In Stresssituationen bildet der Körper besondere Hormone. Stresshormone beeinflussen die Energiebilanz in den Haarwurzeln. Das führt zu vorzeitigem Haarausfall. Kaffeetrinken kann helfen
Der Volksmund spricht von „Denkerstirn“, wenn der Haaransatz erst weit oben beginnt. Intuitiv wussten es die Menschen schon immer: Angestrengte geistige Arbeit und Kahlköpfigkeit hängen irgendwie zusammen.
Diese Zusammenhänge hat jetzt eine Lübecker Forschergruppe unter Leitung von Dr. Tobias W. Fischer (39) näher untersucht. Ihr ging es darum, die These wissenschaftlich zu untermauern, dass Dauerstress zu vermehrtem Haarausfall führe. Dazu wurden die Haarwurzeln von Versuchspersonen dem natürlichen Stress durch körpereigene Stresshormone ausgesetzt. Das nicht ganz überraschende Ergebnis: Die Stresshormone beeinflussen die Energiebilanz an den Haarwurzeln. Hält dieser Vorgang an, kommt es vermutlich zu vermehrtem Haarausfall.
Bei ständigem Stress schüttet der Körper vermehrt Stresshormone aus. Darunter ist das Hormon CRH, das verstärkt Cortisol und Testosteron frei setzt. Dadurch kommt es zu einem Energiemangel, der sich unter anderem in den Haarwurzeln bemerkbar macht. Das führt dann zu vermehrtem Haarausfall.
Die Lübecker Ärzte haben dies anhand eines Haarorgankultur-Modells überprüft und experimentell bewiesen. Schon bei geringen und spezifischen Konzentrationen des Hormons CRH wurde die Wachstumsphase der Haarwurzel deutlich verkürzt. Es vergrößerte sich der Anteil der Haare in der Ruhepause deutlich.
Gegenmittel Kaffee trinken
Aber Abhilfe ist in Sicht. Geringe Mengen Koffein genügen. Der negative Effekt des Hormons CRH verschwindet wieder vollständig. Die Wissenschaft wusste schon vorher, dass Koffein das Wachstum der Haarwurzeln fördert. Es wirkt auch gegen die supressiven Eigenschaften des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. Die Lübecker Forscher wollen diese Erkenntnisse durch weitere Untersuchungen abklären.
Schon zuvor hatte das Bielefelder Forschungsinstitut Dr. Wolf-Forschung während der Handball-Weltmeisterschaft die Sportler untersucht. Schon damals stellten die Mitarbeiter des Instituts fest, dass mentale Anspannung und körperliche Anstrengung Stresshormone ausschütten und dies bei Sportlern das Risiko von Haarausfall vergrößert. Das Familienunternehmen befasst sich seit hundert Jahren mit der Entwicklung und Herstellung von Wirkstoffen gegen dermatologische Probleme. Mehr als fünfhundert Mitarbeiter nicht nur in Bielefeld, sondern in zahlreichen europäischen Ländern und in Asien sind in Forschung und Herstellung tätig.
Stress nimmt zu
Stress nicht nur bei der Arbeit, sondern auch durch äußerliche Einflüsse wie insbesondere Lärm ist bei vielen Menschen heutzutage der Normalzustand. Rund drei Viertel der Deutschen fühlen sich übermäßiger Belastung ausgesetzt. Der Druck wird nach dem subjektiven Eindruck der Menschen immer größer. Die gesundheitlichen Folgen reichen von Kopfschmerzen und Verspannungen über Schlafprobleme bis zur Bluthochdruck und Magenbeschwerden.
Der Leiter der Lübecker Forschergruppe Tobias W. Fischer ist Oberarzt der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Bevor er nach Lübeck kam war er in Jena und an der Universität Tennessee tätig. Sein besonderer Forschungsschwerpunkt gilt der Haarbiologie und -pathologie, Haarerkrankungen und klinischen Haarstudien. Er ist Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften.