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Gibt es das typische Mobbingopfer?

Mobbing ist im Berufsleben so präsent wie nie. Und manchmal gewinnt man den Eindruck, dass die Opfer sich ähneln. Gibt es also das typische Mobbingsopfer?

Menschen sind individuell. Zum Glück, denn wie langweilig wäre das Leben, wenn alle gleich wären? Es gibt dünne und dicke, große und kleine, ausgefallene und scheinbar durchschnittliche Menschen. Die Gesellschaft ist bunt durchmischt mit sämtlichen Facetten des menschlichen Charakters und auch der Optik. Und diese Facetten finden sich natürlich auch im Berufsleben wieder. Gerade unter dem Gesichtspunkt Mobbing am Arbeitsplatz stellt sich deshalb die Frage, ob bestimmte Typen von Mensch etwa häufiger vom Terror bei der Arbeit betroffen sind.

Sind Paradiesvögel besonders gefährdet?

Mitarbeiter sind schon mal zu dick, tragen manchmal auffällige Kleidung oder haben spezielle Charakterzüge. Vielleicht fallen sie gerade damit aus dem gängigen Muster der restlichen Belegschaft heraus. Sie fallen auf. Ob nun positiv oder negativ, ist unterschiedlich. Aber zumindest ziehen sie die Aufmerksamkeit auf sich. Werden die Paradiesvögel deshalb schneller Opfer von Mobbingattacken? Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin verneint das in ihrem Mobbing-Report von 2010. Zwar kann ein auffälliges Äußeres oder ein spezieller Charakter Mobbing begünstigen, aber nicht allein auslösen. Ursache von Mobbing am Arbeitsplatz ist vielmehr immer ein ungeklärter Konflikt, der zu Schikanen und Ausgrenzung eines Mitarbeiters führt.

Kann also jeder zum Mobbingopfer werden?

Grundsätzlich bejaht das der Mobbing-Report. Allerdings sollte man dabei nicht außer Acht lassen, dass bestimmte Verhaltensweisen schneller zu einem Konflikt und somit zum Mobbing führen können als andere. Wer seine Kollegen immer wieder mit deren Fehlern konfrontiert (auch wenn es nett gemeint ist), regelmäßig Überstunden macht, während alle andere pünktlich in den Feierabend gehen oder ständig zu spät kommt, der zieht die negative Aufmerksamkeit von Kollegen auf sich. Und diese Aufmerksamkeit kann dazu führen, dass es schneller zu einem Konflikt kommt. Der Kollege, der ständig zu spät kommt und für den andere dann den Dienst übernehmen müssen, wird deshalb Gefahr laufen als unzuverlässig oder in einem späteren Mobbingprozess vom Täter als „fauler Kerl“ bezeichnet zu werden. Es geht also nicht um den individuellen Charakter des Opfers, sondern vielmehr, ob und wie es sich der betrieblichen Mehrheit anpasst.

Es gibt trotzdem Risikogruppen

Auch wenn man also keine typischen Opfer definieren kann, gibt es dennoch Risikogruppen, die eher gefährdet sind, Mobbingopfer zu werden. Laut dem Mobbing-Report sind es vor allem Azubis, ältere Mitarbeiter und Frauen, die häufiger zum Opfer werden. Arbeitet ein Zugehöriger dieser Gruppe noch in einem mobbinggefährdeten Beruf, ist die Gefahr, den Psychoterror einmal selbst zu spüren zu bekommen, ungleich größer. Besonders betroffen sind gerade die sozialen Berufe. Hier ist das Mobbingrisiko gleich um das dreifache größer. Der Grund mag vielleicht an dem hohen Arbeitsaufkommen und dem großen emotionalen Stress zu finden sein. Aber auch Verkaufspersonal kennt Mobbing bereits doppelt so häufig aus der eigenen Berufspraxis als Berufskraftfahrer, die kaum Mobbing erleben. Ist man also eine weibliche Auszubildende im Sozialbereich besteht eine weit höhere Gefahr einmal selbst Mobbingopfer zu werden, als bei einem männlichen Landarbeiter.