In der modernen Ernährungslehre nehmen Fette wieder ihren gebührenden Stellenwert ein. Unsere Aufmerksamkeit sollte jedoch stets den gesunden Fetten gelten.
Fette (Lipide) sind lebensnotwendige Bestandteile unserer Nahrung und stellen wichtige Energie-Lieferanten für den Körper dar. Fette bilden die äußere Schicht einer Körperzelle (die Zellmembran), die aus einer Doppelschicht von Phospholipiden (eine Kombination aus Fett- und Phosphormolekülen) besteht. Sie sind für das Funktionieren der Zellen unabdingbar und daher für unseren Organismus von essentieller Bedeutung. Ohne Lipide sind viele fettlösliche Stoffe, wie beispielsweise Vitamine, vom Körper nicht verwertbar. Der gänzliche Verzicht auf Fett würde ein Versagen von Stoffwechselprozessen und das Fehlen wichtiger Substanzen für den Aufbau von Hormonen zur Folge haben.
Ein wenig Chemie
Chemisch betrachtet bestehen Fettsäuren aus Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Sauerstoffatomen. Nach ihrer Struktur unterscheidet man gesättigte, einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren.
- Gesättigte Fettsäuren weisen in ihrer chemischen Struktur zwischen den Kohlenstoffatomen der Molekülkette keine Doppelbindung auf und sind vorwiegend in tierischen Fetten (wie Milch, Käse, Wurst und Fleisch) enthalten. Sie können vom menschlichen Organismus selbst hergestellt werden und sind daher in Bezug auf die Nahrungsaufnahme nicht essenzielle Fettsäuren.
- Ungesättigte Fettsäuren: Ungesättigt bedeutet, dass diese eine oder mehrere Doppelbindungen zwischen ihren Kohlenstoffatomen besitzen. Sie können vom Körper nicht selbst hergestellt, sondern müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Man bezeichnet sie daher als essenzielle Fettsäuren. Auf Grund ihrer chemischen Bindungsverhältnisse unterscheidet man einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren.
- Einfach ungesättigte Fettsäuren gelten als die gesündesten und sind in Olivenöl, Rapsöl, Nüssen, Avocados und anderen enthalten. Das Charakteristikum dieser Fettsäuren ist das Vorkommen von nur einer Doppelbindung zwischen den Kohlenstoffatomen der Molekülkette.
- Mehrfach ungesättigte Fettsäuren besitzen mehr als eine Doppelbindung zwischen den Kohlenstoffatomen des Moleküls. Ihre wichtigsten Vertreter sind die so genannten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuren sind vorwiegend in Kaltwasserfischen (Lachs, Makrele, Thunfisch, Hering) enthalten. In Pflanzen kommen sie als Alfa-Linolensäure vor. Davon besitzen Leinöl 60%, Walnussöl 13% und Rapsöl 9% als Vorstufe dieser wertvollen Omega-3-Fettsäure den höchsten Anteil. Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure) sind in Mais-, Sonnenblumen- und Erdnussöl enthalten.
Für Ihre Gesundheit am wirkungsvollsten sind Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, wenn sie im richtigen Verhältnis von (2:1) aufgenommen werden. So können Sie die Gedächtnisleistung steigern, Drüsen- und Organfunktionen verbessern, wie auch das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen senken. Auch unterstützen sie den Einbau von Mineralstoffen in Knochen und Gewebe, helfen bei der Hämoglobinsynthese und sind für das Zellwachstum erforderlich.
Fette und einige ihrer physiologischen Funktionen
In den Jahren des Wachstums werden Fette dringend für die Gehirnentwicklung benötigt. Das Gehirn eines Erwachsenen besteht zu einem Großteil aus fettähnlichen Strukturen. Nach der Pubertät wird nicht mehr so viel Fett für die Entwicklung benötigt. Danach steht Fett dem Organismus vor allem als hochkonzentrierte Form von Energie zur Verfügung. Die Fette werden in körpereigenen Depots gespeichert: den Fettzellen. Sie lagern sich einerseits an äußerlich gut sichtbaren Stellen an, wie etwa dem Bauch, den Schenkeln oder dem Gesäß. Das Gesäß ist auch unser größter Fettspeicher. Andererseits lagert sich Fett auch im Körperinneren ab, in den Fettzellen der Organe. Diese inneren Fettpolster sind weitaus gefährlicher als die äußerlich sichtbaren, weil sie das reibungslose Funktionieren der Organe beeinträchtigen. Arteriosklerose und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems können die fatale Folge des Übergewichts sein.
In der Evolution hatten Fette die Bedeutung eines Speichers, mit dem sich Hungerperioden, lange Winter und Krankheiten überwinden ließen.
Fett ist nicht gleich Fett
Nahrungsfette waren eine Zeit lang der Sündenbock verschiedener Ernährungslehren. Es hieß: Fett macht dick, erhöht den Cholesterinspiegel, lagert sich an den Arterienwänden ab und begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die scheinbar logische Schlussfolgerung, je weniger Fett, desto gesünder ist die Ernährung, ist aus heutiger Sicht unhaltbar. Denn erstens ist Fett nicht gleich Fett, und zweitens ist Fett nicht schlecht für die Gesundheit. Es kommt nur darauf an, ob das Fett vom Schweinebraten, von Kürbiskernen oder von Fischen stammt.
Gesunde Fette
Zu den „gesunden Fetten“ zählen die ungesättigten Fettsäuren. Tatsächlich kann mit den „heilenden“, guten Fetten in den Hormonhaushalt des Organismus und damit in Alternsprozesse eingegriffen werden. Denn gute Fette drosseln eine überhöhte Ausschüttung von Insulin und fördern die Produktion von Eicosanoiden, der immens wichtigen Gewebshormone. Eicosanoide sind hormonähnliche Stoffe mit vielen den Stoffwechsel regelnden Funktionen. Eicosanoide werden sowohl aus Omega-6 als auch aus Omega-3 Fettsäuren gebildet. Durch die Aufnahme von gesunden Fetten wird die Entstehung einer ganzen Reihe chronischer Erkrankungen verhindert. Die Ernährung mit den „heilenden“ Fetten wird so zur wirkungsvollen Anti-Aging-Strategie.
Fett macht glücklich
Fett ist der Geschmacksträger schlechthin und kann einfach gut schmecken und ein wunderbares Gefühl der Zufriedenheit und Sättigung hinterlassen. Ohne Fett schmeckt das Essen nicht so gut, und ohne Fett könnten auch viele der fettlöslichen Vitamine vom Körper nicht verarbeitet werden. Fett wird zwar langsamer als Kohlenhydrate und Eiweiße verdaut, in Kombination mit Zucker wirkt es jedoch glücksfördernd, indem es den Botenstoff Serotonin zur Ausschüttung anregt. Dieser in den Nervenzellen als Neurotransmitter agierende Stoff ist ein Glückshormon. Je mehr sich von ihm in den Synapsen befindet, desto zufriedener ist der Mensch. Wohl auch deshalb kann das Abnehmen beim Menschen ein Stimmungstief verursachen.
Verwenden Sie die gesunden Öle
Es sollten stets kalt gepresste Speiseöle erster Pressung verwendet werden. Beim kalten Pressen bleiben Stoffe wie Phytoöstrogene, Lecitin, Carotin, Chlorophyll, Vitamin E und andere erhalten, die eine positive Wirkung auf den Organismus ausüben können. Walnüsse, Haselnüsse, Paranüsse, Pistazienkerne, Mandelkerne, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Sesamsamen, Leinsamen, Avocados etc. besitzen ebenfalls eine ausgezeichnete Mischung verschiedener gesunder Fettsäuren und andere Inhaltsstoffe, die sich positiv auf unseren Körper auswirken.
Essen Sie mehr pflanzliche Fette
Aus all diesen Fakten geht hervor, dass eine Reduktion tierischer Fette im Speiseplan zugunsten der ungesättigten Fettsäuren vorgenommen werden sollte, um damit der Gesundheit den Vorrang zu geben. Sind Sie bei der Verwendung von den so genannten Trans-Fettsäuren vorsichtig. Sie entstehen durch hohes Erhitzen und Hydrierung bei der industriellen Herstellung von Nahrungsmitteln. Sie enthalten denaturierte Öle in Form von gehärteten Fetten, wobei es sich meist um pflanzliche Fette und Öle handelt. Betroffen sind beispielsweise industriell gefertigte Backwaren, Fastfood, Fertiggerichte.