Über den kleinen Unterschied bei Komparationen und Komparativsätzen. „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!“ * Das kann passieren. Aber meist ist jemand so klug wie – oder klüger als vorher. Was zu hoffen wäre …
Vergleiche werden immer wieder gern gezogen. Wenn jemand Lebewesen oder Dinge miteinander vergleicht, will er sie in Relation (auf Deutsch: in Beziehung oder in ein Verhältnis) setzen. Das entspricht dem natürlichen Bedürfnis des Menschen, sie voneinander zu unterscheiden, zuzuordnen oder auch zu bewerten. Er steckt sie quasi in Schubladen, um sich orientieren zu können. Schließlich muss alles seine Ordnung haben. Das betrifft jedoch auch die Verwendung der beiden Vergleichspartikel und Konjunktionen „wie“ und „als“. Denn so einfach wie Faust kann man es sich grundsätzlich nicht machen. Und doch ist es einfacher, als man denkt.
Die Vergleichsform „Positiv“ steht mit der Vergleichspartikel „wie“
Beim Gebrauch der Vergleichsformen des Adjektivs werden zwei oder mehr Lebewesen oder Dinge miteinander verglichen – und zwar im Hinblick auf eine bestimmte Eigenschaft oder ein bestimmtes Merkmal. Bei der Grundform, dem sogenannten Positiv, ist dies zwar nicht zwangsläufig so. Aber wenn, ist dies durchaus positiv, denn das eine wie das andere ist gleich. Keines ist besser, schlechter, größer, kleiner oder sonstwie unterschiedlich, sondern im Prinzip genauso wie das andere.
- Er sah aus wie ein ganz normaler Mensch.
Im Prinzip, denn natürlich kann man auch bei dem gleichen Grad – ganz subtil – inhaltliche Abstufungen vornehmen. Die eine Lüge ist mindestens so brauchbar wie die andere, der eine meint doppelt so schlau zu sein wie der andere, der eine Weg ist fast so steil wie der andere oder dieses Bild nicht so verschwommen wie jenes. Rein grammatisch gesehen sind beide jedoch gleichgestellt und so steht bei dem Adjektiv in der Grundform immer die Vergleichspartikel „wie“ – gleich gar, wenn das Wörtchen „so“ mit im Spiel ist. Ausnahmen bei bestimmten Wendungen („so schnell als möglich“) oder der Betonung der inhaltlichen oder sachlichen Ungleichheit („nur halb so aufregend als beim ersten Mal“) werden immer unüblicher und gelten größtenteils als veraltet.
Die Vergleichsform „Komparativ“ steht mit der Vergleichspartikel „als“
Der Komparativ stellt einen Vergleich zwischen Lebewesen oder Dingen dar, der immer zu Ungunsten des einen oder anderen ausgeht. Die Beziehung oder das Verhältnis ist also ungleich, daher nennt man diese Vergleichsform auf Deutsch auch ungleicher Grad. Diese Ungleichheit erfordert die Vergleichspartikel „als“: Irgendjemand oder irgendetwas ist schöner, schneller, klüger oder auch hässlicher, langsamer oder dümmer als ein anderer oder etwas anderes. Und natürlich lässt sich dieser Unterschied auch noch ausschmücken – in scheinbar nebensächlichen (Neben-)Sätzen.
Komparativsätze stehen mit den Konjunktionen „wie“ oder „als“
Komparativ- bzw. Vergleichssätze zählen zu den Modalsätzen, den Nebensätzen der Art und Weise. Allerdings geben sie nichts über die Modalitäten eines Sachverhalts preis, sondern vergleichen zwei Sachverhalte miteinander. Auch hier gilt – im Prinzip – dieselbe Regel wie bei den Vergleichsformen: Handelt es sich um ein gleiches Verhältnis, wird der Nebensatz mit der Konjunktion „wie“ eingeleitet, ist es ungleich, kommt die Konjunktion „als“ zum Tragen. Und auch hier ist – neben der Grundform – das Wörtchen „so“ häufig ein Signal für den Gebrauch der Konjunktion „wie“.
- Er war nicht so harmlos, wie er aussah.
- Daher besaß er nicht so viel Anstand, wie sie gehofft hatte.
Manchmal reicht es auch, das „So“ ohne weitere Ergänzung im Hauptsatz für einen Vergleich heranzuziehen. Allerdings wird es dann hinlänglich betont.
- Nichts war so, wie sie es sich vorgestellt hatte.
Anders verhält es sich, wenn alles ganz anders kommt, als man sich vorgestellt hat. Denn nach „anders“ bzw. „ander-“ steht ein Vergleichssatz mit „als“.
- Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich ihrem Schicksal zu ergeben.
Ansonsten wird die Konjunktion „als“ bei Komparativsätzen mit einer Ungleichheit verwendet.
- Aber am Ende ist man immer schlauer, als man am Anfang war.
Was nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass bei irrealen Gleichheiten die festen Konjunktionspaare „als ob“ und „als wenn“ zum Einsatz kommen.
- Ihr war, als wenn Engel sie hinforttrügen.
- Und er sah aus, als ob er Stimmen hören würde.
Das funktioniert sogar nur mit der Konjunktion „als“.
- Es schien so, als hätte das Gute gesiegt.
Steht also der Komparativsatz im Konjunktiv und der Inhalt des Nebensatzes nicht als Tatsache fest, sondern dient lediglich als annähernder Vergleich, hat die Konjunktion „als“ das Sagen. Allerdings gibt es durchaus auch Wendungen mit dem Konjunktionalpaar „wie wenn“.
- Er lächelte, wie wenn alles wieder seine Ordnung hätte.
(Das hört sich jedoch ein wenig merkwürdig an und könnte daher ebenso gut auch vernachlässigt werden.)
Ein Wort noch zu der Kommasetzung bei Vergleichen und Vergleichssätzen
Ein Komma vor „wie“ oder „als“ wird nur dann gesetzt, wenn ein Nebensatz – in diesem speziellen Fall ein Komparativsatz – folgt, der selbstverständlich ein eigenes Prädikat besitzen muss.
Wenn Haupt- und Nebensatz dasselbe Verb benötigen, kann es im Vergleichssatz weggelassen werden. Dann fällt das Komma natürlich auch weg. Das gilt selbst für den Fall, dass Numerus und/oder Tempus nicht übereinstimmen.
- Er war wieder einmal klüger gewesen als andere. (Er war wieder einmal klüger gewesen, als andere gewesen waren.)
- Und der eine, der ist und bleibt so klug wie zuvor. (Und der eine, der ist und bleibt so klug, wie er zuvor gewesen ist.)
Wie und als im Doppelpack
Zum guten Schluss soll nicht verhehlt werden, dass Vergleiche auch mit „als wie“ und mit „als als“ geschlossen werden können.
- Er fühlte sich eher wie ein Allwissender als wie ein Gewinner.
- Und er sah sich mehr als ein Spieler als als ein Verlierer.
* Johann Wolfgang von Goethe. Faust. Der Tragödie erster Teil. Nacht.