Nicht nur Übergewicht und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko an Typ 2-Diabetes zu erkranken, auch Schlafmangel und Schlafstörungen gelten als Risikofaktor.
Wer gesund bleiben will, braucht ausreichenden und ungestörten Schlaf. Wie wichtig gesunder Schlaf für die Stoffwechselprozesse im Körper ist, das geht aus einer Studie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck hervor. Dort konnte der Mediziner Dr. med. Sebastian M. Schmid mit seinem Team den Zusammenhang nachweisen zwischen schlechtem Schlaf und dem Risiko an Typ 2-Diabetes zu erkranken.
Volkskrankheit Typ 2–Diabetes
Mehr als 8 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Diabetes. Etwa 90% von ihnen haben einen so genannten Typ 2-Diabetes, der häufig mit Übergewicht einhergeht und meistens in der zweiten Lebenshälfte auftritt. Diabetes ist zur Volkskrankheit geworden, die sich rasant ausbreitet.
Beim Typ 2-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse zwar Insulin, es besteht aber eine zunehmende Resistenz gegen das körpereigene Insulin. Die Körperzellen können daher das Insulin nicht mehr aufnehmen. Das hat zur Folge, dass Zucker aus dem Blut nicht mehr als Energielieferant in die Zellen gelangen kann – der Blutzucker steigt an.
Typ 2-Diabetes entsteht schleichend, oft lange Zeit unbemerkt. Ungesunde Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel sind neben einer genetischen Veranlagung die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung des Typ 2-Diabetes.
Schlafmangel bewirkt eine Insulinresistenz
Mit der Untersuchung am Universitätsklinikum in Lübeck bestätigen die Forscher frühere Studien, die ebenfalls darauf hindeuten, dass schlechter Schlaf zur Entstehung des Typ 2-Diabetes beiträgt. In der Studie zeigten sich messbare Auswirkungen auf den Zuckerstoffwechsel bereits nach zwei Nächten mit verkürzter Schlafdauer von weniger als 4,5 Stunden. Aber auch bei ausreichend langem, aber gestörtem Schlaf zeigten sich diese Ergebnisse.
So entwickelten die 15 Studienteilnehmer ein stärkeres Hungergefühl , ihr spontanes Bewegungsverhalten verringerte sich. Weiterhin zeigten sich in Laboruntersuchungen Vorstufen eines Typ 2-Diabetes: die Empfindlichkeit der Zellen für das Blutzucker senkende Hormon Insulin verringerte sich und die Konzentration bestimmter ungesättigter Fettsäuren (NEFA) im Blut stieg an. Beide Ergebnisse sind Kennzeichen einer Insulinresistenz.
Bemerkenswert an diesen Studienergebnissen ist, dass sie sich auf gesunde, normalgewichtige Männer beziehen. Demnach ist der Risikofaktor Schlafmangel unabhängig von anderen Risikofaktoren für Typ 2-Diabetes, wie etwa Übergewicht oder mangelnde Bewegung. Noch nicht vollständig geklärt sind allerdings die Gründe für die entdeckten Zusammenhänge.
Ausreichend Schlaf als Vorbeugung gegen Typ 2-Diabetes
Regelmäßige Bewegung in den Alltag einzubauen, das ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung eines Typ 2-Diabetes. Ausreichender und ungestörter Schlaf dürfte nach den Lübecker Studienergebnissen an Bedeutung bei der Diabetes-Prävention gewinnen.
Welche Schlafdauer für einen Menschen ausreicht, ist genetisch festgelegt. Das Schlafbedürfnis bei gesunden Erwachsenen liegt zwischen sechs und acht Stunden. Aber auch eine Schlafdauer von bis zu zehn Stunden gilt als „normal“. Ausreichend geschlafen hat, wer sich tagsüber wach und ausgeschlafen fühlt und erst dann wieder müde wird, wann er üblicherweise zu Bett geht.
Wer über längere Zeit unter Schlafstörungen leidet, sollte einen Arzt aufsuchen. Häufig ist es sinnvoller, die Ursachen in einem Schlaflabor abklären zu lassen, statt Schlaf- oder Beruhigungsmittel zu nehmen.