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Gesundheit lässt sich lernen – aber wie?

Bewegungsmangel und Ernährungsfehler machen krank. In den Industrieländern sind so genannte Zivilisationskrankheiten weit verbreitet. Sie wären durch ein ausgewogenes Leben zu vermeiden, sagen Fachleute.

Der eigenen Gesundheit zuliebe Gewohnheiten ändern – ein Thema, über das im April 2016 in Wiesbaden Fachleute auf dem 115. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin diskutierten. Denn: Nur jeder fünfte Deutsche treibt regelmäßig Sport. Es seien vor allem Bewegungsmangel gepaart mit ungesunder Ernährung und Zigarettenkonsum, die die „Zivilisationskrankheiten“ zunehmen ließen, sagen Fachleute.

Lebensqualität lässt sich sichern

Körperliche und geistige Frische sind die Grundlage für Gesundheit und Lebensqualität. Dennoch verhalten sich die meisten Menschen in den Industrieländern eher gesundheitsschädigend. „Professor Dr. Hans-Georg Predel, Leiter des Instituts für Sportmedizin und Kreislaufforschung an der Deutschen Sporthochchule in Köln: „Es gibt keinen Zweifel daran, dass eine effektive Prävention der Zivilisationskrankheiten grundsätzlich möglich ist“. Deshalb sucht die Präventionsmedizin nach Wegen, wie sich die Erkenntnis aus der Forschung in die Praxis umsetzen lassen. „Dafür brauchen wir flächendeckend zielgruppenspezifische Programme“, so Predel.

Neben ausgewogener Ernährung und dem Verzicht auf Zigaretten gehörten zu einem gesunden Lebensstil vor allem regelmäßige körperliche und auch geistige Aktivität. Die Menschen müssten motiviert und angeleitet werden, meint der Sportmediziner. Erfolgversprechend sei dieser Aufwand aber nur dann, wenn die Menschen die Fähigkeit erlangen, den neuen Lebensstil dauerhaft umzusetzen, so Predel.

Gewichtszunahme vermeiden

Normalgewichtigen Patienten gibt er deshalb ganz praktische Tipps an die Hand. So etwa den Rat, ab einem Alter von Dreißig nicht mehr die Kleidergröße zu ändern. Zwar verlangsame sich mit zunehmendem Lebensalter der Stoffwechsel. Das bedeute aber nicht zwingend, dass das Gewicht steigt. Bewegung könne ausgleichen. Predel: „Die Menschen müssen zu Gesundheitsmanagern in eigener Sache werden“

Nun haben aber viele Menschen mit zunehmendem Alter arg viele „Zipperlein“. Und dazu zählt besonders zu hoher Blutdruck. Der muss auch bei sehr betagten Menschen konsequent behandelt werden, fordern die Internisten. Durch eine angemessene Behandlung lässt sich selbst bei über Achtzigjährigen Schlaganfall oder Herzerkrankung vorbeugen.

Altersbedingte Hypertonie

Hintergrund ist, dass im Alter bei vielen Menschen der obere – systolische – Wert des Blutdrucks steigt, während der untere – diastolische – Wert gleich bleibt oder gar sinkt. Ursache ist die mit dem Alter abnehmende Elastizität der Hauptschlagader. Die kann die nachdem Herzschlag auftretenden Druckspitzen nicht mehr abfangen. „Bis anfangs der Neunziger Jahre galt dies als eine unvermeidbare Alterserscheinung“, so der Kongressvorsitzende Professor Dr. Rainer Kolloch aus Bielefeld. Ein systolischer Blutdruck von 100 plus Lebensalter galt als normal. Heute wissen wir, so Kolloch, dass diese „isolierte systolische Hypertonie Gesundheit und Leben älterer Menschen gefährdet.“

Mehrere klinische Studien haben gezeigt, dass sich mit einer nachhaltigen medikamentösen Behandlung die Zahl der Schlaganfälle um bis zu 30 Prozent, die der Herzinfarkte und verwandter Erkrankungen um bis zu 23 Prozent senken lässt. Die Sterblichkeit sinkt. Die Leitlinien sind daher geändert worden und raten zu einem oberen Wert von höchsten 140 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).

Der Blutdruck lässt sich einstellen

Das Problem für den älteren Menschen ist, den oberen Wert zu senken, ohne dass auch der untere sinkt. Ein diastolischer Druck von 700 mmHg sollte nicht unterschritten werden – zumindest dann, wenn der Patient mit Durchblutungsstörungen des Herzens vorgeschädigt ist. Sonst könnten sich diese noch weiter verschlechtern, und ein Herzinfarkt droht.

Eine Studie im Jahre 2015 hat gezeigt, dass auch bei hoch betagten Patienten jeder Zweite diese Werte erreichen kann. Die Untersuchung ist sogar vorzeitig abgebrochen worden, weil die Zahl tödlicher Schlagfälle und der Herzerkrankungen deutlich gesunken war. Behandlungsrisiken konnten ausgeschlossen werden.