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Häusliche Gewalt gegen Männer

Gewalt in der Partnerschaft ist ein Tabuthema. Vor allem dann, wenn sie von Frauen ausgeht.

Frauengewalt ist ein Thema über das man(n) gerne schweigt. In der tausendfach kopierten Comic-Szene, in der die wutschnaubende Gattin ihren abtrünnigen Ehemann mit dem Nudelholz erwartet, steckt jedoch ein Stück bittere Realität. Denn häusliche Gewalt hat kein Geschlecht.

Häusliche Gewalt und ihre Ausprägungen

Anders als bei vielen anderen Gewalttaten, besteht bei der häuslichen Gewalt zwischen Täter und Opfer immer eine emotionale Bindung. Der dominante Partner versucht mittels Gewalt Macht und Kontrolle über den vermeintlich schwächeren zu erlangen. Häusliche Gewalt findet, wie der Name schon sagt, innerhalb des privaten Raumes statt, was zur Folge hat, dass das Opfer häufig keine Rückzugsmöglichkeiten mehr hat und auch in den eigenen vier Wänden keine Sicherheit empfindet. Als häusliche Gewalt werden nicht nur körperliche Übergriffe wie Schlagen, Stoßen oder das Werfen mit Gegenständen bezeichnet, sondern auch psychische Übergriffe wie Beschimpfungen, Drohungen, Einsperren, sexuelle Demütigungen, Geldentzug, Kontrollen, Verbote, Missachtung und so weiter. Während die körperliche Gewalt eher den Männern zugeordnet wird, werden Frauen häufiger zu psychischen Gewalttäterinnen.

Wenn Frauen Männer misshandeln

Die erhobenen Daten zur häuslichen Gewalt variieren zum Teil sehr stark. Bislang ging man davon aus, dass rund 90 bis 95 Prozent der häuslichen Gewalttaten von Männern gegen Frauen ausgeübt werden. Andere, vor allem im englischsprachigen Raum durchgeführte Studien sprechen davon, dass Männer und Frauen gleichermaßen häufig gegeneinander gewalttätig werden. Vermutlich liegt die Wahrheit dazwischen. Die Dunkelziffer der Männer, die Opfer häuslicher Gewalt werden, ist hoch. Da die körperlichen Verletzungen, die die Frau dem Mann zufügt, in der Regel weniger gravierend sind und selten ärztlicher Versorgung bedürfen, geraten die meisten physischen Misshandlungen von Männern nicht an die Öffentlichkeit. In einer Pilotstudie „Gewalt gegen Männer“, 2004 vom Bundesfamilienministerium erhoben, berichtet jeder vierte der 196 befragten Männer einmal oder mehrmals körperliche Gewalt in seiner Beziehung erfahren zu haben. Häufiger berichten die Männer über psychische Gewalt, die von Frauen ausging und sich vor allem in Form von Nachspionieren, Kontrolle, Vorschriften, Eifersucht oder E-Mails lesen manifestierte.

Tabuthema Frauengewalt

Wenn es um häusliche Gewalt geht, stehen meist die Frauen als Opfer im Blickpunkt. Nicht zuletzt deswegen, weil die körperlichen Verletzungen, die von Männern ausgehen, schwerwiegender und brutaler sind, die Gewaltausübung unmittelbar sichtbar wird. Doch Gewalt ist nicht männlich. Und dass Frauen tendenziell körperlich weniger in der Lage sind, ihren Partner krankenhausreif zu schlagen, sollte kein Grund sein, Frauengewalt zu bagatellisieren. Anders als Männergewalt wird Frauengewalt, wenn sie denn überhaupt thematisiert wird, auch vielerorts noch als falsch verstandene Frauenpower gesehen. Was bei einem Mann sehr deutlich als aggressives oder cholerisches Verhalten bezeichnet wird, wird bei Frauen oft als feurig oder temperamentvoll verharmlost.

Statistiken und Zahlen über Frauen, die ihren Partner physisch oder psychisch verletzen, können nur ein grobes Bild zeichnen. Vor allem die Scham einzugestehen, von der eigenen Partnerin misshandelt worden zu sein, hält die männlichen Opfer davon ab, an die Öffentlichkeit zu gehen oder ihre Partnerin oder Ex-Partnerin gar polizeilich anzuzeigen. Selbst wenn der Betroffene sich traut, über die häuslichen Vorfälle zu sprechen, wird er häufig belächelt. Die Gewalt wird verniedlicht. Der Mann ist schließlich der stärkere, der sich im Zweifelsfall wehren kann. Auch die Angst, vom Opfer plötzlich zum Täter zu werden, das Misstrauen von den befragenden Personen falsch eingeschätzt zu werden, hält die betroffenen Männer davon ab, die Taten zur Anzeige zu bringen. Wenn Konflikte in Partnerschaften mit Gewalt ausgetragen werden, sollte dies nie bagatellisiert werden, egal ob sich die Gewalt gegen Frauen oder gegen Männer richtet, und Hilfe in Anspruch genommen werden.