Das sächsische Glashütte ist ein Zentrum deutscher Uhrmacherkunst mit den Marken A. Lange & Söhne, Glashütte Original, Mühle Glashütte und Union Glashütte.
Das Städtchen Glashütte im sächsischen Erzgebirge war im Mittelalter für seinen Bergbau bekannt. Nachdem die Gruben erschöpft waren, entwickelte sich Glashütte auf Betreiben von Adolf Lange gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Zentrum der deutschen Uhrenindustrie.
Geschichte der Uhrmacherei in Glashütte: A. Lange & Söhne
Die Entwicklung von Glashütte zum bekannten Uhrenstandort ist untrennbar mit der Firma A. Lange & Söhne verknüpft. Im 19. Jahrhundert erlernte Ferdinand Adolf Lange sein Handwerk beim Dresdner Hofuhrmacher Johann Friedrich Gutkaes. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort für eine eigene Uhrenmanufaktur stieß er im Jahr 1878 auf den Ort Glashütte, östlich von Dresden. Seit dem Ende des kommerziell lohnenden Bergbaus herrschte dort eine hohe Arbeitslosigkeit. Der Staat gewährte Lange ein Darlehen mit der Auflage, eine Mindestanzahl lokaler Arbeitssuchender zu Uhrmachern auszubilden. Lange hatte Erfolg, und die Glashütter Präzisionsuhren wurden weltweit bekannt. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen weitere Uhrenhersteller nach Glashütte. Diese produzierten vor allem auch Präzisions-Uhren für militärische Zwecke.
Luxus-Armbanduhren von A. Lange & Söhne
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren große Teile des Betriebes zerstört. 1948 wurde die Firma A. Lange & Söhne vom DDR-Regime enteignet. Erst nach der Wiedervereinigung wurde die Firma von Walter Lange wieder angemeldet. Heute werden wieder eigene Uhrwerke von höchster Qualität gebaut. Lange & Söhne ist spezialisiert auf luxuriöse Armbanduhren, die zum Teil in Kleinserien erscheinen. Berühmt ist die „Lange 1“ mit extravaganter Einteilung der Anzeigefläche. Es gibt zwei getrennte Zifferblätter für Stunden/Minuten und Sekunden. Ein Extrazeiger auf 3 Uhr zeigt die Gangreserve an.
Uhrenproduktion während und nach der Zeit der DDR: Glashütte Original
Nach den Weltkriegen wurde im Jahr 1951 die VEB-Glashütte Uhrenbetriebe aus verschiedenen ansässigen Uhrmacherbetrieben gegründet. Seit der Wende gilt die Glashütter Uhrenbetriebe GmbH als Rechtsnachfolger und stellt mit der Marke „Glashütte Original“ Manufaktur-Armbanduhren in limitierten Auflagen her.
Mühle Glashütte: Armbanduhren für Luft- und Seefahrt
Robert Mühle gründete 1869 die Firma „Messtechnik Glashütte“ und wurde Zulieferer für die örtliche Uhrenindustrie. Nach der Wende 1990 gründete die Familie Mühle die heutige Firma „Nautische Instrumente Mühle Glashütte“. Hier werden heute Armbanduhren für Nautik und Sport, aber auch klassische Uhren in limitierten Auflagen, hergestellt. Die Taucheruhr „Rasmus“ von Mühle Glashütte ist bis zu 1000 m wasserdicht und wurde speziell für Apnoe-Taucher entwickelt.
Qualitäts-Uhren, die sich streng auf das Wesentliche beschränken: Union Glashütte
Der Uhrenhändler Johannes Dürrstein vertrieb zunächst nur die Präzisionsuhren aus Glashütte. Der hohe Preis dieser Uhren ließ den Absatz jedoch stagnieren. 1893 entschloss sich Dürrstein daher zur Gründung einer eigenen Manufaktur, der „Union Glashütte“. Ziel dieser Manufaktur: Qualität zu erschwinglichen Preisen. Es entstanden einfache Gebrauchsuhren ohne Komplikationen oder Verwendung von Edelmetallen. Ab 1918 wurden auch Armbanduhren ins Programm genommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Firma in der VEB Glashütte Uhrenbetriebe auf. 1994 entstand die rechtlich eigenständige „Union Uhrenfabrik GmbH Glashütte“. Heute gehört die Marke zur Swatch Group und stellt mechanische Armbanduhren vom Einsteigermodell bis zum Liebhaberstück her.