Die mörderische Giftschnecke tötet Fische und Menschen mit ihren Giftpfeilen. Der Giftcocktail aus Neurotoxinen führt zu Muskellähmungen und Tod.
Die farbenfrohen Schneckenhäuser der Kegelschnecken (Conus) erfreuen sich als Deko- und Sammelobjekte bei uns großer Beliebtheit. Doch kaum jemand ahnt, welche tödliche Gefahr oft in diesen Tieren steckt. Nicht nur aus Artenschutzgründen sollte man daher lieber die Finger von diesen schön gezeichneten Meeresbewohnern lassen. Das gilt ganz besonders für Taucher, die diese nachtaktiven Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum aufspüren. Aber auch ein Spaziergang am Strand kann gefährlich werden. Auch scheinbar leere Gehäuse könnten noch bewohnt sein, da sich die Tiere sehr weit in ihr Gehäuse zurückziehen können, wenn sie sich tagsüber im Sand eingraben. Man sollte daher mit bloßen Händen keine Kegelschneckenhäuser aus dem Wasser aufheben.
Kegelschnecken leben hauptsächlich in den tropischen Gewässern des Indischen und Pazifischen Ozeans. Auch im Mittelmeer existiert eine kleine Art, die aber relativ harmlos ist. Bisher wurden ca. 500 Arten entdeckt und beschrieben. Die meisten Kegelschneckenarten sind giftig. Alle Arten sind räuberisch und ernähren sich von Weichtieren, Krebsen, anderen Schnecken, Borstenwürmern oder Fischen. Die größten Arten, die sich von Fischen ernähren, haben die stärksten Gifte. Dies hat einen praktischen Grund, denn Fische müssen sofort gelähmt sein, damit sie nicht mehr entkommen, oder durch ihr Zappeln andere Fressfeinde anlocken können. Die Stiche dieser Fisch fressenden Arten sind für den Menschen zumeist tödlich.
Die ca. 30 bekannten Todesfälle bei Menschen gehen auf folgende Arten zurück: Conus geographus, C.radiatus, C. striatus, C.textile, C. marmoreus, C. omaria, C.tulipa, C.gloriamaris.
Das Gift der Kegelschnecke
Eine C. geographus von 8 cm Länge (ausgewachsen 15 cm) kann einen Fisch von bis zu 14 cm Länge fressen und einen Menschen in 40 Minuten töten.
Kegelschnecken erschießen ihre Beute regelrecht. Dazu haben sich die Raspelzähne zu injektionsnadelartigen Giftpfeilen umgebildet. Jede Schnecke besitzt mehrerer dieser Pfeile, die durch den muskulösen Schlund abgefeuert werden. Diese kleinen Harpunen hängen an einer Art Faden – damit bleibt die Beute mit ihrem Jäger verbunden. Die Schnecke kann dann die gelähmte Beute bequem zu sich heranziehen und verschlingen.
Diese Giftpfeile verschießen einen wahren Giftcocktail. Die Gifte heißen Conotoxine und sind Nervengifte (Neurotoxine). Sie bestehen aus vielen unterschiedlichen Proteinen (kurzen Aminosäureketten), die jeweils anders auf das Nervensystem wirken. Die Weiterleitung der verschiedenen Nervenimpulse an die Muskeln wird dadurch blockiert. Dies führt innerhalb kürzester Zeit zu Muskellähmungen und Atemstillstand. Ein Gegengift (Antitoxin) wurde noch nicht entwickelt.
Symptome und Gegenmaßnahmen bei Kegelschnecken-Stich
Nach einem Kontakt mit einer Kegelschnecke ist umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Folgende Symptome können auftreten:
- Taubheitsgefühl und Schmerzen um die Einstichstelle,
- Schwäche,
- Gleichgewichtsstörungen,
- unkoordinierte Bewegungen,
- Seh- und Sprachstörungen,
- Bewusstlosigkeit,
- Atemlähmung mit möglicher Todesfolge
Da kein Antiserum verfügbar ist, können Opfer nur intensiv-medizinisch und symptomatisch behandelt werden. Die Therapie richtet sich nach der Intensität der Symptome.
Entdeckung für die Forschung und Medizin
Forscher hoffen aus den weltweit geschätzten 100 000 Giften von Tieren Analgetika oder andere Arzneien gewinnen zu können. Derzeit laufen vielfach Forschungsprojekte um die unterschiedlichen Wirkungen einzelner Giftstoffe auf das Nervensystem zu untersuchen. Aus einem Toxin einer Kegelschneckenart wurde bereits ein Schmerzmittel generiert, welches bei Langzeit-Anwendung nicht die Nebenwirkungen und die Suchtgefahr von Morphin-Derivaten haben soll.