Die Aggressions-/Frustrations-Hypothese ist nur eine Erklärung. Auch die Lerntheorien können die Entstehung von Aggression und Gewalt erklären.
Gewalt ist ein großes Thema unserer Gesellschaft. Vor allem über die Gewalt unter Jugendlichen wird immer wieder berichtet. Mit sozialer Herkunft kann das Verhalten allerdings nicht immer erklärt werden.
Gewalt tritt auch ohne Frustration auf
Eine gängige Erklärung für Aggression und Gewalt ist die Frustrations-/Aggressions-Hypothese. Sie geht davon aus, dass Frustration automatisch zu Aggression führt, die im Anschluss gelebt wird. Die Theorie wurde allerdings in den vergangenen Jahren mehrfach verändert. Dies resultiert aus dem Umstand, dass die Menschen tagtäglich mit Frustrationen konfrontiert werden, die keinerlei Aggressionen auslösen.
Eine Erklärung können auch die Lerntheorien der niederen Lernarten bieten.
Lernen am Modell
Das Lernen am Modell basiert auf der Beobachtung anderer Personen. Hierbei spielt die Vorbildfunktion der beobachteten Person eine Rolle. Je höher das Ansehen der Person ist, desto wahrscheinlicher wird, dass die beobachtende Person das Verhalten nachahmt. Führt also ein aggressives oder gewalttätiges Verhalten bei der beobachtenden Person zum Erfolg, dann wird der Beobachter die Verhaltensweise übernehmen und selbst ausprobieren. Hierbei spielt es keine Rolle, ob der Beobachter in dieser Situation aggressive Gefühle hat.
Lernen durch Versuch und Irrtum
Bei dieser Form wird ein Verhalten einfach ausprobiert. Dies kann zufällig sein oder unter Umständen ganz beabsichtigt. Das Verhalten kann auch ausprobiert werden, weil eine Person dieses Verhalten zeigte (Lernen am Modell). Ist das Verhalten erfolgreich – also hat die gewalttätige Person einen Vorteil davon – wird es beibehalten. Erfolgreich kann ein Verhalten auch sein, wenn es emotionale Entlastung bringt. Unter Umständen erfolgt die Belohnung auch durch den Erhalt von Geld oder, was noch höher und wirksamer einzustufen ist, durch die Anerkennung der Gruppe. Führt das Verhalten oft zum Erfolg festigt es sich und Gewalt tritt auch ohne erkennbaren Anlass auf.
Lernen durch klassisches Konditionieren
Diese Form ist in Bezug auf Gewalt sicherlich extrem selten anzutreffen. Hierbei müssen zwei Reize gleichzeitig dargeboten werden. Das bedeutet, dass Gewalt gleichzeitig mit einem neutralen Reiz, beispielsweise der Erscheinung einer bestimmten Jackenfarbe, ausgeübt wird. Nach mehreren Wiederholungen dieser Kombination tritt Gewalt immer auf, wenn die Jackenfarbe gezeigt wird.
Was tun?
Die Reaktion muss direkt nach einer Gewalttat folgen. Es ist zunächst einmal einfach nur klar zu machen, dass Gewalt nicht geduldet wird. Auf die positiven Effekte müssen negative Effekte folgen, die für die einzelne Person schwerer wiegen als die Vorteile durch diese Verhaltensweise.
Die Vorbildfunktion der Erwachsenen Personen spielt ebenfalls eine große Rolle. Gerade Jugendliche, die ohnehin schon durch die Pubertät gereizt sind, brauchen Vorbilder, die gänzlich auf Gewalt verzichten. Wenn die Erwachsenen ein friedfertiges Bild vorleben, dann wird es von den Jugendlichen übernommen.