Lächeln schlägt Brücken zu Fremden und kann Bindungen verstärken. Tatsächlich können auch Hunde lächeln und grinsend beschwichtigen. Menschliches Lächeln ist ein Gesichtsausdruck, der durch eine angespannte Muskelpartie um die Mundwinkel und um die Augen erzeugt wird. Als mimische Geste unterstreicht es den Ausdruck freundlicher Gesonnenheit und wirkt nützlich bei Kontaktaufnahmen und Kommunikationen. Zudem gibt es bei Menschen auch ein nervöses Lächeln. Es wird eher als unkontrollierter Ausdruck von Ängstlichkeit gezeigt.
Lächeln dient verhaltensbiologischen der Unterwerfung
Die Wissenschaftlerin Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen erforschte mimische, gestische und optische Ausdrucksbewegungen bei Hunden. Sie verglich die Besonderheiten des Lächelns bei Mensch und Hund. Menschliches Lächeln sei eine angeborene Verhaltensweise und genetisch disponiert. Es entwickelte sich aus einem stillen Zähnezeigen niederer Insektenfresser und als Zeichen der Unterwerfung. Biss beispielsweise ein Igel auf etwas schlecht Schmeckendes und Riechendes, so zeigte er zurückgezogene Mundwinkel und entblößte die Zähne. Ein Ekel-Gesicht, um etwas wieder hervorzuwürgen. In späteren Entwicklungsstadien formte es sich hypothetisch als eigenständige Mimik und wurde durch den Geruch eines aggressiven Artgenossen höheren Rangs ausgelöst. So wäre ein stummes Zähnezeigen oder Furchtgrinsen bei unterwürfigen Javaaffen bekannt, die es zur Beschwichtigung verwenden. Auch Wölfe und Hunde zeigen Furchtgrinsen. Kombiniert mit seitlich abgespreizten Ohren, einer straff gespannten Stirn und schlitzförmigen Augen wirkt es sehr infantil und erreicht den gewünschten Eindruck deutlicher Unterlegenheit.
Das Unterwürfigkeitsgrinsen der Hunde
Zeigen Hunde mimisches Grinsen, so bildet sich ein langer Lippenspalt. Es gehört zu den hilfreichen Verhaltensformen, um Angriffe eines stärkeren oder ranghöheren Gegenübers zu vermeiden. Als zusätzliches Beschwichtigungselement kann das sichtbare Lecken der Schnauze kombiniert sein. Bei Menschen wäre das Lächeln eine nonverbale Kommunikation, die aus unterschiedlichen Rangpositionen neben Wohlwollen auch Überlegenheit andeutet. Wenn ranghohe Hunde den anderen kurz die Zunge zeigen, so könne das gleichfalls als Angriffspuffer verstanden werden. Lächeln würde im übertragenen wie auch im wahren Wortsinn entwaffnen – bei Hund und Mensch. Ein Lächeln hemmt nicht nur die Aggression. Es kann auch freundliche Reaktionen auslösen. Diese vergleichbare Funktion besitzt das Unterwürfigkeitsgrinsen der Hunde. Es wird gegenüber Artgenossen und Menschen durch ein Anheben der Oberlippe und dem Zeigen der Schneide – und Eckzähne längerfristig erzeugt. Der Blickkontakt wird dabei eher gemieden. Von einem Zähneblecken oder drohenden Zähnezeigen ist es jedoch weit entfernt.
Lächelnde Hunde in Begrüßungssituationen
Viele Hunde lächeln in entspannten Situationen mit dem Menschen, insbesondere bei freudiger Begrüßung. Von einer Unterwürfigkeitsgeste unterscheidet sich dieses Lächeln zunächst durch die soziale Situation. Auch wird es als Unterscheidungsmerkmal mehrfach kurz hintereinander gezeigt. Ein entspanntes Zähneentblößen wird von Hunden zumeist nur gegenüber Menschen gezeigt, zu denen sie eine enge Bindung entwickeln. Gegenüber anderen Hunden wurde es nur selten beobachtet. Ein begrüßendes Hundelächeln unterstreicht die Beziehung zum Menschen. Es kann mit einem seitlich geneigten Kopf und einem Blick aus den Augenwinkeln kombiniert sein. Wenn sich der Bezugsmensch intensiv mit dem Hund beschäftigt, ihn auch anlächelt und besondere Aufmerksamkeit widmet, kann es sich noch deutlich verstärken. Bei bestimmten Hunderassen tritt das entspannte Lächeln häufiger auf, beispielsweise bei Pudeln, Bullterriern, Boxern, Dalmatinern, Neufundländern und verschiedenen Wind- und Jagdhunderassen.
Die spezielle und menschenähnliche Art des Lächeln wurde bei Wölfen nicht beobachtet. Auch bei vielen Hunderassen ist sie nicht bekannt. Vermutlich hat es sich bei einigen Hunderassen genetisch als Anpassungsleistung an den Menschen entwickelt. Das freundliche Hundelächeln dieser Rassen zeigt Sympathie und Zuwendung. Es entwickelte sich in der sozialen und kommunikativen Annäherung zwischen Hund und Mensch.