„Gesund beginnt im Mund!“ – Aber wie? Bei Erwachsenen im Alter von über 45 Jahren gilt Parodontitis als die häufigste Ursache für Zahnverlust. Wie kann man sich wirkungsvoll schützen?
Was sind die Folgen einer mangelhaften Zahnpflege?
Die Mundhöhle ist ein natürlicher Lebensraum für eine Vielzahl von Bakterien, die jedoch nicht alle schädlich sind. Erst bei unzureichender Pflege nimmt die Zahl der Schadbakterien zu. Um die Zähne herum bildet sich ohne regelmäßiges Zähneputzen bald ein Belag (Plaque), in dem Bakterien siedeln, die aus Kohlenhydraten aggressive Säuren bilden. Diese greifen den Zahnschmelz an, Karies entsteht.
Auch das Zahnfleisch ist bedroht. Besonders in den Zahnzwischenräumen und an den Zahnfleischrändern können sich Entzündungsherde bilden, verursacht durch die Stoffwechselprodukte besagter Bakterien, es kommt zur Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Gesundes Zahnfleisch umschließt die Zahnhälse und hat eine stützende Funktion. Wie auch die Zahnwurzelhaut und die zahnumgebende Knochensubstanz (Alveolarknochen) gehört das Zahnfleisch zum Zahnhalteapparat. Infolge der Entzündung bildet sich das Zahnfleisch allmählich zurück, Zahnwurzel und Alveolarknochen werden angegriffen. Die Gingivitis weitet sich zur Parodontitis aus. Durch die Ausbreitung der Infektionsherde ins umliegende Gewebe wird der Zahnhalteapparat zerstört, Zähne lockern sich und fallen schließlich aus.
Parodontitis ist immer noch eine Volkskrankheit
Bei Erwachsenen im Alter von über 45 Jahren gilt Parodontitis als die häufigste Ursache für Zahnverlust. Bemerkbar macht sich eine beginnende Parodontitis durch vermehrtes Zahnfleischbluten, geschwollenes und gerötetes Zahnfleisch, nicht selten schmerzhaft. Durch den Rückzug des Zahnfleischs liegen oft die Zahnhälse frei. Der Übergang vom Zahnhals zum Zahnfleisch reagiert meist empfindlich, besonders auf Kälte und Wärmereize. Man sollte auf gar keinen Fall solange mit dem Zahnarztbesuch warten, bis sich ein fauliger Fötor (Mundgeruch) und lockere Zähne einstellen!
Nicht nur im Mundraum kommt es zu gravierenden Schäden
Von Erkrankungen des Mundraums können auch viele andere Erkrankungen des Organismus ausgehen, wie die medizinische Forschung gezeigt hat. Durch das angegriffene Zahnfleisch gelangen pathogene (krankmachende) Keime ins Blut und können im Organismus Schaden anrichten. Laut einer Information des österreichischen Bundesministeriums für Soziale Sicherheit und Generationen kann es zu verschiedenen Folgeerkrankungen kommen. Dazu zählen:
- Thrombose, Herzinfarkt und Schlaganfall
- Blutgerinnungsstörungen, außerdem können die Wände der Blutgefäße geschädigt werden
- Chronische Meningitis (Hirnhautentzündung)
- Abszesse im Gehirn
- Erkrankungen der Haut
- Komplikationen in der Schwangerschaft
- Magengeschwüre
- Gelenksbeschwerden
Schutz durch zahngesunde Ernährung
Als besonders schädlich für die Zähne gilt Zucker, der häufig auch versteckt in Lebensmittel vorkommt (Ketchup, Joghurts, etc.). Ihn gilt es nach Möglichkeit zu vermeiden. Nach dem Verzehr von Süßem sollte man die Zähne putzen. Nach dem Verzehr saurer Speisen oder Limonaden sollte man bis zur Zahnpflege etwa eine halbe Stunde warten, damit sich die Säuren abbauen können. Als Getränke sind Wasser und ungesüßte Tees ideal, denn sie unterstützen die natürliche Speichelproduktion. Knackiges Gemüse trainiert den Kauapparat und fördert Speichelbildung.
Soweit muss es jedoch nicht kommen, denn durch frühzeitige und regelmäßige Pflege lassen sich Zähne und Mundschleimhaut lange gesund erhalten. Hier wie auch bei der Allgemeingesundheit des Menschen setzt das Konzept der Prophylaxe an. Der Begriff Prophylaxe leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet so viel wie „sich vorsehen, vorsichtig sein“. Prophylaxe beinhaltet daher alle vorbeugenden Maßnahmen, durch die sich ganz allgemein Schaden und Unheil, also auch Krankheiten vermeiden lassen.
Mundgesund durch die richtige Pflege
So wie wir unseren Körper regelmäßig pflegen, um Krankheiten vorzubeugen, so hält eine sorgfältige Mundhygiene Zähne und Zahnfleisch gesund. Idealerweise sollten nach jeder Mahlzeit etwa drei Minuten lang die Zähne geputzt werden, mindestens jedoch zweimal täglich. Ideal zur Reinigung ist eine fluoridhaltige Zahnpasta, denn Fluoride schützen wirkungsvoll vor Karies. Sie unterstützen die Remineralisierung des Zahnschmelzes, stärken und schützen ihn vor schädlichen Säuren. Außerdem hemmen sie den Bakterienstoffwechsel (Glykolyse), wodurch weniger schädliche Säuren anfallen. Grundsätzlich sollten immer vertikal von “Rot nach Weiß”, also vom Zahnfleisch weg gebürstet werden. Es empfiehlt sich, den Mund vor dem Putzen einmal gründlich mit Wasser auszuspülen. Detaillierte Auskunft zu Reinigungstechniken und -Mittel kann am besten der Zahnarzt geben.
Oftmals vernachlässigt: die Zunge
Auf der Zunge siedeln sich gerne Bakterien, die eine Ursache für Mundgeruch (Halitosis) sein können, an. Der Belag auf dem Zungenrücken lässt sich gut mit einem speziellen Zungenreiniger oder der Zahnbürste durch Abstreifen von hinten nach vorn entfernen. Dadurch reduziert man den Mundgeruch und der Geschmackssinn verbessert sich.
Mit jeder Zahnbürste werden gute Reinigungsergebnisse erzielt. Allerdings hieß es in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK): „Bürsten mit oszillierend-rotierender Bewegungscharakteristik sind Handzahnbürsten bezüglich Plaqueentfernung und Gingivitisreduktion in Kurz- und Langzeitstudien überlegen, ohne dass ein erhöhtes Traumatisierungsrisiko besteht“.
Weitere Reinigungshilfsmittel sind Interdentalbürste und Zahnseide. Sie eignen sich gut zum Reinigen der größeren Zahnzwischenräume, beziehungsweise der engen Zahnzwischenräume.
Die professionelle Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis
Zunehmend an Bedeutung gewinnen moderne Prophylaxeverfahren, die in der zahnärztlichen Praxis angeboten werden. Dort gibt es zum Beispiel die professionelle Zahnreinigung, abgekürzt PZR, deren Anwendung etwa alle sechs Monate empfohlen wird. Meist führt diese eine Assistentin mit spezieller Fortbildung durch. Durch die PZR werden alle harten und weichen Beläge inklusive der Bakterien viel gründlicher als bei der normalen, häuslichen Zahnpflege beseitigt. Die PZR unterscheidet sich von Zahnsteinentfernung im Rahmen der üblichen zahnärztlichen Kontrolluntersuchung durch den Einsatz von Spezialinstrumenten wie z. B. eines Pulverstrahlgeräts, spezielle Bürsten und Zahnseide. Nach einer glättenden Politur werden die gereinigten Zahnflächen mit einem Fluorid-Lack überzogen, um einen zusätzlichen Säureschutz zu erreichen. Die Kosten für eine PZR wird in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen.