X

Green Glamour – der Ökotrend der Neuzeit

Ich betrachte die Entwicklung der Modeindustrie in Deutschland seit den 70er Jahren als umweltbewusste Menschen noch milde belächelt wurden.

„Grün ist das neue Schwarz“ findet Modekritikerin Suzy Menkes heute und meint damit neben der aktuellen Laufstegmode, vor allem die Einstellung dahinter. Doch wir können längst einen Schritt weiter gehen und sagen: Ökobewusstsein ist der neue Luxus! „Eco“, „green“, „organic“, „nature“ – Wörter wie diese sind aus unserem Wortschatz nicht mehr wegzudenken. Von Kleidung über Essen bis hin zu Kosmetik, Wohnen und Reisen, steht neuerdings alles in Verbindung mit „Öko“ und einem grünen Bewusstsein. Kurz: „Grün“ sein ist richtig stylish geworden.

Der Trend zum neuen Ökobewusstsein kam plötzlich – und blieb

Nachdem die amerikanische Vanity Fair die neue Ökologie seit Jahren mit ihrer glamourösen „Green Issue“ huldigt, wurde auch der deutsche Zeitschriftenmarkt mehr und mehr von „Green Glamour“-Ausgaben und Öko-Specials überschwemmt.

Das neue grüne Lebensgefühl prägt heute vor allem den gut verdienenden Bildungsbürger. Geschäftsmänner die ein Jahrzehnt zuvor noch den ins Reformhaus latschenden Nachbarn, als typischen „Öko“ abstempelten, tragen auf einmal ihren Bio-Salat ins Büro und steigen anschließend ins Hybrid Auto. Umweltengagement und Status wachsen immer mehr zusammen: Jeder fünfte Deutsche fühlt sich dem Umweltschutz besonders zugetan. Top-Verdiener in reichen Wohngegenden, von den Soziologen als „Post-Materialisten“ bezeichnet, gelten dabei als besonders engagiert.

Und wer hätte schon vor einigen Jahren geahnt, dass es einmal offiziell „in“ ist, mit einer stark ökoverdächtigen Jutetasche, die Shopping-Meilen rauf und runter zu laufen. Die Aufschrift „I’m not a plastic bag“ machte diese 2006 zum absoluten Must Have der Saison. Bereits nach einer Woche war sie in den USA restlos ausverkauft. Stolze Besitzerinnen waren und sind unter anderem Laura Bush und Keira Knightly.

„Grün sein“ ist in und schafft Vorbilder

Die „Neue Grüne Welle“ schwappt langsam aber sicher über den gesamten Erdball. Vor allem aber sind es plötzlich echte Stars aus Film und Musik, die sich zu Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit bekennen.

Manch etablierter Umweltaktivist mag dem plötzlichen Hype um Hybrid und Hanf kaum trauen. Ist es gar modern geworden, ein Öko zu sein? Millionen-Erbe David de Rothschild, der schon seit Jahren für Umweltschutz eintritt, und mit spektakulären Aktionen wie einer Weltumsegelung im Katmaran aus Plastikflaschen auf Umweltverschmutzung aufmerksam macht, wird schon längst nicht mehr belächelt, und aus dem Enfant Terrible ist ein ernstzunehmender Vorreiter in Sachen Ökologie geworden.

Die Internetplattform „Unique Nature“, Vermarkter von grünen Labels wie „Edun“, „Noir“ oder „Mandala“, gewinnt täglich neue Fans. Stella McCartney, die aus Überzeugung nur vegane Kleidung entwirft, bekommt immer mehr Konkurrenz, zum Beispiel mit Phlipp Lim und seiner „Go green go“-Kollektion aber auch dem niederländischen „Kuyichi“.

Anita Tillmann, Leiterin der Premium in Berlin, setzt sich aktuell sehr für Eco-Fashion ein und fordert die Einführung eines Umweltsiegels für Kleidung, da hier im Gegensatz zu Lebensmitteln die Begriffe „öko“ und „bio“ nicht geschützt sind. Gleichzeitig errichtete sie eine „Green Lifestyle Area“ während der Fashion Week in Berlin die ebenfalls auf dem neusten Stand in Sachen grüne Mode ist. Der „Green Showroom“ beispielsweise im Hotel Adlon zeigt edle Öko-Marken wie „Blushless“ und „Snowberry“ sowie Arbeiten von Hess Natur-Chefdesigner Miguel Adrover. Der gebürtige Mallorquiner, hatte der Modebranche eigentlich schon vor einigen Jahren den Rücken gekehrt, ließ sich jedoch von Hess Natur überzeugen. Wogegen er Angebote von Tommy Hilfiger & Co. Ausschlug, da er die Zukunft der Mode selbst „grün“ sieht.

Alte Ökolabels schlugen längst den richtigen Weg ein

Nachdem es den traditionelle Naturlabels wie Hess Natur oder Gudrun Sjöden nun endgültig gelungen ist, ihre Rolle als „Ökolappen“-Hersteller erfolgreich zu beseitigen, kann sich der eine oder andere Ökovertreiber ein kleines „Wir haben es ja schon vor 20 Jahren erkannt“ natürlich nicht verkneifen.

Auch die Pitti Filatti präsentiert inzwischen Garnanbieter im Bereich „Eco Luxe“. Von organisch gewachsener Baumwolle über Bio-Leinen, Hanf, Ginster, Nessel, Bambus bis hin zu Soja und Mais. Polyester wird von „Ecafil Best“ recycelt, schwarzen Farbstoffe gewinnt das Trend-Projekt „Equo-Eco-friendly“ aus dem Blutholzbaum und – wer weiß – vielleicht bekommen wir ja bald ein Luxuskleid von Chanel aus Krebspanzerfasern zu sehen.

Zukunftsforscher Matthias Horx prophezeite schon vor einigen Jahren: „Wer bisher dachte, grüner geht’s nicht mehr, der irrt. Was bisher als Bio und Öko bei uns angekommen ist, kann nur vorsichtig als Vorhut bezeichnet werden.“ Auch jetzt hat das Bewusstsein für Umwelt und Ethik seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Soziologen gehen davon aus, dass LOHAS bald die Mehrheit der Konsumenten ausmachen. Ökologische Innovationen sowie ein ökologischer Lebensstil in allen Lebensbereichen, werden sicherlich irgendwann selbstverständlich und unumgänglich sein. Forscher entwickeln bereits schicke Öko Kleidung die sich nach einigen Monaten in Luft auslöst und nebenbei die Stadt von Abgasen reinigt. Da bekommt die Parole „Zurück zur Natur“ eine ganz neue Bedeutung.