalen Minen für einen Billiglohn ihr Leben. In der Demokratischen Republik Kongo wird durch den Export der Bodenschätze oftmals auch der Bürgerkrieg finanziert. Wer sein Handy recycelt, schafft also nicht nur Platz im eigenen Schrank, sondern bremst auch die negativen Folgen des Rohstoffabbaus. Hinzu kommt, dass einige Anbieter des Handy-Recyclings für jedes abgegebene Handy einen Anteil am Erlös des Wiederverkaufs für einen guten Zweck spenden. Meist handelt es sich um Umwelt-Projekte, aber auch für Kinder in Not engagieren sich einige Anbieter.
Was passiert mit den Altgeräten?
Ist das Gerät noch funktionsfähig, wird zunächst versucht, einen Käufer zu finden. Gelingt dies nicht oder ist das Handy defekt, wird das Gerät dem Recycling zugeführt. Der Akku und das Display enthalten gefährliche Stoffe wie Blei oder Quecksilber und werden daher fachgerecht entsorgt. Das restliche Telefon wird mechanisch in seine Einzelteile zerlegt. Diese werden dann sortiert: Wiederverwertbare Metalle wie Kupfer, Silber, Gold und Kobalt werden in Metallhütten eingeschmolzen. Sie machen zusammen etwa ein Viertel des Geräts aus. Obwohl sie jeweils nur in kleinen Mengen verwendet werden, ist die Summe gewaltig: Laut Angaben der Deutschen Umwelthilfe enthalten die weltweit jährlich über eine Milliarde verkauften Handys insgesamt 250 Tonnen Silber, 24 Tonnen Gold und 9 Tonnen Palladium. Auch sogenannte „Seltene Erden“ kommen in geringen Mengen in den Geräten vor. Ihre Wiederverwertung ist jedoch bisher technisch noch nicht möglich. Die in den Handys verbauten Kunststoffe sind meist aufgrund der verschiedenen Farben und Materialien sehr unterschiedlich, sodass sie nicht stofflich verwertet werden, sondern energetisch, das heißt als Heizmittel.
Wo kann ich mein Handy abgeben?
Zahlreiche Mobilfunkanbieter nehmen alte Handys in ihren Shops zurück. Dabei spielt es keine Rolle, ob man selbst Kunde dieses Netzbetreibers ist oder wo man sein Handy erworben hat. Wer es noch bequemer haben möchte, kann im Internet einen kostenlosen Briefumschlag anfordern, in dem er sein Altgerät portofrei einsenden kann. Sammelboxen für alte Handys gibt es außerdem an zahlreichen Schulen sowie in vielen Behörden und Firmen. Ladegeräte, Kopfhörer und anderes Zubehör können ebenfalls auf diese Weise entsorgt werden. Nicht vergessen sollte man, vorher die SIM-Karte und gegebenenfalls die Speicherkarte zu entfernen sowie die persönlichen Daten zu löschen. Die Bedienungsanleitung gibt man einfach ins Altpapier. Die Mobilfunkanbieter leiten die Handys dann an die Recycling-Unternehmen weiter. Üblicherweise kooperieren sie zudem mit verschiedenen Hilfs- oder Umweltschutzorganisationen. So spendet etwa O2 pro Gerät 2,50 Euro an das WWF-Projekt „Mittlere Elbe“, während die Telekom die Organisation „Ein Herz für Kinder“ mit jeweils 2 Euro fördert. Wer sich in seiner Umgebung umtut, findet sicherlich auch andere Stellen, die alte Handys entgegennehmen. Der Kölner Zoo unterstützt beispielsweise für jedes abgegebene Mobiltelefon ein Gorilla-Schutzprojekt im Kongo. Es ist also ganz leicht, sein altes Handy einer sinnvollen Wiederverwertung zuzuführen und dadurch gleich in mehrfacher Hinsicht etwas Gutes für die Umwelt zu tun.